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Ein Trucker wurde unwissentlich zum Schlepper, der Salat musste in den Müll und das Unternehmen verlor 40.000 Pfund

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Ein in Polen registriertes britisches Transportunternehmen verlor über 40.000 Pfund, weil der Fahrer unwissentlich fünf illegale Einwanderer  in seinem LKW nach Großbritannien transportierte. Dabei war der Auflieger verplombt und auch während der Kontrollen am Eingang zum Eurotunnel konnte nichts festgestellt werden.

Das Unternehmen Templar European Logistics ist in Polen registriert, gehört aber einem Engländer – Matthew Garnett. Der Besitzer hat auf Facebook geschildert,  was letzte Woche seinem Fahrer passiert ist.

Ich habe heute einen tollen Brief von Border Force bekommen !!! Eine Erklärung, dass ich mit einer Geldstrafe von 4.000 Pfund bestraft wurde, weil ich die Polizei gerufen und ihnen mitgeteilt habe, dass sich in unserem Auflieger Einwanderer befinden !! Ja, ich liebe die Mentalität der britischen Regierung !!! , schreibt er in einem sarkastischen Ton.

Garnett zufolge wurde der LKW der Firma in Italien mit frischem Salat beladen. Der Fahrer machte in der Nähe von Reims in Frankreich eine Pause. Der Spediteur behauptet, sein Fahrer habe damals eine Sichtprüfung durchgeführt und nichts Ungewöhnliches bemerkt – die Plombe und die Blockierstange waren intakt. Der Fahrer fuhr dann wie geplant zum Eurotunnel, um den Ärmelkanal nach Großbritannien zu überqueren.

Kontrollen haben nichts ergeben

Laut dem Unternehmen wurde der LKW der normalen Routinekontrolle am Eingang zum Eurotunnel unterzogen und zusätzlich mit CO2-Scannern auf Flüchtlinge überprüft. Die Kontrollen haben nichts ergeben. Die Probleme haben angefangen nachdem der Fahrer den Parkplatz Oxford Services verlassen hat und Geräusche im Auflieger hörte. Er benachrichtigte die Polizei. Diese spürte fünf Flüchtlinge auf.

Infolge des Vorfalls wurde dem Unternehmen eine Geldstrafe in Höhe von 4.000 Pfund für den Transport von Einwanderern auferlegt. Darüber hinaus verzeichnete Templar European Logistics Verluste in Höhe von 34.000 Pfund, da der Salat im LKW nach der Kontrolle als nicht mehr genießbar qualifiziert wurde,  und musste auch noch 4.000 Pfund für den Schaden zahlen. Hochgerechnet sind das 42.000 Pfund.

Gott weiß, dass wir alles tun, um zu verhindern, dass Einwanderer in unsere LKW gelangen und die Polizei rufen. Unsere Fahrer riskieren Unrecht und sogar den Tod, wenn sie proaktiv sind. Und was passiert – wir werden bestraft !!! Wir müssen uns mit COVID und Brexit herumschlagen, aber wir bekommen Geldstrafen für die Durchführung der Aufgaben von Polizei und Grenzschutz !!!! (…) Ich werde auf keinen Fall bezahlen, wir werden Berufung einlegen und dann vor Gericht gehen, weil es einfach unfair ist !!!!  schreibt der Firmeninhaber.

Unrealistische Erwartungen der Regierung

Der Fall von Templar European Logistics ereignete sich kurz nachdem die britische Regierung bekannt gegeben hat, die Strafen für Fahrer und Transportunternehmen für den Transport von Einwanderern in Nutzfahrzeugen erhöhen zu wollen. Die Pläne sind auf heftige Kritik der Branchenverbände gestoßen.

Die Road Haulage Association kommentierte, dass die Erwartungen der Regierung in dieser Hinsicht unrealistisch sind. Die Organisation betonte auch, dass sie die Erhöhung der Höchststrafe für den Transport von Einwanderern nicht unterstützt, da sie der Ansicht ist, dass die derzeitigen Geldbußen ausreichend sind. Der Verband weist auch darauf hin, dass Auflieger und Anhänger zwar immer gesichert sein sollten, aber einige Fahrzeuge nicht verplombt und verschlossen werden können.

Nach Ansicht der RHA führen die Vorschläge der britischen Regierung zu einer übertriebenen Schuldvermutung, so dass der Fahrer oder Beförderer nicht einmal gegen die Geldbuße Berufung einlegen kann. Und in den meisten Fällen sind sie die Opfer von Straftaten, aber keine Kriminellen.

Foto: Templar European Logistics

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