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Abgasnorm Euro-7: EU-Parlament nimmt Stellung zu den neuen Grenzwerten

Das Europäische Parlament will die Abgasnormen für LKW, Busse, Transporter und PKW wesentlich weniger verschärfen als von der Europäischen Kommission und später vom Umweltausschuss des Europäischen Parlaments (ENVI) vorgeschlagen. Da auch die Mitgliedstaaten der Kommission nicht folgen wollen, werden die Grenzwerte am Ende wohl moderat angepasst werden.

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Das Europäische Parlament hat diese Woche neue Emissionsgrenzwerte für Euro 7-Fahrzeuge verabschiedet. Alexandr Vondra, der Berichterstatter des EP, betonte auf einer Pressekonferenz wiederholt, dass die von den Abgeordneten angenommene Position “realistisch” und ausgewogen zwischen den Bedürfnissen des Umweltschutzes und der Automobilindustrie sei.
Die vom Europaparlament angenommenen Normen werden weit weniger radikal sein, als die Europäische Kommission und der ENVI-Ausschuss ursprünglich wollten.

Die von den EU-Abgeordneten diese Woche festgelegten Grenzwerte ähneln denen, die der EU-Rat im September nach Änderungen angenommen hat.
Sie sehen die Beibehaltung der bestehenden Emissionsgrenzwerte und Prüfbedingungen für leichte Nutzfahrzeuge vor, da diese voraussichtlich bald emissionsfrei sein werden. Darüber hinaus – und das ist aus Sicht des Transportgewerbes besonders wichtig – sehen sie die Festlegung strengerer Grenzwerte für schwere Fahrzeuge und die Anpassung der Prüfbedingungen für diese schweren Fahrzeuge vor.

Nun müssen sich das Parlament und die EU-Mitgliedstaaten auf die endgültige Form des Gesetzes einigen.


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Spediteure und Hersteller haben Grund zur Freude

Die Internationale Transportverband (IRU) begrüßte das Ergebnis der Parlamentsabstimmung.

Wir freuen uns, dass auf der Plenartagung des Europäischen Parlaments eine realistische Position zu den Euro-7-Emissionsnormen erreicht wurde, die die Verhältnismäßigkeit zwischen den erwarteten Umweltvorteilen und den notwendigen Investitionen wahrt, wie es die IRU gefordert hat”, so – kommentierte Raluca Marian, EU-Beratungsdirektorin bei der”Wir freuen uns, dass auf der Plenartagung des Europäischen Parlaments eine realistische Position zu den Euro-7-Emissionsnormen erreicht wurde, die die Verhältnismäßigkeit zwischen den erwarteten Umweltvorteilen und den notwendigen Investitionen wahrt, wie es die IRU gefordert hat”, kommentierte Raluca Marian, IRU-Direktorin für EU-Lobbyarbeit.

“Dies ist genau das, was die EU braucht – ein Regelungsumfeld, das Effizienz und Nachhaltigkeit fördert”, fügte Marian hinzu.

Begrüßenswert ist nach Ansicht der IRU auch die Anpassung der EU-Berechnungsmethoden und -Grenzwerte für Partikelemissionen und Reifenverschleiß an die internationalen Normen, die derzeit von der Wirtschaftskommission für Europa (United Nations Economic Commission for Europe-UNECE) entwickelt werden.

Der Straßenverkehrssektor hat sich verpflichtet, die Luftqualität durch die Einführung strengerer Grenzwerte weiter zu verbessern, um die zusätzlichen Kosten und den Verwaltungsaufwand auszugleichen. Wir appellieren an die politischen Entscheidungsträger, die Vernunft walten zu lassen und den Weg der EU in Richtung Dekarbonisierung zu erleichtern, anstatt ihn mit unrealistischen Zielen zum Nachteil der Unternehmen und Bürger in der EU zu behindern”, sagte Raluca Marian.

Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) hingegen ist der Ansicht, dass das Europäische Parlament zwar für einen realistischeren Ansatz bei Euro 7 gestimmt hat, die Norm aber immer noch mit einem hohen Preis verbunden ist und zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt für die Industrie komme.

Tatsache ist, dass die Euro-7-Norm für die Fahrzeughersteller eine bedeutende Investition darstellt, zusätzlich zu ihren enormen Anstrengungen zur Dekarbonisierung,” – erklärte Sigrid de Vries, Generaldirektorin des ACEA.

De Vries betonte auch, dass die Norm aufgrund der geopolitischen und wirtschaftlichen Lage, die durch steigende Energiepreise, Engpässe in den Lieferketten, Inflationsdruck und eine nachlassende Verbrauchernachfrage gekennzeichnet ist, zu einem äußerst schwierigen Zeitpunkt in Kraft tritt.

Es besteht kein Zweifel am Bestreben der Industrie für die Verbesserung der Luftqualität. Aus diesem Grund hat die Automobilindustrie bereits enorme Ressourcen in die neuesten Euro-Emissionsnormen, Euro 6/VI, gesteckt”, so de Vries. “Diese Investitionen haben sich gelohnt, denn die heutigen Abgasemissionen sind kaum noch messbar”,  fügte sie hinzu.

Verband kritisiert des Entschluss des Europaparlaments

Die Entscheidung der Europaabgeordneten wurde jedoch nicht von allen begrüßt. Die Umweltschutzorganisation Transport & Environment (T&E) kritisierte das Europaparlament scharf für seine Bereitschaft, doppelt so hohe Stickoxid-Emissionen (NOx) von LKW zuzulassen wie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen. In einer Erklärung forderte T&E, dass die EU-Gesetzgeber den Entwurf der Emissionsgesetzgebung für Kraftfahrzeuge in “Euro 6 F” umbenennen sollten, um ein umfassendes “Greenwashing” (das Phänomen, Kunden den Eindruck zu vermitteln, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung grün ist, obwohl dies gar nicht der Fall ist – Anm. d. Red.) von umweltschädlichen Autos zu vermeiden.

Der Verband ist der Ansicht, dass die verabschiedete Norm den Schutz vor Luftverschmutzung im Vergleich zu Euro VI nicht wesentlich verbessern wird. Sie behält nämlich den gleichen Grenzwert für Stickoxide (NOx) für Benzinfahrzeuge bei wie die Euro VI-Norm, würde aber die Tests, die für die Einhaltung der Grenzwerte entscheidend sind, leicht verbessern.

T&E bedauert, dass die vom EP verabschiedeten Normen:

  • die Grenzwerte für Lastkraftwagen herabsetzen, so dass die NOx-Grenzwerte etwa um das Zweifache höher liegen,
  • die NOx-Grenzwerte für Kleintransporter um 30 Prozent senken,
  • die Prüfbedingungen für die Fahrzeuge u. a. in Bezug auf die Beschleunigung und die Temperatur senken, um sie mit den Euro-VI-Anforderungen in Einklang zu bringen,
  • die Prüfanforderungen für LKW werden erheblich abgeschwächt, indem eine fast vollständige Rückkehr zu den Euro-VI-Normen zugelassen wird,
  • verzögern die Einführung von Euro 7 erheblich, d.h. Fahrzeuge müssen diese Grenzwerte erst drei Jahre nach der Verabschiedung aller damit zusammenhängenden Rechtsvorschriften einhalten. Für LKW werden die Vorschriften frühestens 2030 in Kraft treten.

 

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