Die Mindestlohnkommission hat am Freitag 27. Juni 2025 über die nächste Lohnuntergrenze entschieden. Den Empfehlungen nach, soll der gesetzliche Mindestlohn in zwei Stufen steigen:
- zum 1. Januar 2026 auf 13,90 Euro
- und zum 1. Januar 2027 auf 14,60 Euro.
Aktuell liegt die Lohnuntergrenze bei 12,82 Euro.
Die Mindestlohnkommission prüft alle zwei Jahre eine Anpassung des gesetzlichen Mindestlohns. Dabei verhandeln Vertreterinnen und Vertreter von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite miteinander. Die Bundesregierung übernimmt den Beschluss anschließend per Verordnung.
Zur Entscheidung der Mindestlohnkommission erklärt Andrea Kocsis, stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und Mitglied der Mindestlohnkommission:
Nach extrem harten und schwierigen Verhandlungen hat die Vorsitzende der Mindestlohnkommission am Ende einen Vermittlungsvorschlag vorgelegt, dem wir zugestimmt haben. Auch wenn es nicht die 15 Euro geworden sind, ist es doch eine erhebliche finanzielle Verbesserung für die Beschäftigten im Niedriglohnsektor.“
Für viele Beschäftigte ein positives Signal – für die Logistikbranche jedoch ein weiterer Kostenschock. Führende Verbände sehen den Sektor zunehmend unter Druck und fordern politische Gegenmaßnahmen.
Branchenreaktionen und Auswirkungen für Transport & Logistik
Die fünf großen Logistikverbände – BPEX, BGL, BWVL, AMÖ und DSLV – sehen in der geplanten Mindestlohnerhöhung „die nächsten großen Kostensprünge“ auf die Branche zukommen.
Der Anstieg um knapp 14 Prozent entkoppele sich von der betrieblichen Produktivitätsentwicklung und sei für viele Unternehmen angesichts der schwachen Wirtschaftslage kaum noch erwirtschaftbar.
Kritisch sehen die Verbände auch die Signalwirkung auf benachbarte Lohngruppen: Die erwarteten Folgeforderungen gefährdeten das gesamte Tarifgefüge. Ein Ausstieg aus bestehenden Tarifverträgen werde für viele Betriebe zur realen Option. Besonders betroffen seien Lager-, Sortier- und Umschlagzentren – hier müsse aus Kostengründen zunehmend automatisiert werden, was Arbeitsplätze bedrohe.
Zudem fordern die Verbände steuerliche Entlastungen statt politischer Überbietungswettbewerbe. Nur so lasse sich das verfügbare Einkommen nachhaltig steigern, ohne den Mittelstand zu überfordern. Sie appellieren an die Bundesregierung, die Einigung der Mindestlohnkommission zu respektieren und nicht weiter politisch zu übersteuern.