Quelle: Adobestock / studio v-zwoelf

DHL Trade Atlas 2025: Globaler Handel wächst trotz Unsicherheiten

DHL und die Stern School of Business der New York University haben den DHL Trade Atlas 2025 veröffentlicht – eine umfassende Analyse der wichtigsten Trends im globalen Handel. Der Bericht liefert datengestützte Erkenntnisse zu fast 200 Ländern und beleuchtet, wie sich geopolitische Spannungen und mögliche Zollerhöhungen auf den internationalen Warenverkehr auswirken.

Lesezeit 8 Min.

Welthandel wächst schneller als im vergangenen Jahrzehnt

Trotz politischer Unsicherheiten zeigt der DHL Trade Atlas 2025 ein positives Bild für den Welthandel. Zwischen 2024 und 2029 wird ein jährliches Wachstum von 3,1 Prozent prognostiziert – eine leichte Beschleunigung im Vergleich zur vergangenen Dekade. Selbst wenn die USA protektionistische Maßnahmen umsetzen, bleibt der globale Handel stabil, wenn auch mit verhaltenem Wachstum.

Seit der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gibt es große Unsicherheiten über die zukünftige Handelspolitik der USA. Der Bericht macht jedoch deutlich: Der Welthandel hat sich trotz zahlreicher Krisen als widerstandsfähig erwiesen – und wird voraussichtlich auch dann weiterwachsen, wenn neue Zölle eingeführt werden.

Die Ergebnisse des DHL Trade Atlas 2025 sind äußerst ermutigend“, sagt John Pearson, CEO von DHL Express. „In Industrie- wie auch Schwellenländern liegt nach wie vor erhebliches Potenzial für Handelswachstum. Es ist beeindruckend, wie der internationale Handel weiterhin allen denkbaren Herausforderungen trotzt – von der Finanzkrise 2008 und der Corona-Pandemie bis hin zu Zöllen und geopolitischen Konflikten. Im aktuellen Geschäftsumfeld kann DHL Kunden weltweit dabei unterstützen, Kosten und Risiken von Lieferketten sinnvoll abzuwägen – und dafür zu sorgen, dass diese nicht nur effizient, sondern auch sicher sind.“

Neue Wachstumszentren: Indien, Vietnam, Indonesien und die Philippinen

Indien, Vietnam, Indonesien und die Philippinen gehören zu den dynamischsten Wachstumsregionen im globalen Handel. Prognosen zeigen, dass diese Länder sowohl beim absoluten als auch beim relativen Handelswachstum bis 2029 zu den Spitzenreitern zählen.

Indien belegt mit einem erwarteten Handelswachstum von 6 Prozent den dritten Platz hinter China (12 Prozent) und den USA (10 Prozent). Besonders auffällig ist das Fehlen europäischer Volkswirtschaften an der Spitze der Wachstumsrangliste für den Zeitraum 2019–2024. Erst auf Platz sieben erscheint Polen – ein Land, das laut Prognose bis 2029 jedoch auf Platz 15 abrutschen wird.

Während große europäische Handelsnationen in den letzten fünf Jahren ein ungewöhnlich langsames Handels- und BIP-Wachstum verzeichneten, zeigt sich für den Zeitraum 2024–2029 eine Erholung. Deutschland, das zwischen 2019 und 2024 nur auf Platz 67 lag (6,3 Mrd. US-Dollar), soll laut Prognosen bis 2029 auf Platz 4 mit einem Handelszuwachs von 4.375,3 Mrd. US-Dollar aufsteigen. Die Niederlande verbessern sich voraussichtlich von Rang 18 auf Rang 8. Diese Entwicklungen sind bemerkenswert, da Europa zuletzt mit den wirtschaftlichen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine sowie einer langsamen Erholung von der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hatte.

Rank
2019–24
Country Absolute Growth
2019–24
Rank
2024–29
Absolute Growth
2024–29
1 China 827.7 Mrd. US-Dollar 1 939.4 Mrd. US-Dollar
2 USA 652.3 2 792.3
3 Indien 261.4 3 484.0
4 Korea (Republic of) 244.1 10 199.7
5 Vereinigte Arabische Emirate 231. 13 191.7
6 Vietnam 192.8 5 271.8
7 Polen 162.6 15 165.2
8 Malaysia 127.9 16 138.4
9 Taiwan (China) 122.0 20 122.1
10 Brasilien 121.3 29 89.8

Datenquellen: Economist Intelligence Unit, IWF World Economic Outlook, Oxford Economics und S&P Global Market Intelligence. Anmerkung: Ausgedrückt in konstanten Preisen von 2023, in Milliarden US-Dollar. Die Wachstumsraten des Handelsvolumens wurden auf die Handelswerte von 2023 angewandt.

Die vollständige Rangliste ist im DHL Trade Atlas 2025 auf Seite 29 abrufbar [hier] .

Handelswachstum nach Regionen

Das stärkste absolute Handelswachstum wird bis 2029 in Asien, Europa und Nordamerika erwartet. Besonders hohe Wachstumsraten von 5–6 Prozent pro Jahr werden für Süd- und Zentralasien, Subsahara-Afrika und die ASEAN-Staaten prognostiziert. In anderen Regionen dürfte das Handelswachstum zwischen 2 und 4 Prozent liegen.

Neuer Rekord im Fernhandel

Trotz des weit verbreiteten Interesses an Nearshoring und der Produktion von Waren näher am Kunden, verdeutlicht der DHL Trade Atlas 2025: Der Welthandel hat sich insgesamt nicht stärker regionalisiert. Die tatsächlichen Handelsströme deuten sogar auf das Gegenteil hin. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 erreichte die durchschnittlich zurückgelegte Entfernung aller gehandelten Waren einen neuen Rekord von 5.000 Kilometern. Der Anteil des Handels innerhalb der großen Weltregionen fiel gleichzeitig auf einen neuen Tiefstand von 51 Prozent.

USA bleiben von China abhängig – trotz Handelskonflikt

Der Handelsstreit zwischen den USA und China hat die US-Abhängigkeit von chinesischen Produkten nicht wesentlich verringert. Daten deuten darauf hin, dass chinesische Waren verstärkt über Drittländer in die USA gelangen. Während 2022 und 2023 ein Rückgang des Handels zwischen geopolitischen Blöcken zu beobachten war, setzte sich dieser Trend 2024 nicht fort.

Optimismus trotz neuer US-Handelspolitik

Der DHL Trade Atlas 2025 zeigt, warum die Zukunft des globalen Handels trotz protektionistischer Tendenzen positiv bewertet wird. Viele Länder setzen weiterhin auf Handelsbeziehungen als Motor für wirtschaftlichen Fortschritt. Zudem könnte die US-Handelspolitik dazu führen, dass andere Länder enger zusammenarbeiten und neue Märkte erschließen.

Steven A. Altman, Senior Research Scholar und Director der DHL Initiative on Globalization an der NYU Stern, betont:

Wir müssen die Bedrohungen für das globale Handelssystem ernst nehmen. Gleichzeitig hat sich der Welthandel als sehr widerstandsfähig erwiesen, weil er große Vorteile für Volkswirtschaften und Gesellschaften mit sich bringt. Die USA könnten sich – zu erheblichen Kosten – vom Handel zurückziehen. Aber andere Länder werden ihrem Beispiel vermutlich nicht folgen. Denn kleinere Länder hätten bei einer weltweiten Abkehr vom Handel noch mehr zu verlieren.“

Bedenkenswert ist dem Bericht zufolge außerdem, dass der US-Anteil an den weltweiten Importen derzeit bei 13 Prozent und an den Exporten bei 9 Prozent liegt. Damit hat die US-Handelspolitik zwar erhebliche Auswirkungen auf andere Länder, sie bestimmt aber nicht allein die Zukunft des globalen Handels.

Globale Handelsströme verändern sich

Während der direkte Handel zwischen den USA und China seit 2016 von 3,5 Prozent auf 2,6 Prozent des Welthandels zurückging, bleibt der Gesamtanteil chinesischer Produkte in den US-Importen unverändert hoch. Zudem weisen Daten darauf hin, dass der tatsächliche Anteil chinesischer Komponenten in über Drittländer importierten Waren oft unterschätzt wird.

Fazit: Widerstandsfähiger Handel in unsicheren Zeiten

Der DHL Trade Atlas 2025 unterstreicht die Resilienz des globalen Handels und liefert wertvolle Einblicke für Unternehmen und politische Entscheidungsträger. Mit detaillierten Analysen und interaktiven Online-Tools bietet der Bericht eine fundierte Grundlage, um wirtschaftliche Entwicklungen zu verstehen und strategische Entscheidungen zu treffen.

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