Fehlende Lkw-Parkplätze und enge Hotelkapazitäten für Berufskraftfahrer. So will die Hegelmann Gruppe diese Probleme gegensteuern

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Einerseits soll das EU-Mobilitätspaket Berufskraftfahrer schützen sowie Verkehrssicherheit erhöhen. Andererseits wirft die Regelung internationalen Speditionen mehrere Probleme auf. Die Hegelmann Gruppe weist vor allem darauf hin, dass gemäß dieser Richtlinie das Übernachten von LKW-Fahrern in der Fahrzeugkabine zumindest am Wochenende nicht mehr möglich sein wird. Dabei werden fehlende Hotelkapazitäten und damit verbundene, zusätzlich entstehende Kosten betont. Ein weiteres Problem liegt beim Thema Sicherheit. Bereits heute sind Diebstähle und Vandalismus an der Tagesordnung. Was wird passieren, wenn Lastwagen ohne Fahrer stehen bleiben werden? Die Hegelmann Gruppe sucht daher nach möglichen Lösungen.

Wir sind im engen Austausch mit strategischen Partnern, verdeutlicht Siegfried Hegelmann, Geschäftsführer der Hegelmann Gruppe, die Dringlichkeit des Themas. Zu diesen strategischen Partnern gehören Niels de Zwaan, Geschäftsführer der Truck Parking Europe, Dirk Penasse, Geschäftsführer von Esporg, und Tim Baumeister, Projektleiter bei KRAVAG Truck Parking.

Gemeinsam wollen sie Möglichkeiten und Lösungen besprechen, die vorbildhaft für die gesamte Branche sein könnten.

„Wir möchten hier Pionier sein und allen Aspekten Rechnung tragen“, versichern die vier Logistikexperten.

Täglich in ganz Europa unterwegs zu sein bedeutet , dass die LKW-Fahrer oft am Wochenende nicht nach Hause zurückkehren können. Sie müssen also ihre Ruhezeiten auf einem Rastplatz verbringen. Das soll sich aber aufgrund der EU-Vorgaben ändern.

Das ist leichter gesagt als getan. Es ist schon jetzt eine große Herausforderung für jeden einzelnen Fahrer, einen geeigneten und vor allem sicheren Parkplatz zu finden, an dem er beruhigt schlafen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass am nächsten Morgen seine Ladung aus dem Auflieger entwendet oder sein Fahrzeug beschädigt worden ist. Besonders im Ausland mangelt es an offiziellen Sicherheitsparkplätzen mit Eigenschaften wie Videoüberwachung, Beleuchtung, Zaunanlage, Schranken und Erfassung von Kennzeichen bei der Ein- und Ausfahrt”, heißt es in der jüngsten Pressemitteilung des Unternehmens.

Hegelmann stellt fest, dass die europäische Gesetzgebung zwar gut gemeint ist, aber in der Praxis kaum umsetzbar.

„Entweder der Fahrer parkt auf einem Parkplatz, der nicht als offizieller Sicherheitsparkplatz eingestuft ist, um die Übernachtung in einer nahegelegenen Unterkunft zu verbringen, mit der Gefahr, den LKW unbewacht zurückzulassen, oder er parkt auf einem offiziellen Sicherheitsparkplatz und muss dann irgendwie zu einer kilometerweit entfernten Unterkunft kommen“, kommentiert Siegfried Hegelmann,

Das passe nicht zusammen. Schon jetzt reichten an vielen Orten die Hotelkapazitäten genauso wenig aus wie die Parkplätze auf der Route. Jeder könne sich von der prekären Lage an Raststätten und Autobahnen überzeugen. Schon ohne die entsprechend notwendigen Sicherheitsvorkehrungen und EU-Beschlüsse sei die Situation angespannt, heißt es weiter.

Alle diese Probleme führten die Hegelmann Gruppe dazu, nach geeigneten Partnern zu suchen und im Sinne seiner Fahrer zu investieren. Als möglicher Mitspieler wird die Plattform Truck Parking Europe genannt, denn diese sei derzeit die größte, auf der LKW-Fahrer sichere Parkplätze finden und buchen können.

In Betracht wird auch Esporg gezogen. Die Organisation setzt sich nämlich für die Interessen rund um die Themen sicheres Parken von LKW und gute Übernachtungsmöglichkeiten ein. Überdies zertifiziert Esporg neu gebaute Parkplätze und deklariert sie als „offiziellen Sicherheitsparkplatz“.

Dritter Partner wäre das Projekt KRAVAG Truck Parking. Das Projekt sollte darin bestehen, sichere LKW-Parkplätze auf privaten Firmengrundstücken anzubieten, die dann für alle KRAVAG-Kunden nutzbar sind. Private Unternehmen hätten so die Möglichkeit, ungenutzte Flächen und Investitionen in ihre eigene Sicherheit teilweise zu refinanzieren.

„Natürlich unterscheiden sich die Bedarfe der Logistiker ganz massiv, abhängig von Flottengröße und gefahrenen Strecken. Wir möchten mit unserem Projekt hier jeweils passende Lösungen für alle Beteiligten bieten“, ergänzt Tim Baumeister, der das Projekt maßgeblich betreut und vorantreibt.

Die Hegelmann Gruppe strebt mit diesen drei Projektpartnern nachhaltige Lösungen an.

Wir möchten das Problem konstruktiv lösen – für uns und die gesamte Branche. Alle größeren Spediteure im Langstreckenverkehr stehen vor dieser dringenden Herausforderung, betont Hegelmann.

Überdies fordert das Unternehmen die gesamte Branche zu Dialog und Mitgestaltung auf.

Unsere Gespräche sind kein closed shop. Wir suchen den Austausch und die besten Ideen – auch mit der Politik, die hier gefragt ist (…). Wir rufen hier zum Dialog auf!”

Foto: Shutterstock

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