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LKW-Maut auf allen Straßen in Deutschland: UBA fordert Ausweitung ab 2030

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Die kommende Dekade entscheidet über Deutschlands Klimaneutralität bis 2045. Im Zentrum steht der Verkehr und insbesondere der Straßengüterverkehr. Das Umweltbundesamt (UBA) legt nun ein konkretes Konzept vor: Ab 2030 soll die LKW-Maut nicht mehr nur auf Bundesfernstraßen gelten, sondern auf das gesamte Straßennetz ausgeweitet werden.

In einer umfangreichen Studie legt das Umweltbundesamt (UBA) dar, wie Deutschland bis 2040 seine Treibhausgasemissionen um mindestens 90 Prozent gegenüber 1990 senken kann.

„Die kommende Dekade von 2030 bis 2040 ist entscheidend, um in 20 Jahren die Treibhausgasneutralität in Deutschland sicher zu erreichen.“ Mit diesem Satz leitet das UBA seine jüngste Analyse zum deutschen Emissionspfad ein. Der Verkehrssektor steht dabei im Zentrum. Bereits heute müssten laut UBA „Leitplanken“ gesetzt werden, um fossile Pfadabhängigkeiten zu vermeiden und dabei rückt ein Hebel besonders in den Fokus: die LKW-Maut. 

Konkret fordert das Umweltbundesamt:

„Ab 2030 sollte (…) eine Ausweitung der LKW‑Maut auf alle Straßen (bisher: nur Bundesfernstraßen) die bestehende Lenkungswirkung der LKW-Maut verstärken und die Antriebswende unterstützen.“

Der erwartete Effekt, eine beschleunigte Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs, zusätzliche Einnahmen für Infrastrukturprojekte und eine klare Bepreisung der tatsächlichen Umweltkosten. Die zusätzlichen Mauterlöse sollen laut UBA:

  • die Finanzierung der E‑Ladeinfrastruktur sichern,
  • den Ausbau des Schienennetzes mittragen.

Für Logistikunternehmen bedeutet dies eine grundlegende Neusortierung der Kostenstruktur unabhängig davon, ob Transporte über Autobahnen oder kommunale Strecken abgewickelt werden.

Verkehrswende: Elektromobilität und Infrastruktur im Fokus

Wie sich der Straßengüterverkehr nach Vorstellung des UBA entwickeln soll, beschreibt die Studie mit konkreten Eckpunkten:

  • Elektrische LKW: Die CO2-Komponente der Maut leite „schon vor 2030 den Hochlauf elektrischer LKW ein“. Neue LKW mit Verbrennungsmotor sollen spätestens Mitte der 2030er-Jahre weitgehend vom Markt verschwinden.
  • Schnelllade-Infrastruktur: Ein flächendeckendes Netz mit „Megawatt Charging“-Ladepunkten sei ebenso erforderlich wie Oberleitungsstrecken auf zentralen Korridoren.
  • Klarer Fokus bei E-Fuels: Synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff sollen nur dort zum Einsatz kommen, wo eine Elektrifizierung technisch nicht möglich ist, etwa im Luft- oder Seeverkehr.

Der Bericht macht klar: Wer auch nach 2030 auf dieselbetriebene LKW setzt, wird strukturell benachteiligt sein, nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch ökonomisch.

Pkw-Maut, Verbrenner-Aus und neue Marktregeln

Auch wenn die LKW-Maut im Zentrum steht, ist die Forderung Teil eines umfassenden Maßnahmenbündels:

  • Ab 2030 soll auch eine fahrleistungsabhängige Pkw-Maut auf allen Straßen eingeführt werden, bis 2035 stufenweise steigend.
  • Deutschland soll spätestens ab 2032 keine neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zulassen, drei Jahre früher als von der EU gefordert.
  • Zielgröße: mindestens 50 Prozent Elektro-Pkw im Bestand bis 2035.

Das Umweltbundesamt sieht in all diesen Maßnahmen nicht nur Klimapolitik, sondern auch Wirtschaftspolitik: Die Transformation soll klare Rahmenbedingungen schaffen, mit Planungssicherheit für Unternehmen und sozialer Abfederung für Betroffene.

Eine neue Ära der Kostenwahrheit im Güterverkehr?

Die Ausweitung der LKW-Maut ist in ihrer Tragweite kaum zu überschätzen. Sie würde das bisherige Mautsystem grundlegend verändern und damit auch die Standortentscheidungen, Routenwahl und Investitionsstrategien in der Logistik. Gleichzeitig unterstreicht das UBA: Nur mit wirksamen Preissignalen lassen sich die Ziele bis 2045 erreichen.

Was bislang nach einer fernen Vision klang, bekommt mit dem Jahr 2030 nun ein konkretes Datum, da erstmals ein offizielles Klimaschutzszenario einer Bundesbehörde vorliegt, das:

  • die vollständige Mautausweitung ausdrücklich vorsieht,
  • die Antriebswende der schweren Nutzfahrzeuge als gesetzt betrachtet,
  • und den Finanzierungsschwerpunkt auf Schiene und Ladeinfrastruktur legt.

Die Debatte über die Ausweitung der LKW-Maut dürfte damit neu entfacht werden, auch in der Transportwirtschaft.

Die Analyse ist Teil des aktuellen Positionspapiers des Umweltbundesamts zur Treibhausgasneutralität bis 2045. Das vollständige Papier mit dem Titel „Klimaneutralität 2045: Emissionspfad 2040“ ist abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/bis-2040-treibhausgase-um-mindestens-90-prozent

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