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Grüne Logistik: So stark könnten Elektro-Lieferwagen und „Out-of-Home“-Liefernetzwerke helfen, CO2-Emissionen zu reduzieren

Die Erweiterung der Elektro-Lieferwagen-Flotten und des Netzes von Paketautomaten sind Schlüsselfaktoren zur Reduzierung der CO2-Emissionen in der Kurierbranche – so der „Green Last Mile Europe Report 2022“ des Beratungsunternehmens Last Mile Experts.

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Nach Meinung der Experten, die sich an dem Bericht beteiligt haben, dürften die kommenden Jahre im Segment der letzten Meile – also auf dem Markt der Kurierdienste – durch den Ausbau der Elektro-Lieferwagen-Flotten geprägt sein.

Im Jahr 2020 überstieg der Gesamtausstoß an Kohlendioxid allein in der Europäischen Union das Niveau von 2,5 Milliarden Tonnen. Die Ergebnisse der im „Green Last Mile Europe Report 2022” angeführten Analysen der Europäischen Kommission zeigen, dass Pkw und leichte Nutzfahrzeuge jeweils für 12 Prozent und 2,5 Prozent dieser Summe verantwortlich sind.

Wenn man zu 100 Prozent auf elektrische Nutzfahrzeuge umsteigen würde, könnten die C02-Emissionen um 62 Mio. Tonnen reduziert werden, so die Autoren des Berichts.
Den Prognosen zufolge würden die CO2-Emissionen der letzten Meile allein im Bereich des  E-Commerce im Jahr 2032 5,5 Millionen Tonnen erreichen. Durch die Elektrifizierung der Flotten könnten diese auf 1,3 Millionen Tonnen gesenkt werden.

Von Elektro-Nutzfahrzeugen würde nicht nur die Umwelt, sondern auch Unternehmen sowohl aus dem Kuriersegement als auch der breiteren Logistikbranche profitieren, so der Bericht weiter. Die Gesamtkosten für die Nutzung eines Elektroautos sind deutlich geringer als die eines Verbrennungsmotors. Bei den aktuellen Kraftstoffpreisen ist eine Fahrt mit Strom pro Kilometer günstiger als die gleiche Strecke mit einem Benzinfahrzeug oder Dieselmotor. Darüber hinaus hat das Elektroauto, aufgrund seiner einfacheren Bauweise, weniger potenziell defekte Bauteile.

Paketautomaten als Rettung für die Umwelt

Der weitere, aus Sicht der grünen Logistik äußerst wichtige Trend für die kommenden Jahre ist der Ausbau der„Out-of-Home“-Liefernetzwerke, insbesondere der Paketautomaten. Am Beispiel der Inpost-Paketautomaten in Polen zeigen die Autoren des Berichts, inwieweit solche Geräten helfen, umweltschädliche Emissionen zu reduzieren.

Würde die gesamte Kurierbranche auf Paketautomaten umsteigen, ließe sich laut Analysen des polnischen Betreibers von Paketautomaten der CO2-Ausstoß um bis zu 75 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Kurierlieferungen reduzieren.

Allein im Jahr 2020 wurden die Kohlendioxidemissionen in Polen dank Lieferungen an Paketautomaten um über 180.000 Tonnen reduziert. Beispielsweise stellt ein Kurier, der Pakete an Paketautomaten verteilt, etwa 1.000 davon an einem Werktag zu und besucht dabei 4 bis 5 Adressen. Im Fall der traditionellen Haustürzustellung kann er durchschnittlich nur 75 Pakete am selben Werktag zustellen. InPost-Berechnungen zeigen, dass für ein Paket, das an ein Paketfach geliefert wird, 0,01 l Kraftstoff verbraucht werden, während eine Sendung, die auf herkömmliche Weise an die Tür geliefert wird, 0,23 l benötigt.

Es ist bemerkenswert ist, dass ein Paketautomat jährlich bis zu 13.845 kg CO2 einspart, was der Reinigung der Atmosphäre durch 2.769 Bäume entspricht. Die Autoren des Berichts haben verschiedene Szenarien für die CO2-Emissionen erstellt, die davon abhängen, wie sich Elektrofahrzeugflotten und Out-of-Home-Liefernetzwerke entwickeln werden. Vorausgesetzt, dass 100 Prozent der Lieferungen mithilfe der Elektrofahrzeuge erfolgen würden, könnten die für das Jahr 2032 geschätzten 5,5 Millionen Tonnen CO2 aus Lieferungen auf der letzten Meile auf 1,3 Millionen Tonnen reduziert werden (unter der Annahme, dass es keine alternativen Out-of-Home Zustellorte gibt).

In dem weiteren Szenario, wenn 100 Prozent der Zustellungen im Out-of-Home-Modell erfolgen würden, aber es würde keine Elektrofahrzeuge geben, könnten die Emissionen auf ca. 1.4 Mio. Tonnen reduziert werden. Bei 50 Prozent der Lieferungen mithilfe der Elektrofahrzeuge und an Out-of-Home-Zustellorte ließen sich die Emissionen auf 2,2 Mio. Tonnen begrenzen.

Eine 100-prozentige Implementierung beider Methoden würde dagegen das Problem der Emissionen bei Lieferungen auf der letzten Meile drastisch bis 510.000 Tonnen reduzieren.

„Green Last Mile Europe Report 2022“ ist eine umfassende Studie, die die Erfahrungen und Meinungen von Experten sowie den größten Marktteilnehmern zusammenführt. Der von Last Mile Experts erstellte Bericht enthält über 140 Seiten mit Expertenanalysen, inspirierenden Daten, Vergleichen und Schlussfolgerungen.

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