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Quelle: Adobestock / Song_about_summer

Klimabezogene Maßnahmen greifen zu langsam

Neueste Berichte zeigen eines ganz deutlich: Auch wenn sich die ganze Welt im Klimaumbruch befindet, sind wir doch nicht schnell genug. Die Emissionen explodieren, trotz ambitionierter Klimaziele weltweit. Aufzeichnungen zeigen nicht nur, dass klimabezogene Maßnahmen zu langsam greifen, sondern vielmehr, dass sie ihre Wirkung bisher verfehlen: 2021 war ein neues Rekordjahr für den weltweiten Ausstoß an CO2 Emissionen, und gleichzeitig ein Rekordtief für den Klimaschutz. In der Transportindustrie sehen wir dieses Debakel besonders stark.

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Es scheint, als würden die Technologien zur Dekarbonisierung bereits existieren, aber es mangelt an Infrastruktur. Zudem fehlen Standardisierungen vor allem, wenn es um das CO2-Reporting geht. Die Vergangenheit zeigt, dass Verantwortlichkeiten häufig hin und her geschoben werden. Doch wie können wir diesen Kurs ändern? Was muss passieren, um den entscheidenden Schritt in eine klimaneutrale Zukunft zu machen?

Als führender Anbieter für Emissionsmessung und Reduktionsmanagement in der Transportindustrie tauschen wir uns regelmäßig mit Gleichgesinnten über die Zukunft des Transports aus. Besonders im Blickpunkt sind dabei die Aktivitäten von Regierungen, die für den Transportsektor richtunggebend sind. Globale Abkommen werden dabei immer konkreter. Das zeigen Verordnungen wie die im März 2021 abgeschlossene Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) der EU zur Erhöhung der Transparenz rund um Nachhaltigkeit zwischen Finanzinstitutionen und Unternehmen. Zudem hat die EU in demselben Jahr die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verabschiedet, welche in ersten Zügen im Oktober 2022 in Kraft tritt. Die Richtlinie basiert auf vorherigen Bestimmungen, die Unternehmen an gewisse umweltbezogene Reporting-Standards binden. Die Verschärfung der Regeln Ende des Jahres wird rund 11.700 Unternehmen betreffen und deutlich konkretere Ansprüche an die offenzulegenden, umweltbezogenen Handlungen festlegen.

Aufgrund einer großen gesetzlichen Lücke in Bezug auf Emissionen bleibt jedoch nach wie vor der wahre Durchbruch aus: Bisher sind Scope 3 Emissionen – jene Emissionen, die entlang der Versorgungskette von Unternehmen entstehen – nicht Teil des Reportings, das Unternehmen offenlegen müssen. Doch Scope 3 Emissionen können bis zu 90% der gesamten Unternehmensemissionen ausmachen. Ihre Vernachlässigung ermöglicht findigen Unternehmen sogar, sich als nachhaltig zu bezeichnen, wenn die ganzheitlichen Emissionen im Unternehmen eigentlich steigen. Eine internationale Reduktion der Emissionen um 30% bis 2030 soll daher bewirken, dass Transparenz entlang der Unternehmensprozesse geschaffen wird.

Durch den globalen Druck von Seiten der Konsument*innen sowie jener Unternehmen, die den Wünschen ihrer Konsument*innen gerecht werden wollen und selbst ambitionierte Klimaziele erreichen möchten, ist eine gesetzliche Lösung vermutlich nicht mehr weit entfernt. Das betrifft nicht nur das Reporting, sondern auch einheitliche Anforderungen an Unternehmen. Alleine durch eine Vergleichbarkeit von Klimazielen erzeugt Emissionsmanagement so automatisch einen Wettbewerbsvorteil – ein Anreiz, noch mehr Ressourcen in die Klimafreundlichkeit zu investieren. Wir können diese Entwicklung nur unterstützen. Während wir schon jetzt Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität begleiten, sehen wir doch immer wieder, wie Unternehmen sich durch den Druck überfordert fühlen, den weltweite Klimaziele auf sie ausüben. Wichtig ist dabei, dass Vorschriften zur Emissionsreduktion selbst nicht ausreichend sind. Stattdessen sollten Regierungen einen Rahmen bieten, in dem Unternehmen konkrete Handlungshilfen geboten werden – weg vom Handel mit CO2-Zertifikaten und hin zu realer Emissionsreduktion. Schnellere Förderung von Innovationen, standardisiertes Reporting inklusive vor- und nachgelagerter Emissionen sowie optimistisches Setzen von Klimazielen sollten ganz oben auf der Gesetzes-Agenda stehen. Jene Schritte in diese Richtung, die bereits existieren, zeigen einen zukunftsweisenden Pfad auf der Reise in die Klimaneutralität, welche wir nur auf einem Weg erreichen können: Indem wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Transport und Logistik

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