Foto: Toll Collect (Symbolbild)

Sechs Jahre keine Maut: EU-Kommission will Mautvorteil für E-LKW bis 2031 verlängern

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Die EU-Kommission will Investitionen in klimafreundliche Nutzfahrzeuge weiter ankurbeln und schlägt vor, emissionsfreie schwere LKW bis Mitte 2031 von Maut- und Benutzungsgebühren auszunehmen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt dazu vor.

Nach dem jetzt vorgelegten Entwurf zur Änderung der sogenannten Eurovignetten‑Richtlinie soll die bisher bis Ende 2025 befristete Mautbefreiung für batterieelektrische, brennstoffzellenbetriebene und wasserstoffbetriebene LKW um weitere sechseinhalb Jahre verlängert werden – konkret bis zum 30. Juni 2031. Der Vorschlag wird nun im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren vom Europäischen Parlament und dem Rat beraten.

  • Wir müssen die richtigen Bedingungen schaffen, um europäische Unternehmen zu unterstützen und Vorreiter beim Übergang zu einer CO₂-armen Wirtschaft zu belohnen“, erklärte Verkehrs- und Tourismuskommissar Apostolos Tzitzikostas. Die Maßnahme solle einen klaren wirtschaftlichen Anreiz schaffen, emissionsfreie Fahrzeuge in die Flotten zu integrieren.

Hintergrund: Industrieplan und CO₂-Ziele

Bereits im März hatte die EU-Kommission in ihrem Aktionsplan für die europäische Automobilindustrie angekündigt, die befristete Mautausnahme über 2025 hinaus verlängern zu wollen. Damit reagiert Brüssel auf die aktuellen Herausforderungen der Branche: Zwar sind emissionsfreie Fahrzeuge mittlerweile in allen Einsatzbereichen – auch im Fernverkehr – verfügbar, ihr Marktanteil lag 2023 jedoch in der EU erst bei rund 0,1 Prozent.

Zugleich stehen die Fahrzeughersteller unter Druck: Bis 2030 müssen sie den durchschnittlichen CO₂-Ausstoß ihrer neuen schweren Nutzfahrzeuge um 43 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2019 senken. Den Nachweis über die Zielerreichung müssen sie bis spätestens 30. Juni 2031 erbringen – genau zu dem Zeitpunkt, bis zu dem die Mautbefreiung nun gelten soll.

TCO als Schlüsselargument

Für Logistikunternehmen sind nicht die Anschaffungskosten, sondern die Total Cost of Ownership (TCO) ausschlaggebend für Investitionen. Nach Angaben der Kommission sind emissionsfreie Fahrzeuge in der Anschaffung derzeit etwa 2,5-mal so teuer wie konventionelle Diesel-LKW. Durch den Wegfall der Infrastruktur- und Benutzungsgebühren könnten jedoch je nach Anwendungsfall bereits heute ähnliche Betriebskosten entstehen wie bei herkömmlichen Fahrzeugen.

Die bisherige Frist bis Ende 2025 sei zu kurz gewesen, um ausreichend Anreize zu schaffen. Danach wären laut geltendem Recht nur noch Mautermäßigungen von maximal 75 Prozent zulässig gewesen. Die geplante Verlängerung soll den Marktanreiz stärken und Unternehmen mehr Planungssicherheit geben.

Relevanz für die Transportbranche

  • Kostenvorteil: In Einzelfällen könnten Speditionen durch den Mauterlass Einsparungen von bis zu 45.000 Euro im ersten Betriebsjahr eines emissionsfreien 40-Tonners erzielen.
  • Planungssicherheit: Die sechsjährige Fristverlängerung schafft einen stabilen Rahmen für Investitionsentscheidungen auf Seiten von Logistikern und Herstellern.
  • Systemanreiz: Gemeinsam mit CO₂-basierten Mautstaffelungen und EU-Förderprogrammen für Lade- und Betankungsinfrastruktur ergibt sich ein integratives Instrument zur Förderung emissionsfreier LKW.

Speditionsverband begrüßt EU-Vorschlag

Der europäische Speditions- und Logistikverband Clecat unterstützt den Vorschlag der EU-Kommission zur Verlängerung der Mautbefreiung für emissionsfreie LKW ausdrücklich. Die Maßnahme sei ein „wichtiges Signal“ und gebe der Branche die nötige Investitionssicherheit, um die Umstellung auf klimafreundliche Antriebe voranzutreiben.

Clecat verweist auf die hohen Anschaffungskosten, mangelnde Lade- und Tankinfrastruktur sowie begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten als Hauptgründe für die bisher langsame Verbreitung von Null-Emissions-LKW im Straßengüterverkehr. Die geplante Verlängerung der Mautbefreiung sei daher ein entscheidender Anreiz, um den Transformationsprozess der Branche zu beschleunigen.

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