Die Parkplatzsituation für LKW auf Deutschlands Autobahnen bleibt trotz aller politischen Versprechen hochproblematisch. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des ADAC, die laut Club an 100 Rastanlagen entlang zentraler Transportachsen durchgeführt wurde. Das Ergebnis fällt laut ADAC „katastrophal“ aus: Falsch abgestellte LKW gehören inzwischen zur Regel, nicht zur Ausnahme.
Hochriskante Verstöße an jeder zweiten Anlage
Laut Auswertung standen an 48 von 100 untersuchten Anlagen LKW in „hochriskanten Bereichen“ wie Ein- und Ausfahrten oder sogar auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Der ADAC warnt, dass dies zu schweren Unfällen führen kann, insbesondere bei Dunkelheit.
Auf 85 Rastanlagen parkten LKW zudem im absoluten Halteverbot oder auf nicht zugelassenen Flächen wie PKW-Parkplätzen. Und auf 91 Anlagen fanden die Tester Fahrzeuge außerhalb markierter Flächen, etwa in Fahrgassen zwischen den LKW-Stellplätzen.
ADAC: „Nur Parkflächen ausbauen reicht nicht“
Der ADAC macht klar, dass das Problem strukturell ist: Berufskraftfahrende, die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten einhalten wollen, finden vielerorts schlicht keinen freien Platz. Offiziellen Erhebungen zufolge fehlen noch immer rund 20.000 LKW-Stellplätze bundesweit.
Laut Club reicht der reine Ausbau der Parkflächen nicht aus. Vielmehr brauche es ein Bündel von Maßnahmen, darunter:
- Intelligente Parkleitsysteme
Der ADAC verweist auf die Raststätte Hunsrück West, wo die Stellplatzzahl laut Club durch ein telematisches Parkverfahren von 50 auf 78 erhöht werden konnte. Weitere Anlagen sollen in den kommenden Jahren damit ausgestattet werden. - Zusätzliche Stellplätze an Anschlussstellen und Autohöfen
Zudem fordert der ADAC eine bessere Ausschilderung und eine Entzerrung des Parkdrucks abseits der Autobahnen. - Bessere Beleuchtung und mehr Kontrollen
Gerade an unbewirtschafteten Anlagen sei die Beleuchtung oft mangelhaft, was bei Falschparkern das Unfallrisiko zusätzlich erhöhe. Auch brauche es laut ADAC mehr Personal, um schwere Verstöße konsequent zu ahnden.
Neue Datenquelle: Stellplatzsuche über das Mautsystem
Seit Juli 2025 können LKW-Fahrende laut ADAC auch digital nach freien Stellplätzen suchen. Echtzeitdaten von rund 1000 Rastanlagen werden dafür direkt aus dem LKW-Mautsystem an die Mobilithek, die Verkehrsdatenplattform des Bundes, übermittelt.
Mehr zum Thema: Bundesverkehrsministerium vereinfacht LKW-Parkplatzsuche. Neuer Informationsdienst geht an den Start
Ab 2026 soll der sogenannte Stellplatz-Informationsdienst auf sämtliche öffentlichen Anlagen erweitert werden, später sollen auch private Parkraumanbieter, etwa Autohöfe – folgen.
Brennpunkte bleiben bestehen – Kassel Ost erneut mit den meisten Verstößen
Der neue ADAC-Report zeigt, dass sich die Lage an zentralen Rastanlagen seit 2022 kaum entspannt hat. Die beigelegte ADAC-Grafik bestätigt den Trend: In allen drei untersuchten Kategorien – falsch geparkte LKW außerhalb markierter Flächen, auf nicht zugelassenen Parkbereichen sowie außerhalb der Anlage – unterscheiden sich die Werte von 2025 nur minimal vom Ergebnis der Analyse aus dem Jahr 2022.

Besonders deutlich wird diese Stagnation an den bundesweiten Brennpunkten. Kassel Ost an der A7 bleibt wie schon 2022 die Anlage mit den meisten Verstößen. Laut ADAC wurden hier im Durchschnitt pro Nacht dutzende falsch abgestellte Fahrzeuge festgestellt. Die Raststätte gilt als Brennpunkt, weil sie:
- auf einer der wichtigsten Nord-Süd-Achsen Deutschlands liegt,
- früh am Abend vollständig ausgelastet ist und
- anschließend LKW regelmäßig in Zufahrten, Fahrgassen oder in nicht freigegebenen Bereichen abgestellt werden.
Auch Lichtendorf Nord an der A1 gehört weiterhin zu den kritischsten Punkten im Netz. Laut ADAC wurden dort mehrfach LKW entdeckt, die außerhalb der eigentlichen Anlage parkten, etwa auf Ein- und Ausfahrten, was insbesondere nachts ein erhebliches Unfallrisiko darstellt.
Diese Beispiele verdeutlichen den Kernbefund der ADAC-Analyse: Wo der Druck bereits in früheren Jahren hoch war, hat sich die Situation kaum verbessert. Die strukturellen Probleme, zu wenig Stellplätze, hohe Verkehrsbelastung und fehlende Ausweichmöglichkeiten, bleiben bestehen und führen nocheinmal zu ähnlich hohen Falschparkerzahlen wie im Jahr 2022.
Warum die Lage sich weiter verschärft
Der ADAC betont, dass die Zahl der LKW auf deutschen Autobahnen steigt, das Stellplatzangebot aber nicht Schritt hält. Gleichzeitig seien Fahrende durch EU-Vorgaben und digitales Tachografenmonitoring stärker als je zuvor an ihre Ruhezeiten gebunden.
Laut Verkehrsclub ist das falsch abgestellte Fahrzeug daher kein Ausdruck von Rücksichtslosigkeit, sondern das Ergebnis eines strukturellen Defizits, das auch Versorgungssicherheit und Unfallrisiko betrifft.









