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Die Speditionen der Zukunft

In der Logistikbranche gibt es Handlungsbedarf. Seit Jahrzehnten stehen Speditionen vor den gleichen Herausforderungen. Diese lassen sich auch benennen: Alleine in Europa fehlen mehr als 280.000 LKW-Fahrer, während Leerfahrten immernoch noch einen Großteil aller LKW-Fahrten ausmachen. Diese Ineffizienz schlägt direkt doppelt zu Buche: Einerseits ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu Lieferengpässen kommt, während die Auswirkungen auf das Klima kontinuierlich zunehmen. Immerhin ist der LKW-Verkehr für rund 6% des europäischen CO2-Ausstoßes verantwortlich.

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Die Digitalisierung setzt bei der Lösung dieser Probleme an, denn Digitalisierung ist eine der Grundvoraussetzungen, um die Logistik-Industrie fit für die Zukunft zu machen. Denn Digitalisierung trägt wesentlich dazu bei, dass wir die in der Industrie angestrebte und erforderliche Transparenz, Effizienz, und Flexibilität erreichen. Dabei ist es jedoch wichtig, dass alle Industrieteilnehmer – klassische als auch digitale Speditionen – auf dem Weg zur Digitalisierung zusammen an einem Strang ziehen, denn in der Essenz bauen wir dabei auf das gleiche Geschäftsmodell: Wir verbinden Verlader mit Speditionen.

Als Europas führender digitaler Spediteur, bieten wir gewerblichen Verladern Zugang zu unserer vernetzten Flotte von Tausenden von LKWs. Bei der Gründung von sennder, stand für uns im Fokus, wie wir die Digitalisierung nutzen können, um Herausforderungen bei der Routenoptimierung, dem Auftragsmanagement und der Auslastung der Fahrzeuge anzugehen.

Als digitale Spedition setzen wir dabei auf die umfassende Digitalisierung der Industrie. sennder besitzt dabei keinen eigenen Fuhrpark, sondern agiert als Vertragspartner, um Frachtführer und Verlader über unserer digitale Plattform mit unserer Flotte aus tausenden von LKWs zu vernetzen. Diese besteht mittlerweile aus über 12.500 LKWs in ganz Europa. Dabei schaffen wir zum einen Schnittstellen zu den verschiedenen Puzzleteilen in der Lieferkette, wie der Telematik, den LKWs oder auch den Lagerhallen. Gleichzeitig haben wir einen Algorithmus entwickelt, um für jede Ladung den passenden LKW zu finden. sennder digitalisiert und automatisiert sozusagen die Lieferkette und optimiert diese auf den Daten. Traditionelle Transportunternehmen haben hingegen oftmals mit Legacy-Strukturen zu kämpfen. Sie digitalisieren nur separate oder einzelne Teilbereiche ihres Geschäfts.

Als Digitalspedition arbeiten wir bei sennder im Vergleich zu traditionelleren Wettstreitern„auf einem weißen Blattpapier“, an Technologien, die es uns erlauben, in kurzen Zyklen Lösungen zu schaffen, die auf die Bedürfnisse aller Industrieteilnehmer ausgerichtet sind. Dabei nehmen wir uns den bereits erwähnten, altbekannten Problemen, wie der Routenoptimierung, der Reduzierung der Leerkilometer, dem Auftragsmanagement oder der Auslastung der LKWs an. Dies bilden wir unter anderem über unsere digitale Plattform und deren Lizenzierung als Software-As-A-Service und durch sogenannte Value-Added-Services, wie Tankkarten, verkürzte Zahlungsziele oder das Ersetzen von Verschleißteilen ab.

Die Herausforderungen, die angegangen werden müssen, führten auch zu der Entwicklung unserer Plattform sennOS. Diese können klassische Speditionen dazu nutzen, um alle ihre Transportabläufe digital abzubilden und diese möglichst effizient zu navigieren. Über GPS-Tracking wird die volle Sichtbarkeit aller Lastwagen im Transportprozess ermöglicht.Unser Algorithmus findet nicht nur für jede Ladung den richtigen LKW, er optimiert auch konstant alle Routen, was Leerkilometer erheblich reduziert und somit nicht nur für mehr Effizienz, sondern auch für eine geringere Umweltbelastung sorgt.

All dies sind Beispiele dafür, wie wir Technologien nutzen, um Prozesse in der Logistik zu optimieren. Unserer Auffassung nach gibt es drei Schlüsselthemen, welche die Digitalisierung im Speditionsbereich erheblich verbessern, und gleichzeitig auch den Weg für einen nachhaltigen Transport ebnen, was bereits heute in unserem Speditions-Alltag deutlich sichtbar ist:

  • Transparenz: Durch unsere digitale Plattform schaffen wir Transparenz für Verlader und Spediteure. Durch das GPS-Tracking kann diesen Kunden konstant angezeigt werden, wo sich ihre Ladung befindet, und in Echtzeit angemerkt werden, sollte es zu Verzögerungen bei der Auslieferung kommen
  • Service Qualität: Die gesamte Service Qualität wird von den Transportunternehmen als besser wahrgenommen, vor allem, wenn es um die Be- und Entladungs-Prozesse geht. Die Digitalisierung erlaubt Frachtführern und gewerblichen Verladern mehr Flexibilität in ihrem Alltag.
  • Visibilität: Durch das Angebot den gesamten Prozess, von der Einreichung des Auftrags, der Verfolgung der Ware, dem Kundenservice bis hin zur Abrechnung, integriert über eine Plattform abwickeln zu können, wird Transportunternehmen eine vorher nicht existente Visibilität geboten.

Doch natürlich kann nicht jedes Transportunternehmen seine eigenen Plattformen und Algorithmen bauen und in sein Unternehmen integrieren. Genau hier haben wir bei der Gründung von sennder angesetzt. Von Anfang an hatten wir das Ziel, Lösungen zu schaffen, die von der ganzen Industrie genutzt werden können. Und genau das haben wir gemacht. sennder gibt Verladern und kleinen und mittelständischen Speditionen die Möglichkeit an die Hand, das Thema Digitalisierung anzugehen, ohne selbst die gesamte Infrastruktur dafür aufbauen zu müssen.

Der Weg zur Digitalisierung verläuft nicht immer gleich. Je nach den Bedürfnissen der Speditionen, Verlader und Frachtführer werden Prioritäten anders gesetzt. Wer sich an die Digitalisierung herantasten möchte, für den ist zum Beispiel die Prozessdigitalisierung der Partner-Neugewinnung (Carrier Onboarding) ein einfacher erster Schritt. Wenn dies digitalisiert ist, können neue Anbieter online in die Prozesse eingearbeitet werden, ihren Fuhrpark einfach im System verwalten und bekommen über unsere digitale Plattform gleichzeitig Zugriff auf die Option der Value-Added-Services. Dies ist eine gute erste Option, um sich an die Digitalisierung heranzutasten, gleichzeitig reduziert dies den eigenen Arbeitsaufwand erheblich.

Die Digitalisierung wird für Speditionen immer wichtiger, denn vor allem bei der Zusammenarbeit mit großen Unternehmen werden heutzutage digitale Kompetenzen vorausgesetzt. Fast jedes große Unternehmen benötigt heute bei der Zusammenarbeit API-Schnittstellen.Wenn diese nicht gegeben sind, sind Aufträge vor allem für kleine und mittlere Speditionen oft nicht zugänglich. Gleichzeitig hilft die Digitalisierung immens bei der Kostenreduzierung und erhöht die Transparenz im Transportprozess. Durch die direkte Verbindung zwischen Auftraggeber und Spedition über digitale Plattformen fallen Mittelsmänner weg, die Kommunikation kann dadurch im direkten Austausch stattfinden: alle haben klare Einsicht in den gesamten Prozess, von der Annahme bis zur Auslieferung des Transportauftrages. Dies spart nicht nur Zeit und Geld, sondern schafft auch vollumfängliche Transparenz. Ohne einen gewissen Digitalisierungsgrad fehlen Speditionen häufig die Ressourcen und die Zeit, um sich den stetig ändernden Kundenanforderungen anzupassen.

Klassische Speditionen haben die Logistikbranche aufgebaut und prägen bis heute das Geschäft. Ohne sie würde es digitale Speditionen heute nicht geben, und ihre Expertise, vor allem bei vielen prozessualen Vorgängen, ist unabdingbar für die Industrie. Vor allem hier können auch die digitalen Spieler auf dem Markt noch viel von ihnen lernen. Inzwischen hat die Industrie aber erkannt, dass digitale und automatisierte Prozesse ein wichtiger Baustein für die Zukunft der Industrie sind. Wie wir über Digitalisierung, der Auftragslast gerecht werden, Kapazitäten noch intelligenter ausnutzen und das Geschäft von Transportunternehmen letztlich noch effizienter gestalten, das können traditionelle Speditionen von uns Digitalspeditionen lernen. Letztlich geht es also um ein Miteinander und voneinander lernen. Denn um die Herausforderungen in der Industrie zu stemmen, müssen wir gemeinsam an den Lösungen für die Zukunft arbeiten.

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