Die Wege, in Startups zu investieren – was ist wichtig – besser ist ein Startup zu kaufen oder zu gründen?

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Für Startup-Investoren gilt die Regel – je höher das Risiko, desto höher die zu erwartende Rendite. Aus diesem Grund spricht man bei Investitionen in Startups von Venture Capital (Wagniskapital).

Mit fortschreitendem Stadium des Startups sinkt das Investitionsrisiko, da die Entwicklung des Startups kalkulierbarer wird, jedoch sinkt zugleich die Renditeaussicht, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt investiert. Auch die Investitionshöhe ist je Investitionsrunde um ein Vielfaches höher als in der Frühphase des Startups. Man kann also nicht mehr so günstig einsteigen und sich dann einzukaufen wird teuer. Startups haben mit ihren Innovationen das Problem nicht ausreichend finanziert zu sein. Banken stellen für die neuen Geschäftsmodelle der Startups, wegen des hohen Ausfallrisikos, keine Kredite zur Verfügung. Genau an dieser Stelle tut sich die Chance für Investoren auf, denn sie sind die Lösung für die Finanzierungslücke der Startups. Hierbei kann man versuchen Startups mit einem Wertpapier zu vergleichen, dass nach spätestens 7-10 Jahren ausgelöst wird. Wenn in der Frühphase eine Seed-Investition getätigt wird, bekommen die Investoren für vergleichsweise wenig Geld einen guten Teil der Anteile (10-20%). Mit diesem Geld wächst das Startup und somit der Wert. In der nächsten Investitionsrunde (Serie A) bekommen die Investoren Anteile erst für ein Vielfaches mehr – das Wertpapier Startup wird gehebelt. Dieses hebeln des Firmenwertes geht mit dem Wachstum Hand in Hand. Nach 7-10 Jahre ist dann eine ausreichende Reife erreicht und das Startup hat je nach Geschäftsmodell und Erfolg einen Wert vom Millionen- bis Milliardenbereich erreicht. Die Gründer halten zusammen etwa noch 20% der Anteile und die Investoren in Summe die übrigen 80%. Je nach der Investitionsrunde haben sich die eigenen Anteile um ein Vielfaches vermehrt. Das „Wertpapier“ Startup wirft nun ein Vermögen ab. Es folgt hierfür der berühmte Exit. Dies wird entweder in Form eines Verkaufs des Unternehmens oder eines Börsengangs durchgeführt. Von 100 Startup haben 10 Erfolg und hiervon schaffen es nur 2 dieses Volumen zu erreichen, die bisherigen Verluste ausgleichen und sogar noch einen hohen Gewinn mitbringen, der die ganzen Verluste rechtfertigt. Es gilt wieder die Regel – je höher das Risiko, desto höher die zu erwartende Rendite.

Was macht ein gutes Startup aus? Wie schätzt man das Risiko und das Potential ein? Wie identifiziert man die richtigen Startups?…Ja wie setzt man auf das richtige Pferd?

Folgende Punkte können dabei eine Orientierung geben:

  • Welche Erfahrung und Qualifikation bietet das Gründerteam? Man sagt oft, dass in das Team und nicht in die Idee investiert wird. Lernen Sie das Team kennen, denn ein gutes Team macht auch eine mittelmäßige Idee groß.
  • Investieren Sie nur, wenn Sie auf das angelegte Kapital auch verzichten können. Es ist nicht nur für einen längeren Zeitraum gebunden, sondern es besteht auch das Risiko des Totalausfalls.
  • Streuen Sie Ihr Risiko, indem Sie in unterschiedliche Startups investieren.
  • Investieren Sie nur in Startups in dessen Branchen/Bereichen Sie sich auskennen. Es ist nie gut in ein Produkt zu investieren, dass man nicht versteht.
  • Macht der Businessplan Sinn? Ist das Geschäftsmodell klar? Sind die Umsatzprognosen realistisch? Prüfen Sie dies auf Herz und Nieren.
  • Wird sich das Startup mit seinem Team und der Innovation gegen Wettbewerber durchsetzen können?
  • Die Investmentbedingungen müssen geklärt und fixiert sein.
  • Lassen Sie keine Frage ungestellt.

Welche Möglichkeiten zu investieren gibt es?

  • Wenn man ein hohes Einlagevolumen bereitstellen kann und sich zurücklehnen will, gibt man sein Kapital in Venture Capital Fonds (VC), die große Erfahrung in der Identifikation und Investition in Startups mitbringen. Der Fond hält Anteile und übt das Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen aus.
  • Eine weitere Möglichkeit ist es sich als Business Angel eigenständig oder in einem Netzwerk auf die Suche nach passenden Startups zu begeben. Hierbei wird in der Regel nur in der Frühphase für vergleichsweise kleines Geld investiert. Man ist hier als Investor jedoch mehr gefordert und bringt sich ein. Man unterstützt die Startups im eigenen Portfolio nicht nur finanziell, sondern auch mit Kontakten und seiner Erfahrung. Der Angel Investor trägt aktiv zum Erfolg des Startups bei. Als Business Angel hält man die Anteile selbst und engagiert sich nicht nur, sondern übt direkt Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen aus.
  • Will man sich als Kleinanleger versuchen und geringe Summen ab einem 3-stelligen Eurobereich investieren, ist dies in Form von Crowdinvestments möglich. Meist kann hier über Onlineplattformen ein Eindruck von den Startups gewonnen werden. Da man einer von sehr vielen Crowdinvestoren ist und nur kleine Beträge investiert, kann keine tiefgreifende Prüfung der Startups durchgeführt werden. Als Crowdinvestoren übt man kein Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen aus.

Die nächste Frage, die sich einem stellt, ist: Wie findet man überhaupt Startups? Je nach gewünschter Kapitaleinlagehöhe hat man die Möglichkeit zu einem VC zu gehen, sich einem Business Angel Netzwerk anzuschließen oder eine Onlineplattformen für Crowdinvestment zu nutzen. Darüber hinaus gibt es für Investoren spezielle Anlaufstellen – nämlich Acceleratoren, die Startups mit bestimmten Branchenschwerpunkten beim Wachstum unterstützen und diese mit ihren Corporate Partnern (mittelständige und große Unternehmen) zusammenbringen. Das HAUS61 zum Beispiel ist rein auf LogTech Startups (Logistik Technologie) in ihren verschiedenen Phasen spezialisiert. Hier wird schon eine Vorauswahl an qualitativ hochwertigen Logistik und Supply Chain Startups für ihr Acceleratorprogramm getroffen. Wenn man einen bestimmten Branchenfokus wie die Logistik hat, ist genau das die richtige Anlaufstelle.

Eine letzte Option hat man natürlich noch. Man kann selbst ein Startup gründen, an viele Türen klopfen und versuchen Investitionen einsammeln. Es muss einem bewusst sein, dass auch hier ein Investment eingebracht wird. Man investiert nicht nur Geld, um das Startup anlaufen zu lassen, einen MVP (Minimal Viable Product) zu entwickeln, sondern auch Arbeit und Zeit, die für mehrere Jahre keinen Raum für etwas anderes im Leben zulässt. Eine Streuung des Risikos gibt es hier nicht. Man setzt alles auf eine Karte und trägt zu jeder Zeit das höchstmögliche Risiko eines Totalausfalls und Scheiterns. Für einen Startupgründer heißt es „Alles oder Nichts“. Gründer, die einen erfolgreichen Exit durchgeführt haben, werden in der Regel selbst zu Investoren, da sie nun zum einen das Kapital zum Investieren aufbringen können und zum anderen die Erfahrung, um ein Startup erfolgreich zu machen, gesammelt haben. Es gibt gute Gründe ein Startup zu gründen, jedoch ist es sicherer, einfacher und besser, wenn man in ein Startup investieren kann, anstatt selbst eines zu gründen und diesen schwerstmöglichen Weg einzuschlagen.

Foto: Murat Karakaya

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