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Quelle: Adobestock / lumerb

Ist Nachhaltigkeit in der Logistik die Rettung?

Ein Ende letzten Jahres veröffentlichter Bericht des IPCC zeigt erneut das Ausmaß des Klimawandels und ruft zum sofortigen Handeln auf. Wir werden aufs Neue erinnert, dass jede Tonne CO2-Emissionen zur globalen Erwärmung beiträgt. Auch die globalen Lieferketten sind zum großen Teil dafür verantwortlich: Rund ein Fünftel des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes entfällt auf die Supply Chain. Und während die meisten Branchen erste Schritte eingeleitet haben, um ihre Emissionen zu senken, besteht in der Logistik noch großer Nachholbedarf.

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Internationale Supply Chains sind von Natur aus komplex und vielschichtig. Es fehlt an Visibilität entlang der Liefer- und Transportwege und vor allem an einer adäquaten Messung der Emissionen. Das Fehlen zugänglicher und genauer Emissionsdaten im gesamten Verkehrsnetz sowie der Mangel an Visibilität und automatische Berichterstattung sind enorme Herausforderungen für die Branche. Denn 60 Prozent der von Unternehmen erzeugten CO2-Emissionen sind auf deren globale Lieferketten zurückzuführen. Und nie war Nachhaltigkeit wichtiger als heute. Strengere Regelungen, ein verändertes Konsumverhalten und Umweltbewusstsein der Endkunden sowie der nicht mehr zu leugnende Klimawandel zwingen die Firmen zum Handeln.

Prioritäten werden falsch gesetzt

Viele Unternehmen versuchen zwar bereits, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Dabei liegt der Fokus aber in der Regel auf direkten Emissionen (Scope 1 und 2) von Gebäuden, Fahrzeugen, Geräten und allem, was Betriebe verbrennen. Auch indirekte Emissionen aus eingekauften Strom, Gas, Wärme und Kühlung werden überprüft. Allerdings sind beide Bereiche zusammen nur für knapp zehn Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes von Unternehmen verantwortlich. Der größte Teil, 90 Prozent, stammt aus Anlagen und Prozessen, die nicht kontrolliert werden. Und davon stehen 70 Prozent im direkten Zusammenhang mit Transport und Logistik. Das heißt: Circa 60 Prozent der Emissionen eines Unternehmens sind direkt auf die Lieferkette zurückzuführen.

Unzureichende Nutzung von Emissionsdaten

Bislang waren Daten zu den im Transportwesen auftretenden Emissionen nicht zugänglich oder zu ungenau. Mittlerweile verfügen einige Spediteure zwar über entsprechende Informationen, doch hier ist Vorsicht geboten, da es noch keinen einheitlichen Industriestandard zur Berechnung der CO2-Werte gibt. Eine Akkreditierung beim GLEC* bietet nur ein Framework. Zudem konzentrieren sich die Spediteure vor allem auf die Verbesserung der Treibstoffeffizienz, um Kosten zu sparen und dadurch weitere Investitionen tätigen zu können. Die Weitergabe CO2-relevanter Informationen an die Verlader erfolgt dabei jedoch nicht. Viele Frachtführer haben kein Interesse daran, Daten über die Kraftstoffeffizienz, gefahrene Strecken, zurückgelegte Entfernungen und das Fahrverhalten zu teilen.

Um die vorhandenen Daten zur Förderung nachhaltiger Lieferketten nutzen und eine umfassende Visibilität gewährleisten zu können, müssten alle Beteiligten die Karten auf den Tisch legen und am gleichen Strang ziehen. Mit anderen Worten: Innerhalb der Lieferkette ist mehr Offenheit und eine Standardisierung der Daten erforderlich. Nur dann lassen sich die Vorteile datengestützter Nachhaltigkeitsstrategien ausschöpfen. Und damit wären die Nachhaltigkeitsziele viel schneller zu erreichen als beispielsweise durch die Einführung von „rettenden” Technologien wie Elektro- und Wasserstofffahrzeugen, die erst in vielen Jahren auf breiter Basis verfügbar sein werden. Ein wichtiges Argument, denn der Druck von Regierungen und Verbrauchern wächst. Unternehmen müssen heute in jeder Phase der Wertschöpfungskette für umfassende Echtzeittransparenz sorgen und nachhaltige Prozesse etablieren.

Was also tun?

Wichtig sind daher Investitionen in hochpräzise und granulare Workflow-Lösungen, die den Schwerpunkt auf den transportbedingten CO2-Ausstoß legen und emissionsbasierte Ausschreibungsprozesse ermöglichen. Auf ihrer Basis lassen sich Maßnahmen zur Reduzierung der Lieferketten-bedingten Emissionen umsetzen, da volle Transparenz über den historischen, aktuellen und prognostizierten CO2-Fußabdruck besteht. Dabei nutzen die Lösungen präzise Sendungsdaten, die nach Import- und Exportland, Transportweg und Spediteur gefiltert sowie granular auf Sendungsebene abgebildet werden.

Der Einsatz intelligenter Visibilitätstechnologien versetzt Anwender in die Lage, sämtliche Transportwege zu analysieren und Abschnitte mit dem größten Verbesserungspotenzial zu identifizieren. Dadurch können sie jeweils die Routen und Verkehrsträger wählen, die die geringsten Emissionen aufweisen. Visibiltätslösungen ermöglichen es zudem, zusätzlich zu den Hauptaspekten eines Transportmanagement-Systems – Kosten und Leistung – eine weitere Dimension in den Prozess zu integrieren: die Auswahl auf Basis von fundierten Emissionsdaten. Damit lassen sich ausgewogene Entscheidungen treffen, die im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Unternehmen stehen.

*GLEC = Global Logistics Emissions Council

Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Transport und Logistik

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