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Insolvenzen in Europa: Immer mehr Unternehmen geht die Luft aus

Unternehmen kämpfen weiterhin mit der schwächelnden Wirtschaftslage in Europa - steigende Kosten und sinkende Aufträge zwingen immer mehr Firmen in die Knie. DIHK bezeichnet die Entwicklung in Deutschland als „alarmierend“ - die Zahl der Regelinsolvenzen ist im Oktober verglichen zum Vorjahr zweistellig gestiegen.

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Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im Oktober 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 22,9 Prozent gestiegen. Gleichzeitig meldeten die Amtsgerichte endgültige Ergebnisse für den August 2024, in dem 13,4 Prozent mehr beantragte Unternehmensinsolvenzen gezählt wurden als im August 2023. Wobei die Insolvenzhäufigkeit im Bereich Verkehr und Lagerei am höchsten ist.

Bezogen auf 10 000 Unternehmen gab es im August 2024 in Deutschland insgesamt 5,1 Unternehmensinsolvenzen. Die meisten Insolvenzen je 10 000 Unternehmen entfielen auf den Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit 9,2 Fällen. Danach folgten das Gastgewerbe mit 7,8 Insolvenzen und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (zum Beispiel Zeitarbeitsfirmen) mit 7,3 Fällen sowie das Baugewerbe mit 7,2 Insolvenzen je 10 000 Unternehmen.

Zahl der Firmenpleiten im Steigflug

Quelle: Destatis

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt bedenklich weiter.” Denn: “Wegbrechende Nachfrage aus dem In- und Ausland, hohe Kosten für Energie und Fachkräfte, erhebliche Belastungen durch Steuern und Bürokratie – all das drückt auf die Geschäftsaussichten und die Finanzlage.”

Die DIHK rechne für das laufende Jahr weiterhin mit deutlich mehr als 20.000 Unternehmensinsolvenzen, so Evers. Umso mehr seien “Entlastungen in der Breite der Wirtschaft” notwendig, betont er: “bei Steuern, Energiepreisen und bei der immer weiter ausufernden Bürokratie”.

Fast jeder zweite Betrieb im Osten betroffen

Der DIHK-Mittelstandsexperte verweist darauf, dass die Unternehmen insbesondere im Osten Probleme meldeten: Fast jeder zweite dort ansässige Betrieb berichte von finanziellen Schwierigkeiten – gegenüber 41 Prozent in Deutschland insgesamt.

Der Anteil kleiner und mittelgroßer Unternehmen ist in den östlichen Wirtschaftsregionen besonders ausgeprägt”, erläutert Evers unter Verweis auf die aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage, an der sich rund 25.000 Unternehmen beteiligt hatten. “Diese Betriebe klagen häufiger als größere Unternehmen über finanzielle Probleme. Das Muster zieht sich nahezu durch alle Branchen.”

Viele Transportunternehmen können ihre Selbstkosten nicht decken

Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) AG hat die Lage im Speditionsgewerbe im zweiten Halbjahr analysiert und weist auf die kritische Lage hin. Demnach sollen Unternehmen ihre Selbstkosten kaum decken können, was zu einer Reduzierung zahlreicher Eigenfuhrparks führte. Allerdings rät der Verbund von weiteren Kürzungen ab, da es sonst zu einem Engpass an verfügbaren Kapazitäten kommen kann, wenn die saisonale Herbstbelebung einsetzt. Die Frachtpreise könnten dann schlagartig anziehen.

Zahl der Insolvenzen steigt auch im britischen Güterkraftverkehr

Laut einer Analyse von Motor Transport hat fast die Hälfte aller seit 2019 gegründeten Speditionsunternehmen ein Insolvenzverfahren eingeleitet oder ihre Tätigkeit eingestellt. Ungefähr 62.234 von 125.801 Unternehmen haben ihre Geschäftstätigkeit eingestellt, was die enormen Probleme des Sektors verdeutlicht.

Offizielle Zahlen des britischen Ministeriums für Wirtschaft und Handel zeigen, dass im Jahr 2023 494 Transportunternehmen Insolvenz anmelden mussten. Diese Zahl ist fast doppelt so hoch wie zwei Jahre zuvor, und es wird geschätzt, dass 33 Prozent der Unternehmen in diesem Sektor nun als maximal gefährdet gelten, im Vergleich zu 22 Prozent im Vorjahr, so Motor Transport. Die Road Haulage Association (RHA) forderte staatliche Unterstützung, um die finanzielle Belastung der Speditionsunternehmen zu verringern.

Der finanzielle Druck hat zu einem äußerst besorgniserregenden Trend geführt: Die Zahl der Insolvenzen von Speditionsunternehmen übertrifft die Zahl der Insolvenzen während der Finanzkrise von 2008.

Lage in Belgien, Frankreich und Polen ist angespannt

Auch in Belgien und Frankreich ist die Lage des Transportgewerbes prekär. Nach Angaben des belgischen Instituts für Verkehr und Logistik (L’Institut Transport Routier & Logistique Belgique) gab es im dritten Quartal dieses Jahres eine Rekordzahl von Insolvenzen im Transportsektor, die höchste seit der Weltwirtschaftskrise.

Allein im dritten Quartal gingen achtundsechzig belgische Spediteure in Konkurs, ein Rekord seit der Finanzkrise 2008. Das ITLB rechnet damit, dass die Zahl der Insolvenzen belgischer Spediteure bis Ende des Jahres 300 überschreiten wird, was doppelt so hoch wäre wie der Durchschnitt der Jahre 2014-2021.

In Belgien sind die kleinen Unternehmen am stärksten betroffen, die mit der Verteilung der Fixkosten zu kämpfen haben und mit einer geringeren Verhandlungsmacht konfrontiert sind. Philippe Degraef, Direktor des belgischen Verkehrsverbands Febetry, betonte, dass sich die belgischen Spediteure in einer schwierigen Lage befinden und keine Aussicht auf Besserung besteht. Hohe Lohnkosten, wettbewerbsfähige internationale Märkte und wirtschaftliche Unsicherheiten tragen zur finanziellen Belastung bei.

In Frankreich hat der Transportsektor mit steigenden Kosten und einer schwachen Nachfrage zu kämpfen, was zu einem deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen führt. Nach Angaben des Verbands der Transport- und Logistikunternehmen in Frankreich (Union TLF) wurden im zweiten Quartal dieses Jahres 603 Konkurse von Transportunternehmen eröffnet, was einem Anstieg von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und von 73 Prozent in den letzten zwei Jahren entspricht.

Auch die Zahl der in Polen im ersten Halbjahr 2024 eingeleiteten Restrukturierungsverfahren war deutlich höher als in den Vorjahren und unterstreicht damit die großen Schwierigkeiten im europäischen Güterkraftverkehrsgewerbe.

Mitarbeit: Pölös Zsófia

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