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Alle 24 Stunden wurde Fracht im Wert von knapp einer Million Euro gestohlen. TAPA fasst die ersten Monate dieses Jahres zusammen

Fracht im Wert von mehr als 988 000 Euro wurde in der ersten Hälfte dieses Jahres täglich zur Beute von Dieben.

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Die an das EMEA Intelligence System (TIS) von TAPA gemeldeten Diebstähle in Lieferketten in der Region Europa, Naher Osten und Afrika verursachten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 durchschnittlich alle 24 Stunden Verluste in Höhe von fast 1 Million Euro – meldet die TAPA-Organisation.

Demnach wurde zwischen Januar und Juni dieses Jahres Fracht im Gesamtwert von 178,8 Millionen Euro gestohlen, rund 8 Millionen Euro mehr als im gesamten Jahr 2021 und im ersten Halbjahr 2022 zusammengefasst.

Die Diebstähle wurden in 61 Ländern verzeichnet, die meisten davon in:

  • Südafrika – 5416 Fälle in 181 Tagen,
  • Vereinigtes Königreich – 3003 Meldungen,
  • Deutschland – 1284 Fälle.

Vier weitere Länder in der EMEA-Region verzeichneten über einen Zeitraum von sechs Monaten dreistellige Vorfallzahlen:

  • Frankreich – 590 Fälle von Ladungsdiebstahl,
  • Italien – 453 Fälle,
  • Schweden – 386 Fälle,
  • Spanien – 357 Fälle.

Vom 1. Januar bis zum 30. Juni dieses Jahres verzeichnete TAPA 184 schwere Frachtverstöße im TIS-System, die im Schnitt zu einem Frachtverlust von 843 878 Euro führten. Die Zahlen für die finanziellen Verluste in den sechs Monaten basieren auf nur 1827 – also 14,9 Prozent – der insgesamt 12.208 Fälle. Nur bei 1827 Vorfällen wurde der Wert der gestohlenen Fracht angegeben.

Die größten Beutezüge

Zu den größten Diebstählen in der ersten Hälfte des Jahres 2023 zählt TAPA u.a.:

  • 53 Millionen Euro wurden am 29. März aus einem Geldtransport in Berkshire, UK gestohlen,
  • 17,4 Millionen – Am 25. April meldeten die örtlichen Behörden in Tigray, Äthiopien, den Diebstahl von mehr als 7.000 Tonnen Weizen,
  • 2,8 Millionen Euro – Diebstahl einer nicht näher bezeichneten Ladung aus einem Fahrzeug am 22. Februar in Novaya Chara, Russland,
  • 2,1 Mio. Euro – Am 16. Mai wurde ein Fahrzeug, das sich auf dem Weg von Port Elizabeth nach Kapstadt, Südafrika befand überfallen, etwa 40 Kilometern von seinem Ausgangspunkt entfernt. Die Täter feuerten Schüsse auf das Begleitfahrzeug ab und verletzten den Fahrer. Außerdem setzten sie einen GPS-Störsender ein, um die Verfolgung der gestohlenen Autoteile zu verzögern, die zum Entladen an einen abgelegenen Ort gebracht wurden.
  • 2 Millionen Euro – eine ganze Anhängerladung wurde am 6. März in Zaragoza, Spanien, gestohlen,
  • 2 Millionen Euro – 13. Januar bewaffneter Überfall auf einen Geldtransporter in Saarloui, Deutschland,
  • 1,7 Millionen Euro – am 20. Mai stahlen Kriminelle in Brunsbüttel zwei Tonnen Trockengranulat aus einem Chemiewerk. Das Granulat enthielt das wertvolle Edelmetall Palladium, von dem ein Kilogramm mehr als 40.000 Euro kostet,
  • 1,6 Millionen Euro – Am 30. Juni überfielen Diebe einen LKW-Fahrer, der nach La Courneuve in Frankreich unterwegs war, und stahlen die Ladung,
  • 1,6 Millionen Euro – in Salzburg, Deutschland, entkamen Diebe mit einer weiteren wertvollen Lieferung, die sie aus einem Container gestohlen hatten,
  • 1,5 Millionen Euro – Am 30. Juni stahlen Diebe in Tremblay-en-France eine ganze Ladung von Luxuslederwaren aus einem Lastwagen,
  • 1,5 Millionen Euro – Am 19. April wurde eine Warensendung mit Elektronikartikeln aus einem Auflieger gestohlen, der auf einem nicht klassifizierten Parkplatz in Salzberg, Deutschland abgestellt war,
  • 1,3 Millionen Euro – Am 11. April stahlen Diebe einen Lastwagen auf einem bewachten Parkplatz in Salzburg, Deutschland. Das Fahrzeug war mit Computern und Laptops beladen.

171 Millionen Euro Verluste in 18 Monaten

Die jüngste Zusammenfassung von TAPA zeigt, dass wir es leider mit einer starken Zunahme von Frachtdiebstählen zu tun haben. Während in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in der EMEA-Region Waren im Wert von 178,8 Millionen gestohlen wurden, umfasst die jüngste Analyse der Diebstähle einen 18-monatigen Zeitraum mit Verlusten von 171 Millionen Euro (1. Januar 2021 bis 30. Juni 2022).

Schätzungen zufolge belief sich die Schadenshöhe damals auf 12,4 Prozent der an das TAPA EMEA Intelligence System (TIS) gemeldeten Vorfälle.

Zwanzig Prozent der 11 332 Vorfälle, die während des 18-monatigen Zeitraums verzeichnet wurden, ereigneten sich in Deutschland (2348 Diebstähle).

Aber auch in anderen Ländern waren die Frachtdiebe aktiv:

– Vereinigtes Königreich – 1573 Vorfälle
– Niederlande – 707
– Spanien – 704
– Frankreich – 650
– Russland – 452
– Italien – 294
– Belgien – 119
– Dänemark – 116

Einfluss der Kostenkrise auf den Diebstahl

TAPA weist auf die Auswirkungen der wirtschaftlichen Lage und der steigenden Kosten in Europa, die Einfluss auf den Ladungsdiebstahl haben. In Europa als auch global, haben im vergangenen Jahr die steigenden Preise für Lebensmittel und Getränke die Attraktivität dieser Produkte für Diebe im Jahr 2022 erhöht.

Die Diebstähle von Lebensmitteln und Getränken haben zwischen 2021 und 2022 deutlich zugenommen und machten 2021 11,8 Prozent aller Diebstähle und 2022 14,8 Prozent aller gestohlenen Waren aus. Dies bedeutet einen Anstieg der erfassten Diebstähle von Lebensmitteln und Getränken um fast 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Im Dezember 2022 lag die jährliche Steigerungsrate der Preise für unverarbeitete Lebensmittel, Alkohol und Tabakwaren in der Europäischen Union bei 14,3 Prozent. Die Daten zeigen auch, dass der durchschnittliche Preis für landwirtschaftliche Erzeugnisse in Europa zwischen 2021 und 2022 um 24 Prozent gestiegen ist, mit den größten Steigerungen bei Getreide, Eiern und Milch.

Indirekt hat sich auch die Lebenshaltungskostenkrise erheblich auf die Störungen im Güterverkehr ausgewirkt, da die Löhne im Allgemeinen nicht im Einklang mit der Inflation gestiegen sind. Die Streiks der Arbeitnehmer haben sich 2022 verschärft – während 2021 etwa ein Drittel der Proteste die Löhne betrafen, lag dieser Anteil im vergangenen Jahr bei über 50 Prozent. Diese Streiks blieben nicht ohne Auswirkungen auf die Lieferkette, da einige tagelang in großen Häfen wie Felixstowe, Liverpool, Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven oder bei der Bahn im Vereinigten Königreich, den Niederlanden und Belgien stattfanden.

Generell kann eine Störung beim Gütertransport das Risiko eines Ladungsdiebstahls erhöhen. Zum erfolgreichen Ladungsdiebstahl gehören drei Faktoren: Motivation, Gelegenheit und Geschick. Wenn die Ladung für längere Zeit ruht, wie es bei Streiks der Fall sein kann, die den normalen Transportvorgang unterbrechen, bieten sich den Dieben mehr Möglichkeiten, Produkte zu stehlen, was zu einer erhöhten Anfälligkeit führt. Gleichzeitig kann die sinkende Kaufkraft für lebenswichtige Güter wie Lebensmittel den Anreiz zum Diebstahl erhöhen”, schlussfolgert TAPA.


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