Der Einkaufsmanagerindex (PMI) ist ein viel beobachteter wirtschaftlicher Frühindikator, der die Aktivitätsveränderungen in den Produktions- und Dienstleistungsbranchen erfasst. Ein Wert über 50 signalisiert Expansion, ein Wert darunter einen Rückgang. Die PMI‑Daten für Juni 2025 deuten auf eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Aktivität in der Eurozone hin, mit einer moderaten Rückkehr zum Wachstum, vor allem im Dienstleistungssektor. Die Ergebnisse einzelner Länder waren jedoch sehr unterschiedlich und unterstreichen das ungleichmäßige Erholungsgeschehen in Europa.
Deutschland: Industrie treibt sanften Aufschwung
Der deutsche zusammengesetzte PMI stieg auf 50,4 (Mai: 48,5) – erstmals seit vier Monaten wieder Wachstum im privaten Sektor. Treiber war vor allem die Industrie: Der Industrie-PMI erreichte 49,0, den höchsten Wert seit Juli 2022. Produktion und Geschäftsklima legten spürbar zu, vor allem bei Herstellern.
Der Dienstleistungsindex lag bei 49,4 – weiter rückläufig, jedoch bei steigender Beschäftigung, dem höchsten Zuwachs seit fast einem Jahr. Neue Aufträge sanken zum 17. Mal in Folge, allerdings mit abnehmender Dynamik. Die Kosteninflation beschleunigte sich, besonders im Dienstleistungssektor. Auch die Verkaufspreise zogen an. Insgesamt deutet sich eine leichte, vom Industriesektor getragene Erholung an.
Polen: Industrie unter Druck, Nachfrage auf Tiefstand seit 2022
Der polnische Industrie-PMI sank im Juni auf 44,8 – der niedrigste Stand seit April 2023 und der stärkste Rückgang seit über zwei Jahren. Produktion, Auftragseingänge und Einkaufsaktivität gingen beschleunigt zurück. Die Unternehmen verzeichneten schwache Inlands- und Auslandsnachfrage.
Trotz sinkender Rohstoffpreise (Metalle, Treibstoffe) – bereits der elfte Rückgang in Folge – blieb der Absatz aus. Beschäftigung wurde erstmals seit vier Monaten abgebaut, Auftragsrückstände nahmen weiter ab. Das Geschäftsklima fiel auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2022. Ein zusammengesetzter PMI für Polen lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor.
Eurozone: Dienste stabilisieren, Industrie bleibt schwach
Laut S&P Global lag der finale zusammengesetzte PMI der Eurozone im Juni bei 50,6 Punkten. Der Dienstleistungssektor verzeichnete mit 50,5 einen leichten Anstieg, während die Industrie mit einem PMI von 45,6 tief in der Kontraktionszone verharrt.
Der Auftragszuwachs im Dienstleistungsbereich stand einem weiter rückläufigen Auftragseingang im Industriesektor gegenüber – wenngleich der Rückgang sich verlangsamte. Der Kostendruck blieb moderat, das Beschäftigungswachstum uneinheitlich: Zuwächse im Dienstleistungssektor, Rückgänge in der Industrie.
Steigende Transportkosten erhöhten den Inflationsdruck in Frankreich und Spanien – in beiden Ländern zählten sie neben Löhnen zu den Haupttreibern der Vorleistungspreise.
Frankreich: Dienstleistungssektor nähert sich Stabilität
Der französische PMI lag im Juni bei 48,5 (Mai: 48,9), was auf eine verlangsamte Schrumpfung hindeutet. Der Dienstleistungsindex verbesserte sich auf 48,8, doch Nachfrage und Exportaufträge blieben rückläufig. Die Beschäftigung stagnierte, mit leichten Rückgängen im Dienstleistungssektor.
Steigende Kosten – angetrieben von Löhnen und Transport – führten zu hoher Vorleistungspreisinflation. Die Verkaufspreise stiegen langsamer, blieben aber auf hohem Niveau. Das Geschäftsklima verschlechterte sich angesichts politischer Unsicherheiten nach den vorgezogenen Neuwahlen auf den niedrigsten Stand seit Januar.
Italien: Industrieproduktion fällt am stärksten seit Dezember
Der italienische Industrie-PMI sank auf 45,7 (Mai: 45,6) – der stärkste Rückgang seit sechs Monaten. Auftragseingänge und Produktion gingen deutlich zurück, vor allem im Exportgeschäft. Einkaufsvolumen und Lagerbestände wurden reduziert, die Beschäftigung sank zum dritten Mal in Folge. Das Geschäftsklima fiel auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr.
Die Kosteninflation war erstmals seit Juli 2020 negativ, doch die Verkaufspreise blieben unter Druck. Der zusammengesetzte PMI lag bei 51,1 – getrieben von stabilen Dienstleistungen.
Spanien: Wachstum hält an, Dynamik lässt nach
Der spanische Gesamt-PMI erreichte 52,1 (Mai: 51,4) – anhaltendes Wachstum im privaten Sektor, aber mit nachlassender Dynamik. Der Dienstleistungsindex fiel auf 52,3 (Mai: 56,9), ein Fünfmonatstief. Obwohl Aufträge und Geschäftstätigkeit zunahmen, flachte das Wachstum spürbar ab.
Energie- und Lohnkosten stiegen, was zu höheren Verkaufspreisen führte – der stärkste Anstieg seit Februar. Die Beschäftigung wuchs weiter, während das Geschäftsklima leicht nachgab.
Vereinigtes Königreich: Dienste stützen Wachstum – Arbeitsmarkt kühlt ab
Der britische PMI kletterte auf 52,3 (Mai: 52,0) – moderates Wachstum, getragen allein vom Dienstleistungssektor (PMI: 52,8 – höchster Stand seit August 2023). Die Nachfrage kam fast ausschließlich aus dem Inland, der Export fiel zum vierten Mal in Folge.
Der Arbeitsmarkt kühlte ab: Einige Firmen rekrutierten weiter, andere setzten Einstellungsstopps. Lohn- und Energiekosten hielten die Kosteninflation hoch, wenngleich etwas abgeschwächt. Die Verkaufspreisinflation war auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren – ein Zeichen für zunehmenden Margendruck. Dennoch stieg das Geschäftsklima leicht, getragen von Zinssenkungserwartungen und besserer wirtschaftlicher Planbarkeit.