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Nachhaltigkeit in der Logistik: 5 Herausforderungen

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, für die Umwelt und für eine bessere Bindung zum Kunden. Diese achten mittlerweile verstärkt darauf, wie nachhaltig ein Produkt und das Unternehmen dahinter ist. Auch für die Logistikbranche ist das Thema nicht neu, allerdings stellt es Logistikunternehmen vor einige Herausforderungen. Firmen müssen ihre Prozesse prüfen oder neue Lösungsansätze finden, um nachhaltig zu werden und damit wettbewerbsfähig zu bleiben. Bernd Jaschinski-Schürmann zeigt fünf aktuelle Herausforderungen samt passender Lösungsansätze auf.

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Herausforderung: Manuelle Vorgänge

Workflows zu optimieren, ist ein wiederkehrendes Thema. Auch in der Logistik gibt es genügend Stellschrauben, anhand derer sich die Prozesse effektiver und vor allem nachhaltiger gestalten lassen. Ein Beispiel für diese Herausforderung in der Logistik ist das Behältermanagement, zum Beispiel beim Recyclen von alten Smartphones. Gibt ein Kunde ein altes Gerät beim Mobilfunkhändler ab, landet es in der Recyclingkiste. Der Behälter wird zu festgelegten Zeitpunkten entleert. Doch diese Vorgehensweise ist wenig nachhaltig. Schließlich kann es passieren, dass die Box entweder noch zu leer oder bereits zu voll ist. Durch die Fahrten ohne den optimalen Füllzustand des Behälters, erhöht sich der CO2-Verbrauch, was wiederum schädlich für die Umwelt und somit wenig nachhaltig ist.

Lösungsansatz: Prozesse automatisieren

Dabei gibt es eine einfache Lösung für die Herausforderung: An dem Behälter ist ein Füllstandsensor angebracht, der den Inhalt der Kiste misst. Der Sensor ist wiederum mit einer Cloud-Logistikplattform verbunden, in der Grenzwerte für das Gewicht des Behälters hinterlegt sind. Ist dieser Wert erreicht, sendet die Plattform automatisch eine Bestellung für die Abholung der Kiste an den entsprechenden Dienstleister. Dieser kann den Behälter dann im optimal gefüllten Zustand mitnehmen.

Herausforderung: Lange Lkw-Wartezeiten

Um Produkte weiterzuverarbeiten und zu verkaufen, ist es erforderlich, sie von A nach B zu transportieren. Der Transport erfolgt häufig durch LKWs, da sich auf diesem Weg viele verschiedene Produkte gut befördern lassen. Doch wenn immer mehr Lkws Güter transportieren, kann es passieren, dass mehrere Fahrzeuge gleichzeitig am Zielort ankommen. Dann ist mit Wartezeiten zu rechnen, wodurch mitunter die ganze Lieferkette ins Stocken gerät: Güter kommen nicht rechtzeitig an, und Lkws, die bereits für den Transport anderer Produkte vorgesehen waren, sind nicht verfügbar.

Lösungsansatz: Zeitslots vergeben

Bevor die Lkw-Fahrer am Lieferort ankommen, können sie für die Entladung online ein Zeitfenster buchen. So lassen sich lange Wartezeiten vermeiden, und die Lieferkette bleibt im Fluss. Eine weitere Lösung ist es, den Warentransport auf die Schiene zu verlegen. Da Züge meist mehr Güter transportieren können, reduziert sich das Lkw-Aufkommen auf den ohnehin überlasteten Straßen. Ein weiterer Vorteil: Züge stehen nicht im Stau, wodurch sich die Ankunftszeit sehr viel präziser prognostizieren lässt. Das gestattet dem Empfänger der Waren, deren Entladung effektiver in den Arbeitstag einzuplanen, was wiederum zu einer schnelleren Bearbeitung der Güter führt.

Herausforderung: Waren effektiver ausliefern

Viele Firmen verschicken ihre Produkte aus einem großen Warenlager. Auch Retouren, die zurückkommen, laufen meist über dieses Warenlager und sind erst dann an die entsprechende Abteilung zu schicken. Das hat viele Vorteile, da Firmen so alle Produkte zentral verarbeiten können. Ein Nachteil ist aber das Hin- und Herschicken der Waren, was Unmengen an klimaschädlichen Abgasen freisetzt.

Lösungsansatz: Nachhaltige Lieferkonzepte wie Ship-From-Store etablieren

Dabei gibt es etablierte Lösungen für diese Herausforderung. Geht beispielsweise bei einem Bekleidungsunternehmen eine Online-Bestellung ein, kann der Betrieb die Produkte aus einer Filiale vor Ort direkt verschicken (Ship-from-Store). Gleichzeitig ist es möglich, dass eine größere Filiale als zusätzliches Lager fungiert. Das gestattet Retailern, einen gewissen Bestand an verkaufsstarken Waren jederzeit auf Lager zu haben. Zusätzlich können Unternehmen auf nachhaltige Lieferkonzepte, wie etwa die Zustellung mittels Beispiel E-Bikes oder E-Autos, setzen.

Herausforderung: Zu viele Kundenretouren

Einige Kunden bestellen Produkte, um einfach zu schauen, ob das Produkt gefällt oder wie es im echten Leben aussieht: Es kann ja jederzeit zurückgeschickt werden. Die Retouren an sich verursachen allerdings wieder einen erhöhten CO2-Ausstos.

Lösungsansatz: Ein Punktesystem einführen

Eine simple aber trotzdem sehr effektive Methode, um weniger Retouren zu bekommen, ist folgende: Es gibt ein CO2-Punktekonto für Bestellungen. Hierbei sind für bestimmte Gebiete Kundengruppen zu bilden, die miteinander konkurrieren. Für jede Bestellung bekommt die Gruppe CO2-Punkte, bei jeder Retoure werden Punkte abgezogen. Dieses System bedient sich dem menschlichen Konkurrenzgedanken und führt dazu, dass Kunden eine Retoure nochmal überdenken.

Herausforderung: Zu hoher Papierverbrauch

Um den Transport der Waren revisionssicher nachverfolgen zu können, gibt es verschiedenste Arten von Belegen – der Fracht- und der Lieferschein sind nur zwei Beispiele dafür. Ein Großteil dieser Belege ist immer noch in Papierform vorzufinden. Dieser Verbrauch von Papier belastet die natürlichen Ressourcen enorm. Zusätzlich sind Lieferscheine unterschrieben an den Verlader zurückzusenden, was einen erneuten Transport und die Archivierung nach sich zieht. Diese Prozesse verbrauchen wiederrum CO2. Hinzu kommt: Papierbasierte Dokumente können verlorengehen oder aus verschiedensten Gründen nicht mehr lesbar sein, wodurch wieder ein neuer Beleg zu drucken wäre – was weitere Ressourcen verbraucht.

Lösungsansatz: Lieferschein digitalisieren

Aufgrund von rechtlichen Restriktionen ist es aktuell noch nicht möglich, alle Belege zu digitalisieren. Allerdings gibt es beim digitalen Lieferschein keine rechtlichen Einschränkungen. Dabei wird der digitale Lieferschein in eine Cloud geladen und ist so für alle Beteiligten, wie etwa Spediteure, Kunden und Behörden, sichtbar und abrufbar. Der Spediteur kann sich den Lieferschein auf sein Smartphone laden und hat ihn so immer parat. Zusätzlich sind regelmäßige Updates im Hinblick auf den Lieferstatus jederzeit einsehbar. So haben alle Akteure einen transparenten Überblick darüber, wo sich die Ware gerade befindet und welcher Schritt der nächste ist. Damit schont der digitale Lieferschein nicht nur die Ressource Papier, er gewährt zugleich einen aktuellen Einblick in alle Informationen über eine Lieferung.

Chancen für mehr Nachhaltigkeit jetzt ergreifen

Die Herausforderungen, die ein nachhaltiges Handeln an die Logistikunternehmen stellt, sind vielfältig: Prozesse sind zu optimieren, Dokumente zu digitalisieren und es sind generell neue Wege einzuschlagen. Gleichzeitig bergen diese Herausforderungen viele Chancen: Wer sie ergreift, kann daran wachsen und sich sukzessive verbessern. Die fünf vorgestellten Herausforderungen inklusive der Lösungsansätze zeigen, wohin die Reise gehen kann – und muss.

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