Nur fünf Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit positiven Effekten aus dem jüngst angekündigten Deal. Über die Hälfte – exakt 58 Prozent – befürchten zusätzliche Belastungen. Besonders kritisch sehen Unternehmen mit direktem US-Geschäft die Situation: Hier gehen 74 Prozent von einer Verschärfung der Handelsbedingungen aus.
Mehr Zölle, mehr Bürokratie, weniger Wettbewerbsfähigkeit
Für viele Betriebe ist das Ergebnis der Verhandlungen eine Enttäuschung. DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov kommentierte:
Diese Einigung mag politisch notwendig gewesen sein, für viele Unternehmen in Deutschland ist sie dennoch eine bittere Pille.
Statt einer wirtschaftlichen Entlastung drohten höhere Zölle, mehr Bürokratie und eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit.
Eine zentrale Sorge bleibt dabei die anhaltende handelspolitische Unsicherheit. 80 Prozent der Unternehmen nennen diese als größte Belastung – allen voran die Angst vor weiteren Zollmaßnahmen. Auch der aktuell gültige US-Basiszollsatz von zehn Prozent sowie die geplante Erhöhung auf 15 Prozent werden von 72 Prozent der Befragten als spürbare Belastung bezeichnet.
US-Zölle gefährden Investitionen und treiben Inflation
Die Auswirkungen dieser Unsicherheit sind bereits messbar: Mehr als die Hälfte der Unternehmen mit direktem US-Geschäft gaben an, künftig weniger mit den Vereinigten Staaten handeln zu wollen. Jeder vierte Betrieb reduziert oder stoppt Investitionen in den USA.
Gleichzeitig übertragen viele Unternehmen die höheren Zollkosten auf ihre amerikanischen Kunden – 84 Prozent der Befragten berichten davon. Damit droht die US-Zollpolitik auch die Inflation jenseits des Atlantiks weiter anzufachen. Melnikov warnte eindringlich, dass derzeit nichts garantiert sei. Gerade deshalb müsse die EU-Kommission in den weiteren Gesprächen echte wirtschaftliche Verbesserungen erreichen.
Blick nach vorn: Unternehmen suchen neue Märkte
Angesichts der schwierigen Lage richten viele Unternehmen den Blick auf alternative Märkte. Besonders der europäische Binnenmarkt gewinnt an Bedeutung, ebenso wie der asiatisch-pazifische Raum sowie Länder wie Kanada und Mexiko. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an, neue Märkte gezielt in den Blick zu nehmen.
Automobilbranche besonders betroffen: VDA fordert Klarheit
Auch die deutsche Automobilindustrie zeigt sich äußerst unzufrieden mit dem aktuellen Stand. VDA-Präsidentin Hildegard Müller erklärte am 7. August 2025:
Der Deal zwischen der EU und den USA hat bisher noch keine Klarheit und keine Besserung für die deutsche Automobilindustrie gebracht.
Sie kritisierte die weiterhin geltenden sektoralen Zölle auf PKW und Kfz-Teile in Höhe von 27,5 Prozent, die seit dem Frühjahr in Kraft sind. Diese würden Hersteller und Zulieferer erheblich belasten.
Müller forderte die sofortige Aussetzung der sogenannten Section 232¹ durch die USA und mahnte ein entschiedenes Vorgehen von EU-Kommission und Bundesregierung an, um die versprochenen Erleichterungen endlich umzusetzen.
¹ Section 232 ist ein Abschnitt des US-Handelsrechts, der es der Regierung ermöglicht, Importzölle aus Gründen der nationalen Sicherheit zu verhängen.