Foto: Viapass (Symbolbild)

Transportunternehmer schlägt Alarm. Die Zahl der Insolvenzen von Spediteuren steigt

Der Spediteur Markus Barth aus Baden-Württemberg warnt vor den gravierenden Auswirkungen der drastischen Erhöhungen der LKW-Maut auf die deutsche Transportwirtschaft. Nach seinen Angaben ist die Zahl der angemeldeten Insolvenzen im Güterverkehr seit Ende letzten Jahres um mehr als ein Drittel gestiegen.

Lesezeit 4 Min.
Der Laupheimer Unternehmer mit 60 LKW, 50.000 Quadratmetern Lagerfläche und 120 Mitarbeitern sprach gegenüber dem lokalen Portal schwaebische.de. über die Auswirkungen der im vergangenen Jahr beschlossenen Mauterhöhung in Deutschland auf sein Unternehmen und das bundesweite Transportgewerbe. Er sagt, dass er selbst, obwohl er in der Branche gut etabliert ist, riskante Entscheidungen treffen musste, die den Betrieb seines Unternehmens gefährden könnten.

Im Vergleich zu anderen Unternehmen stehe er aber immer noch gut da. Ihm zufolge ist die Zahl der Insolvenzen bei Spediteuren und Frachtführern in Deutschland seit dem drastischen Mautanstieg im Dezember um 35 Prozent gestiegen.

Die Insolvenzwelle rollt an. Wir haben 35 Prozent mehr Insolvenzen als im März 2023. Außerdem beenden viele mittelständische Speditionen altersbedingt die Geschäftstätigkeit. Oder sie fusionieren mit Großspeditionen. Das hat Auswirkungen auf den Wettbewerb. Die Kunden werden beim Einkauf im Supermarkt feststellen, dass noch mal alles teurer wird. Das hat jeder bereits gespürt, nachdem die Lkw-Maut fast verdoppelt wurde”, sagte Barth gegenüber dem Portal.

Der Spediteur verweist auch auf die Erhöhungen selbst, aus denen hervorgeht, um wie viel die Kosten für sein Unternehmen gestiegen sind.

Zunächst bleibt es nicht bei den 83 Prozent (um wie viel die Mautsätze für bestimmte Fahrzeuggruppen in Deutschland im Dezember 2023 steigen. – Anm. d. Red.). Faktisch sind es 100 Prozent, wenn man Leerfahrten addiert. Konkret: Wir mussten im Januar 2024 rund 105.000 Euro Maut zahlen. Im Januar 2023 waren es nur 55.000 Euro”, rechnet der badische Unternehmer vor.

Und er ergänzt, dass sein Unternehmen diese Belastung vor allem deshalb bewältigt, weil seine Kunden die mit der Mauterhöhung verbundenen Kosten zu einem großen Teil übernommen haben. Gleichzeitig räumte Barth ein, dass er auch Transporte durchführen musste, bei denen er selbst die Mehrkosten durch die höheren Mautsätze zu tragen hatte.

Das erste Quartal lief ausgesprochen schlecht. Die Frachtpreise waren im Keller. Es gab ein Überangebot an LKW. Wir mussten billiger fahren als vor dem 1. Dezember 2023, als die LKW-Maut noch nicht in Kraft getreten ist. Es gab große Einbrüche in der Bauindustrie, im Maschinenbau und bei den Automobilzulieferern”, weist der Spediteur darauf hin.

Dabei stellt er fest, dass sich die Situation der deutschen Wirtschaft zwar etwas verbessert, die Lage der Branche aber weiterhin schwierig ist.

Die hohe LKW-Maut ist in dieser Gemengelage für viele Kollegen eine Katastrophe. Die Branche ist enorm unter Druck. Familienbetriebe sind extrem gefährdet. Der Kostendruck ist enorm”, unterstreicht Barth.

Insolvenzen im deutschen Transportgewerbe

Ist der Anteil der Insolvenzen in der deutschen Transportbranche wirklich so stark gestiegen, wie es die Bden-Württembergische Spedition darstellt? Leider ja. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Januar um mehr als 27,6 Prozent gestiegen, wobei die meisten Insolvenzen im Transport- und Lagergeschäft zu verzeichnen sind. Auf 10.000 Unternehmen kamen im Januar 2024 in Deutschland 4,7 Unternehmensinsolvenzen, in der Speditionsbranche waren es 9,1 Insolvenzen bei gleicher Anzahl von Unternehmen. Auch im Februar und März ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

Auch wenn nach Angaben des Verbandes der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) noch nicht von einer Pleitewelle gesprochen werden kann, so ist dieser Trend in der Transportbranche nicht zu übersehen.

Der Bundesverband Logistik und Verkehr (BLV-pro) hat kürzlich davor gewarnt, dass das Transportgewerbe vor einer deutlichen Zunahme der Insolvenzen steht. Unternehmen, die von der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Lage betroffen sind, stünden vor schwierigen Entscheidungen und müssten sich neuen Realitäten anpassen.

Unter Berufung auf Brancheninsider schätzt der Verband, dass rund ein Drittel der Mautkosten aufgrund mangelnder Liquidität nicht vertragsgemäß bezahlt werden können und führende Versicherer sogar Kunden mit Zahlungsschwierigkeiten kündigen sollen.

Nun beginnt die Apokalypse für viele”, fasst der Verband die Lage zusammen.


Lesen Sie auch: Die insolvente Digitalspedition Instafreight verkauft erste Unternehmensteile


 

Tags