AdobeStock/scharfsinn86

Bundestag verlängert Mautbefreiung für Elektro-LKW und öffnet die Tür zur Smartphone-Maut

Lesezeit 4 Min.

Elektro-LKW bleiben in Deutschland länger ohne Maut und die Politik setzt zugleich einen weiteren Baustein zur Digitalisierung des Gebühren­systems. Mit der Entscheidung folgt der Bundestag nicht nur einer neuen EU-Linie, sondern schafft auch zusätzliche Anreize für den Umstieg auf emissionsfreie Nutzfahrzeuge. Für die Branche sind die Auswirkungen klar: mehr Planungssicherheit, aber auch neue technische Pflichten.

Der Bundestag hat letzte Woche das „Vierte Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschriften“ verabschiedet und damit die Mautbefreiung für batterieelektrische schwere Nutzfahrzeuge bis zum 30. Juni 2031 verlängert.

Damit setzt Deutschland eine politische Linie um, die zuvor auch das EU-Parlament unterstützt hatte: Zero-Emission-LKW sollen mit einer verlängerten Mautbefreiung bis Mitte 2031 gefördert werden.

Der Bund sieht die Befreiung laut Begründung als Anreiz, um die Anschaffungskosten emissionsfreier LKW abzufedern und die Wirtschaft beim Umstieg auf klimafreundliche Antriebe zu unterstützen.

Die bisherige Befreiung wäre Ende 2025 ausgelaufen. Hersteller und Flottenbetreiber erhalten nun erneut mehrere Jahre Planungssicherheit.

Breite politische Zustimmung, Kritik bleibt trotzdem

Für die Verlängerung stimmten CDU/CSU, SPD, Grüne und Die Linke, die AfD votierte dagegen. In ihrer Stellungnahme begrüßt der Bundesrat ausdrücklich die verlängerte Befreiung sowie die klimapolitische Steuerungswirkung.

Zugleich betont er, die Mautbefreiung sei „ein Baustein“, um Investitionen in emissionsfreie LKW attraktiver zu machen. Weitere Maßnahmen, etwa verlässliche CO2-Flottengrenzwerte oder der schnellere Ausbau der Ladeinfrastruktur, seien ebenso notwendig.

Digitalisierung der Maut: Einbuchung künftig auch per Smartphone

Der Beschluss umfasst nicht nur die Förderung von Elektro-LKW, sondern auch eine tiefgreifende Modernisierung des Mautsystems.

App statt On-Board-Unit, künftig möglich

Der Bundestag hat die gesetzliche Grundlage geschaffen, damit sich LKW künftig per Smartphone-App in die Maut einbuchen können.
Damit wird das bisherige System, das fast ausschließlich auf On-Board-Units (OBU) basiert, erstmals ergänzt.

Neue Rechtsgrundlagen für Datenverarbeitung

Laut Gesetz entsteht dafür eine Rechtsgrundlage für Erhebung, Speicherung, Verwendung und Übermittlung von Daten durch das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) und den Betreiber. Auch die Übermittlung gesperrter Fahrzeuggeräte wurde gesetzlich fixiert.

Regelmäßige Prüfung der CO₂-Klassen

Zudem wird vorgeschrieben, dass die Einstufung von Fahrzeugen in die CO2-Emissionsklassen alle sechs Jahre überprüft werden muss – Anpassungen inklusive. Damit trifft Deutschland Vorgaben aus dem EU-Recht, das zum 1. Januar 2026 vollständig umgesetzt sein muss.

Der Bundesrat begrüßt diese Neuerungen ausdrücklich, da sie digitale Prozesse einfacher machen und die Emissionsklassen präziser fassen.

Was die Verlängerung für die Branche bedeutet

Für Logistikunternehmen hat die Entscheidung direkte wirtschaftliche Folgen:

  • Elektro-LKW bleiben bis Mitte 2031 vollständig mautfrei, während Diesel-LKW seit 2023 CO2-abhängig höher belastet werden.
  • Die Befreiung verbessert die Gesamtkostenrechnung (TCO) emissionsfreier Fahrzeuge über mehrere Jahre deutlich.
  • Hersteller wie MAN, Daimler Truck und Volvo Trucks erhalten stabile Rahmenbedingungen, um ihre Hochlaufpläne im E-Segment zu synchronisieren.

Branchenvertreter werten die Verlängerung als klares Marktsignal, auch wenn Kritik bleibt, weil Logistikunternehmen beim Industriestrompreis sowie bei Steuerentlastungen für Strom weiterhin nicht berücksichtigt werden.

Europaweiter Markt: E-LKW legen zu, doch Diesel dominiert weiter

Trotz politischer Signale bleibt der Markt für emissionsfreie Nutzfahrzeuge in Europa heterogen. Die neuesten ACEA-Zahlen (Q1–Q3 2025) zeigen:

Marktanteile elektrisch betriebener LKW in Europa

  • Anteil elektrisch betriebener LKW in der EU: 3,8 %
  • Diesel dominiert weiterhin: 93,5 %

Neuzulassungen nach Ländern (elektrisch, Q1–Q3 2025)

  • Deutschland: 5,5 %
  • Frankreich: 3,3 %
  • Österreich: 4,1 %
  • Polen: 0,6 %
  • Dänemark: 11,6 %
  • Schweden: 15 %

Besonders Dänemark und Schweden zeigen, wie staatliche Fördersysteme und klimapolitische Rahmenbedingungen die Marktdynamik beschleunigen können.

Einordnung für die Branche

Mit der verlängerten Mautbefreiung schafft Deutschland, im Gleichklang mit der EU, einen starken finanziellen Hebel, um den Markthochlauf von Elektro-LKW zu fördern.

Gleichzeitig zwingt die neue Smartphone-Maut Spediteure und Betreiber, sich technologisch breiter aufzustellen. Für Flotten, die ihren CO2-Fußabdruck verbessern wollen, ist der politische Kurs klar: Der Umstieg wird günstiger und der Druck auf dieselbasierte Flotten steigt weiter.

Tags:

Auch lesen