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Digitale Hilfe bei der LKW-Parkplatzsuche: So funktioniert der neue Stellplatzinformationsdienst

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Die Parkplatznot auf deutschen Autobahnen ist ein seit Jahren bekanntes Problem – vor allem für Berufskraftfahrer, die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten einhalten müssen. Nun will das Bundesverkehrsministerium (BMV) mit einem neuen digitalen Ansatz Abhilfe schaffen: dem Stellplatzinformationsdienst (SID). Seit dem 1. Juli 2025 läuft die Pilotphase. Doch was steckt hinter dem Dienst – und was bringt er der Branche konkret?

Was ist der Stellplatzinformationsdienst (SID)?

Der SID ist ein zentraler digitaler Datendienst, der nahezu in Echtzeit Informationen zur Belegung von LKW-Stellplätzen auf Autobahn-Rastanlagen liefert. Entwickelt wurde das System gemeinsam vom Bundesverkehrsministerium, dem Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) sowie dem Mautbetreiber Toll Collect. Die Daten basieren auf den Positionsmeldungen der On-Board-Units (OBUs), die im Rahmen der LKW-Maut ohnehin verbaut sind.

Unsere Logistiker machen jeden Tag einen großartigen Job. Dafür brauchen sie auch ausreichend Pausen und sichere Stellplätze“, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder.

Ziel sei es, „mehr Transparenz durch digitale Technik“ zu schaffen und vorhandene Parkflächen besser auszulasten.

Wie funktioniert das System?

Im Zentrum stehen die Bewegungsdaten, die im Zuge der Mauterhebung gesammelt werden. Diese werden pseudonymisiert ausgewertet – also ohne Rückschluss auf einzelne Fahrzeuge – und lassen erkennen, wie viele LKW auf eine Rastanlage auffahren und sie wieder verlassen. Daraus ergibt sich die aktuelle Belegung eines Parkplatzes. Diese Information wird über die Plattform Mobilithek des Bundes öffentlich zugänglich gemacht.

Navigationsdienste oder Logistikplattformen können die Daten in ihre Systeme integrieren. In einer möglichen Anwendung zeigt ein Ampelsystem im Cockpit der Fahrer, ob auf der nächsten Raststätte noch Stellplätze frei sind – ein wertvolles Werkzeug für die Tourenplanung und die Einhaltung der Lenkzeiten.

Welche Vorteile bietet der SID?

Die Verantwortlichen versprechen zahlreiche Vorteile:

  • Zeitersparnis & geringerer Kraftstoffverbrauch: Weniger Suchverkehr reduziert Umwege.
  • Einhaltung gesetzlicher Vorschriften: Lenk- und Ruhezeiten lassen sich leichter planen.
  • Erhöhte Sicherheit: Stress bei der Parkplatzsuche wird reduziert, riskante Ausweichmanöver vermieden.
  • Umweltschutz: Weniger Leerfahrten bedeuten geringere CO₂-Emissionen.
  • Bessere Arbeitsbedingungen: Planungssicherheit erhöht die Zufriedenheit im Fahrerberuf.

Christian Hoffmann, Präsident des BALM, betont:

Dieser Dienst reduziert den Suchverkehr von LKW, erleichtert die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten und erhöht die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.

Wie ist der aktuelle Stand?

In der Pilotphase sind bereits über die Hälfte der rund 1.900 öffentlichen Rastanlagen in Deutschland angebunden. Bis Jahresende sollen alle öffentlichen Anlagen folgen. Ab 2026 will Toll Collect auch private Anbieter wie Autohöfe einbinden.

Mark Erichsen, CEO von Toll Collect, nannte den Start einen „wichtigen Meilenstein“. Der SID sei ein Beweis dafür, „welche praktischen Vorteile die Güterverkehrswirtschaft aus den vorhandenen Mautdaten ziehen kann“.

Was kostet die Nutzung?

Die Daten stehen laut BMV kostenfrei zur Verfügung. Unternehmen oder Körperschaften können sich über die Mobilithek registrieren und erhalten Zugang zu einem strukturierten Datenpaket, das sich einfach weiterverarbeiten lässt – etwa für Dispositionssysteme, Planungssoftware oder mobile Anwendungen.

Welche Potenziale bietet der SID langfristig?

Neben der Integration in Navigation und Logistiksysteme eröffnet der SID laut BMV auch Chancen für neue Geschäftsmodelle: etwa durch Kombination mit Wetterdaten, Verkehrslagen oder Belegungsprognosen durch Künstliche Intelligenz. Ziel ist eine moderne Verkehrsinfrastruktur, die effizient, sicher und nachhaltig ist.

Integration in bestehende Systeme: “LKW.APP” macht es vor

Ein Beispiel für die praktische Umsetzung kommt aus Köln. Die “LKW.APP”, entwickelt von der Aparkado UG, integriert seit dem 1. Juli 2025 die Live-Daten des SID. Unternehmensangaben zufolge erhalten aktive Nutzer  direkten Zugriff auf aktuelle Belegungsinformationen von über 1.000 LKW-Parkplätzen entlang der deutschen Autobahnen – mit einer Aktualisierung im 15-Minuten-Takt. Bis Ende 2025 sollen weitere 900 Parkplätze folgen.

Weiter heißt es, dass die App, die durchschnittliche Parkplatzsuche von bis zu 45 Minuten pro Vorgang deutlich zu verkürzen – eine Einsparung, die nicht nur Zeit, sondern auch rund 16 kg CO₂ und etwa 71 Euro Zusatzkosten pro Fahrer pro Monat reduziert. Die technische Grundlage bildet ein eigens entwickeltes Prognosemodell, das schon seit zwei Jahren im Einsatz ist.

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