Im Jahr 2023 schrumpfte der Speditionsmarkt in Europa im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent auf 57,3 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr wird jedoch ein Aufschwung erwartet. Die Rückgänge in Europa waren stärker ausgeprägt als in anderen Weltregionen, da die wirtschaftliche Lage schlechter war. Dennoch macht der europäische Markt immer noch fast 30 Prozent des globalen Marktes aus.
Rückgänge gab es in beiden Sparten – Luft- und Seefracht. Die Sparte Luftfracht ging 2023 um 2,7 Prozent zurück, während die Sparte Seefracht um 2,1 Prozent schrumpfte.
Deutschland von zentraler Bedeutung
Die Lage auf dem europäischen Speditionsmarkt hängt stark von der Situation in Deutschland, der größten Volkswirtschaft Europas, ab. Leider wird Deutschland seit einigen Quartalen wieder als „kranker Mann Europas“ bezeichnet. Die deutsche Industrie, die vom billigen russischen Gas abhängig war, leidet seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Der Mangel an Energieressourcen aus Russland hat das verarbeitende Gewerbe hart getroffen, und die hohen Produktionskosten wurden durch die geringe Nachfrage noch verstärkt. 2023 sank die deutsche Industrieproduktion das zweite Jahr in Folge und zum vierten Mal innerhalb von fünf Jahren.
Auch im Handel gab es Rückgänge: Die Exporte aus Deutschland sanken um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und die Importe gingen sogar um 9,7 Prozent zurück. Der Hamburger Hafen, das logistische Herzstück Deutschlands, verzeichnete 2023 einen Rückgang des Güterumschlags um 7 Prozent.
Diese Entwicklungen beeinträchtigen den Transport- und Logistikmarkt stark. Der deutsche Speditionsmarkt schrumpfte 2023 um 5,2 Prozent, mit einem Rückgang der Luftfracht um 7,3 Prozent und der Seefracht um 4,2 Prozent.
Rückgänge auch in anderen Ländern
Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU, verzeichnete ebenfalls einen Rückgang auf dem Speditionsmarkt um 1,4 Prozent, wobei die Luftfracht um 3,2 Prozent und die Seefracht um 0,6 Prozent zurückgingen. In Italien war der Rückgang mit 2,9 Prozent stärker, mit Einbußen von 6,8 Prozent im Luftfracht- und 1,5 Prozent im Seefrachtsegment.
Großbritannien verzeichnete 2023 einen Rückgang des Speditionsmarktes um 4 Prozent. Während die Luftfracht nur um 1 Prozent sank, fiel der Rückgang in der Seefracht aufgrund der Probleme im Roten Meer mit 8,2 Prozent deutlich stärker aus. Experten schätzen, dass die Luftfracht durch die Krise im Roten Meer im Vergleich zur Seefracht besser abschneiden wird, ein Effekt, der auf anderen Märkten jedoch nicht zu beobachten war.
Spanien stach als eine der wenigen großen Volkswirtschaften mit einem Wachstum des Speditionsmarktes um 1,7 Prozent hervor, insbesondere durch einen Anstieg der Luftfracht um fast 8 Prozent.
Am anderen Ende des Spektrums lag Dänemark, dessen Speditionsmarkt 2023 um 5,9 Prozent wuchs, mit Zuwächsen sowohl im Seefrachtbereich (6,7 Prozent) als auch im Luftfrachtbereich (4,3 Prozent).
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Marktanteile und Ausblick
Ende 2023 lag der Anteil Deutschlands am europäischen Speditionsmarkt bei 20,5 Prozent. Frankreich hatte einen Marktanteil von 10 Prozent und Italien lag mit 8,8 Prozent an dritter Stelle. Der polnische Markt, mit einem Anteil von 3 Prozent, war der zehntgrößte in Europa. Es ist bemerkenswert, dass Polen im Straßengüterverkehr eine unbestrittene Vorreiterrolle einnimmt, während im Speditionsmarkt auch kleinere Länder wie Dänemark, Schweden, Belgien und die Niederlande stärker sind.
Experten von TI prognostizieren für 2024 mehr Lichtblicke für die Speditionsbranche in Europa. Ein Anstieg der Löhne könnte den Konsum ankurbeln und so den wirtschaftlichen Aufschwung unterstützen. Der europäische Speditionsmarkt soll 2024 um etwa 1,5 Prozent wachsen. Bis 2028 wird eine Beschleunigung des Wachstums erwartet, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 3 Prozent für den Zeitraum 2023-2028.
Deutschland wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Die Prognosen sind optimistisch: Für die Luftfracht wird bis 2024 ein Wachstum von 0,4 Prozent und bis 2028 ein durchschnittliches Wachstum von 3,8 Prozent pro Jahr erwartet. Für die Seefracht liegen die Schätzungen bei 1,6 Prozent bis 2024 und 2,9 Prozent bis 2028.