Selbstredend wird kein Unternehmen nachhaltig

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Obwohl Nachhaltigkeitsaspekte im SCM an Bedeutung gewinnen und immer mehr Unternehmen die Relevanz des Themas erkennen,  spiegelt sich das nicht immer in einer nachhaltigeren Ausgestaltung der Geschäftstätigkeit wider. Zu diesen Ergebnissen kommen das Hermes-Barometer zum Thema „Nachhaltigkeit im Supply Chain Management“ sowie eine gemeinsame Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und des Council of Supply Chain Management Professionals (CSCMP).

Das Thema „Nachhaltigkeit“ wird in letzte Zeit groß geschrieben und rückt immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Laut dem Hermes-Barometer zum Thema „Nachhaltigkeit im Supply Chain Management“  sind 67 Prozent der befragten Logistikentscheider der Meinung, dass Nachhaltigkeitsaspekte für das Supply Chain Management (SCM) in ihrem Unternehmen eine sehr hohe oder hohe Bedeutung haben. Darüber hinaus gaben 71 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass die Bedeutung von „Nachhaltigkeit“ innerhalb der letzten zwei Jahre zugenommen habe.

Doch obwohl die Unternehmen die Relevanz des Themas erkannt haben, mangelt es bisher an der Umsetzung einer nachhaltig gestalteten Supply Chain: So erfassen 69 Prozent ihren CO2-Ausstoß bisher nicht. 65 Prozent dieser Teilnehmergruppe planen auch in der Zukunft keine Bilanz zu erstellen.

In Relation zu der beigemessenen Relevanz von Nachhaltigkeitsaspekten für das SCM hätten wir erwartet, dass zumindest die Zahl der Unternehmen, die sich künftig engagieren wollen, höher ist, kommentiert Jan Bierewirtz, CCO und Division Manager Commercial bei Hermes International, einem Geschäftsbereich von Hermes Germany, die Ergebnisse.

Selbstredend wird keine Supply Chain von heute auf morgen nachhaltig

Lediglich 19 Prozent der befragten deutschen Unternehmen gaben an, die eigenen CO2-Emissionen zu erfassen. 55 Prozent der befragten „grünen Unternehmen“ haben Maßnahmen zur CO2-Neutralstellung implementiert. So realisieren rund drei Viertel dieser Unternehmen zusätzlich Kosten- und Emissionseinsparungen durch die Optimierung vorhandener Prozesse: 42 Prozent erwerben CO2-Zertifkate zur Unterstützung von Klimaschutzprojekten und 39 Prozent versuchen, ihre Energieeffizienz bei industriellen Immobilien zu steigern.

Selbstredend wird keine Supply Chain von heute auf morgen nachhaltig. Es gilt vielmehr, viele kleine Schritte in die richtige Richtung zu machen, um seiner globalen Verantwortung nachzukommen, so Bierewirtz.

Aber nicht nur in Deutschland hapert die Umsetzung. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) Center for Transportation hat zusammen mit dem Logistics Council of Supply Chain Management Professionals (CSCMP) im Herbst 2019 eine Umfrage unter 1,128 Supply-Chain-Managern durchgeführt. Diese hat ergeben, das 35 Prozent der Befragten keine Nachhaltigkeitsziele realisieren. Bei denjenigen Unternehmen, die das Thema umsetzen, war der Focus hingegen auf soziale Themen gesetzt. Das schwache Bewusstsein für Klimaschutzprojekte überraschte die Forscher sehr, berichtet das Portal supplychaindive.

DHL und Girteka gemeinsam für eine klimaneutrale Wirtschaft

Einige Unternehmen setzen sich dafür um so mehr für ökologische Nachhaltigkeit ein. Anfang des Jahres wurde in den USA ein Bündnis unter dem Namen Corporate Electric Vehicle Alliance gegründet, welches Unternehmen dabei unterstützen soll, Verpflichtungen zur Elektrifizierung der Flotte einzugehen und zu erfüllen. Eine für diesen Zweck geschaffene Plattform soll den ganzen Prozess überschaubarer machen.Dem Bündnis haben sich bereits viele namhafte Unternehmen angeschlossen, unter anderem: Amazon, DHL, Genentech, IKEA North America, LeasePlan und Siemens.

Und erst jüngst wurde eine weitere internationale  Initiative gelauncht:„Transform to Net Zero” .Neun Großkonzerne haben sich zusammengetan, um den Wandel zur klimaneutralen Wirtschaft zu beschleunigen. Unter den Initiatoren sind Maersk, Natura &Co, Microsoft, Danone, Nike, Unilever, Starbucks, Mercedes-Benz, Wipro und Environmental Defense Fund.

Europa bleibt in dieser Hinsicht nicht zurück. Im Juni haben achtzehn europäische Unternehmen die European Clean Trucking Alliance gegründet, mit dem Ziel die Dekarbonisierung und emissionsfreien Transport zu fördern.Zu den ECTA-Mitgliedern gehören namhafte Transport-  und Logistikunternehmen mitunter Girteka, Ikea, Nestle, Deutsche Post DHL Group, Michelin.

IKEA unterstützt kreisförmige Ressourcenflüsse, Maersk investiert 54 Millionen Euro in ein Forschungszentrum für Dekarbonisierung 

Für die Unternehmen, die sich in Bündnisse und Allianzen engagieren,  sind diese lediglich eine unterstützende Maßnahme, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, denn sie setzen sich schon seit einiger Zeit für eine klimaneutrale Wirtschaft ein.

A.P. Moller – Maersk setzt sich für eine Co2-neutrale Zukunft der Transport- und Logistikbranche ein. Als Beitrag zum Ziel des Pariser Abkommens haben wir bereits im Jahr 2018 unser Bestreben bekannt gegeben, in Bezug auf CO2-Emissionen bis spätestens 2050 klimaneutral zu sein. Seither haben wir einige konkrete Maßnahmen ergriffen, die CO2-Emissionen in der Branche zu senken. Das Gesamtziel, die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten, kann nur durch starke branchen- und unternehmensübergreifende Allianzen erreicht werden. Daher freuen wir uns darüber, mit Microsoft und anderen internationalen Unternehmen in der Initiative Transform to Net Zero zusammenzuarbeiten, betont Søren Skou, CEO von A.P. Moller – Maersk.

Die Containerreederei hat sich bereits im Jahr 2018 das ambitionierte Ziel gesetzt, den Schiffsverkehr bis 2050 emissionsfrei zu gestalten. Dafür will das Unternehmen alternative Antriebe und CO2-neutrale Kraftstoffe  wie zum Beispiel Altspeiseöl zum Einsatz bringen. Darüber hinaus hat Maersk jüngst 400 Millionen Dänische Kronen (  54 Millionen Euro) in eine neu eröffnete Non-Profit-Organisation  „Maersk Mc-Kinney Moller Center for Zero Carbon Shipping“ investiert.Das Forschungszentrum soll die Entwicklung neuer Treibstoffarten und Technologien fördern.

Auch IKEA bestrebt es klimapositiv zu werden und mehr Treibhausgasemissionen zu reduzieren, als die Wertschöpfungskette des Unternehmens emittiert.

Bei der Stromversorgung sind wir zum Beispiel bereits vor einigen Jahren auf Ökostrom umgestiegen und der IKEA Konzern rechnet damit im Laufe diesen Jahres selbst so viel Strom aus regenierbaren Quellen zu produzieren, wie wir verbrauchen.Für das vergangene Geschäftsjahr konnten wir hier auch eine wichtige Trendwende markieren, da die Klimabilanz der IKEA Wertschöpfungskette geringer ausfällt, während das Geschäft gleichzeitig weiter wächst. So konnte die Klimabilanz auf das Niveau vom Geschäftsjahr 16 gesenkt werden, sagt uns Nathalie Schmoll zuständig für Corporate Communications bei IKEA.

Das Unternehmen arbeitet nach dem Prinzip Null Verschwendung und entwickelt Dienstleistungen, die kreisförmige Ressourcenflüsse und einen nachhaltigeren Konsum unterstützen sollen. Bis 2030 will IKEA  die Emissionen von Kunden halbieren.

Auch IKEA Deutschland hat Initiativen gestartet, die dazu beitragen, die gesteckten Ziele zu erreichen: An verschiedenen IKEA Standorten werden bereits alternative Transport- und Lieferkonzepte angeboten. So setzt IKEA Altona u. a. auf den Verleih von Fahrrädern mit Transportbox oder Anhänger und Fahrradkuriere. In Freiburg gehört Elektromobilität bereits seit zwei Jahren zum IKEA Standard: Dank einer Kooperation mit einem örtlichen Energieversorger können Kunden kostenlos ein Elektrofahrzeug leihen, um ihre Einkäufe nach Hause zu transportieren. In Berlin testen wir zur Zeit die Möglichkeit mit elektrisch betriebenen Lastenfahrzeugen, aber auch andere Möglichkeiten wie Wasserstoff und Biogas betriebene Fahrzeuge bleiben zu betrachten, so Schmoll.

Foto:Pixabay

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