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Güter auf die Straße: Trassenpreise treiben Verkehr von der Schiene

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Explodierende Trassenkosten bedrohen Wettbewerbsfähigkeit der Güterbahnen – Verband legt Reformkonzept vor.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Die massiv gestiegenen Trassenpreise im Schienengüterverkehr führen laut Verband “Die Güterbahnen” zu einer spürbaren Verkehrsverlagerung auf die Straße. Wie die Interessenvertretung der privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen berichtet, hat sich der Trassenpreis von Ende 2023 bis Anfang 2025 mehr als verdoppelt. Für die Fahrplanperiode 2025/26 fordert die DB InfraGO einen Preis von 5,02 Euro pro Kilometer. Selbst mit Trassenpreisförderung müssten die Bahnen 4,06 Euro zahlen.

Warnung vor Abwärtsspirale im Schienengüterverkehr

Geschäftsführer Peter Westenberger warnt vor einem “Trassenpreiskollaps”. Die stark gestiegenen Kosten lösen eine fatale Dynamik aus: Sinkende Zugzahlen führen zu Einnahmeverlusten, auf die wiederum mit weiteren Preissteigerungen reagiert werden müsste. Bereits jetzt sei ein vermehrter Wechsel auf den LKW zu beobachten – mit negativen Folgen für Klima, Verkehrssicherheit und Stauaufkommen. Zudem erreiche der Trassenpreisanteil an den Produktionskosten im Schienengüterverkehr laut GÜTERBAHNEN inzwischen 15 bis 27 Prozent.

Reformvorschlag: Gemeinwohlorientiertes Trassenpreissystem

Als Gegenmodell präsentierte der Verband ein umfassendes Reformkonzept. Kern ist die Umstellung auf ein Grenzkostenmodell: Schienennutzer zahlen nur die Kosten, die unmittelbar durch eine Fahrt entstehen. Der Preis soll auf rund 2 Euro pro Kilometer begrenzt werden. Der Vorschlag umfasst zudem eine gesetzliche Festlegung der Trassenpreise für jeweils fünf Jahre durch Bundestag und Bundesrat, dynamisiert durch sektorspezifische Inflation. Die staatlichen Mittel sollen gebündelt und der Finanzierungsbedarf von rund einer Milliarde Euro jährlich über direkte Zuschüsse an die DB InfraGO abgedeckt werden.

Kritik am Preismonopol und Gewinnprinzip

Westenberger kritisiert das derzeitige Vollkostenmodell als ungeeignet. Die DB InfraGO verfüge über ein “schwach reguliertes und risikofreies Preismonopol”. Zudem seien die Trassenpreise für den Schienenpersonennahverkehr gesetzlich gedeckelt – ein Umstand, der den Güterbahnen zusätzliche Kosten aufbürde. Einige Regelungen stünden laut Verband auch rechtlich unter Druck. Die EU-Kommission empfiehlt ein Grenzkostensystem, der Europäische Gerichtshof wird voraussichtlich 2026 über anhängige Klagen entscheiden.

Effizienz statt Rendite: Neue Rollenverteilung für die DB InfraGO

Der Verband schlägt vor, die DB InfraGO nicht mehr gewinnorientiert arbeiten zu lassen, sondern einen Effizienzaufschlag einzuführen. Steigt die Qualität des Netzbetriebs, wird das honoriert. Eine staatlich finanzierte Infrastruktur dürfe keine Renditemaschine sein, heißt es. Die Überwachung und Fortschreibung des Systems soll durch die Bundesnetzagentur und ein vorgeschlagenes Bundesamt für Schienenverkehr erfolgen.

Politik signalisiert Reformbereitschaft

Die Bundesregierung hat angekündigt, das Trassenpreissystem zu reformieren. Ein Gesetzentwurf aus dem Haus von Verkehrsminister Schnieder sieht eine geringere Preiserhöhung vor: Statt der ursprünglich geplanten 35 Prozent sollen die Trassenpreise im Dezember nur um 16 Prozent steigen.

Quelle: Die Güterbahnen

Für Die Güterbahnen gehe das nicht weit genug. Sie fordern eine strukturelle Neuausrichtung, an deren Ende eine nicht gewinnorientierte DB InfraGO steht. Das vorgeschlagene Modell könnte ab Januar 2027 greifen, sofern Bundestag und Bundesrat bis Sommer 2026 zustimmen.

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