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Foto: Volvo Trucks

Logistiker setzten zunehmend auf E-LKW. Wie meistern sie das Infrastrukturproblem?

Immer mehr E-LKW sind auf den Straßen unterwegs. Doch ihr Einsatz erfordert eine entsprechende Infrastruktur. Wie lösen die Logistikunternehmen Hellmann, Dachser und Cargo-Partner, die zunehmend auf E-LKW umsteigen, dieses Problem?

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Zwei große deutsche Logistikunternehmen, Hellmann Worldwide Logistics und Dachser, leisten einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Logistik. Beide Unternehmen setzen auf Elektro-LKW, Hellmann immer mehr auf einen Mix aus alternativen Antrieben. Auch der österreichische Logistikdienstleister ist nach erfolgreichen Testläufen von E-LKW begeistert.

Hellmann setzt auf Bio-LNG auf der Langstrecke

Um den CO2-Fußabdruck im Schwerlastverkehr deutlich zu reduzieren, setzt Hellmann Worldwide Logistics zwei neue vollelektrische 40-Tonnen- LKW von Volvo ein, die speziell für die mittleren Meile konzipiert wurden und zunächst zwischen Osnabrück und Bremen eingesetzt werden sollen. Täglich werden die Fahrzeuge zwischen 550 und 700 Kilometer zurücklegen.

Zur Unterstützung des Zweischichtbetriebs wird eine eigene 300-kW-Ladeinfrastruktur mit Pufferspeicher gebaut. Darüber hinaus plant Hellmann, im Sommer 2024 vier weitere Elektro- LKWs (16 Tonnen) für den Verteilerverkehr in Betrieb zu nehmen.

Neben der Elektrifizierung seiner Flotte setzt der Logistikdienstleister auf der Langstrecke LNG-LKW ein, die ausschließlich mit Bio-LNG betrieben werden, der aus Bioabfällen hergestellt wird.   Damit geht der Logistiker einen wichtigen strategischen Schritt mit Blick auf die Dekarbonisierung der Lkw-Flotte und reduziert seine CO2-Emissionen im Straßenverkehr deutlich.

Außerdem stellt Hellmann seine gesamte LNG-LKW-Flotte auf Bio-LNG um, einen erneuerbaren Kraftstoff, der ausschließlich aus organischen Reststoffen regionaler Vertragspartner wie Q1 gewonnen wird.

Bis Mitte des Jahres will Hellmann eigenen Angaben zufolge mehr als ein Drittel seiner Flotte mit alternativen Kraftstoffen betreiben.

Dachser erweitert seine Elektro-Flotte

Seit Mitte Mai ist Dachser mit dem vollelektrischen Volvo FH Electric in der Region Mainfranken für das Lebensmittelunternehmen Danone unterwegs. Der E-LKW zieht einen auf zwei bis sieben Grad gekühlten Trailer und pendelt vier Mal täglich auf einer knapp 40 Kilometer langen Strecke zwischen dem Danone Standort in Ochsenfurt und der Lagerhalle von Dachser in Kürnach. Geladen wird das Fahrzeug in der eigenen Niederlassung mit regenerativ erzeugtem Strom.

Der neue Volvo FH Electric hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 42 Tonnen, der Elektromotor verfügt über 490 kW (666 PS). Mit seiner 540 kWh-Batterie erzielt die Sattelzugmaschine eine Reichweite von rund 300 Kilometern.

Cargo-partner startet Testläufe mit E-LKW in Europa

Das österreichische Logistikunternehmen testet E-LKW mit einer Nutzlast von 7,5 bis 10 Tonnen und will bis ende des Jahres mindestens fünf auf der ersten und letzten Meile in Europa einsetzen. Die ersten Testläufe fanden bereits in Österreich ende März und der Slowakei Mitte April statt, eine Ausweitung auf weitere Länder in Zentral- und Osteuropa sei eigenen Angaben zufolge bereits in Planung.

In Österreich testete das Unternehmen den Mercedes-Benz eActros-300 mit einer Reichweite von 250-300 Kilometern pro Ladung und transportierte im Schnitt rund 5,5 Tonnen Fracht pro Tag. Ein besonderes Highlight war eine Fahrt in die nahe gelegene Stadt St. Pölten.

Während der gesamten Fahrt lieferte der LKW Fracht mit einer Gesamtnutzlast von 6,9 Tonnen aus und absolvierte alle Kundenstopps auf einer Gesamtstrecke von 264 Kilometern. Mit einem durchschnittlichen Energieverbrauch von nur 1 kWh/km erwies sich der LKW als sehr energieeffizient – am Ende des Tages zeigte der Bordcomputer sogar noch eine Restkapazität von 38 Prozent bzw. 166 Kilometern an”.

In der Slowakei hingegen wurde ein FUSO eCanter zwei Wochen lang erprobt. Der Elektro-LKW hat eine Leistung von 123,9 kW, eine Nutzlast von 3,1 Tonnen, eine Ladekapazität von 12 Paletten und eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern pro Ladung. Die Tests konzentrierten sich in erster Linie auf Lieferungen innerhalb des Stadtgebietes von Bratislava, umfassten aber auch Fahrten zum eigenen Lager in Dunajska Streda sowie Fahrten von Bratislava nach Wien. Ähnlich wie bei den Tests in Österreich wies der eCanter einen durchschnittlichen Energieverbrauch von 1 kWh/km auf, was hinsichtlich der Kosten in etwa einem konventionellen LKW entspricht.

Nach der erfolgreichen Erprobung plant Cargo-partner den Einsatz von E-LKW im täglichen Betrieb in Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnern. Das Unternehmen wird außerdem eine Ladeinfrastruktur an seinen Hubs bereitstellen, um einen reibungslosen Betrieb sicherzustellen.


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