Grund für die Verlagerung polnischer Unternehmen nach Deutschland seien die Lohn- und Steuerkosten, die mit der Einführung der neuen Steuerreform in Polen zusammenhängen.
Zudem treten ab dem 21. Februar weitere Bestimmungen des EU-Mobilitätspakets in Kraft:
- die Rückkehrpflicht, LKW müssen spätestens alle acht Wochen in ihr Zulassungsland zurückkehren,
- die Aussetzung der Kabotage (Cooling-off-Periode) für vier Tage im Landes, in dem bereits drei Kabotagebeförderungen dieser Art stattgefunden haben.
Wegen der neuen Steuerreform in Polen herrscht derzeit Chaos. Die Arbeitnehmerkosten seien aufgrund schärferer Steuersätze massiv gestiegen, sagt ein Spediteur gegenüber der Antenne Brandenburg, der mit seiner Firma Transbud Logistik gerade aus der Nähe von Posen in Westpolen nach Frankfurt Oder gezogen ist. Zudem kommt das EU-Mobilitätspaket hinzu, was die Verdienstmöglichkeiten der osteuropäischen Unternehmen stark einschränkt.
Eine Frankfurter Firmenberaterin bekomme täglich unzählige Anfragen von polnischen Firmen, die sich für eine deutsche Lizenz interessieren. Das bestätigt Frank Rennert Dezernatsleiter Güter- und Kraftverkehr beim Landesamt für Bauen und Verkehr, der rbb24.de gegenüber, denn in Brandenburg seien in den letzten Monaten bereits rund 50 Anträge gestellt worden.
Wir werden abwarten und sehen
Heute entscheiden sich überwiegend größere Transportunternehmen über mögliche Verlagerungen nach Deutschland. Dies wird vom Vertreter des Logistikunternehmens Rohlig Suus Logistics bestätigt. Bei den mit dem Unternehmen kooperierenden Transportunternehmern, die an der Unternehmensgründung in Deutschland Interesse zeigen, handelt es sich um Unternehmen mit großen Fuhrparks mit rund 50 LKW.
Wir haben nicht gemessen, wie viel Prozent unserer Partner solche Unternehmen sind, aber es gibt nicht viele von ihnen. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass sie die Kabotagefahrten durchgeführt haben und keine Notwendigkeit sehen, ihr Geschäftsmodell auf andere Verkehrsarten umzustellen oder ins Ausland zu verlagern. Der deutsche oder französische Markt ist größer als der polnische, so dass es für einige Spediteure in der Tat profitabler sein könnte, von Polen dorthin zu wechseln, räumt Dariusz Gołębiowski, Flottendirektor bei Rohlig Suus Logistics, ein.
Seiner Meinung nach ist es jedoch noch zu früh, um mit Gewissheit sagen zu können, welche Auswirkungen das EU-Mobilitätspaket auf die Aktivitäten und Entwicklungsstrategien der Unternehmen hat und haben wird.
Man müsse ein oder zwei Monate abwarten, denn erst nach ersten Bilanzen der LKW-Kontrollen könne man Schlussfolgerungen ziehen. Heute hat die Straßenverkehrsbehörde in dieser Hinsicht noch nichts zu kontrollieren. Auch Transportunternehmen werden in der Praxis sehen, was die neuen Vorschriften wirklich für sie bedeuten. Dann werden wir in der Lage sein, über das Ausmaß zu sprechen, schließt er ab.
Zusammenarbeit Dorota Ziemkowska