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US-Zollpolitik 2025/2026: Deutschland zahlt für Trumps Handelskurs

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Die Zölle der US-Regierung auf europäische Waren entfalten zunehmend wirtschaftliche Wirkung. Neue Studien zeigen, welche Regionen in Deutschland besonders betroffen sind und warum die Exporte in die Vereinigten Staaten 2026 weiter zurückgehen dürften.

Seit September 2025 erhebt die US-Regierung unter Präsident Donald Trump Zölle in Höhe von 15 Prozent auf nahezu alle Waren aus der EU. Laut einer neuen Studie des ifo Instituts treffen diese Maßnahmen die Industriestandorte in Süddeutschland besonders hart.

“Das Nord-Süd-Gefälle ist deutlich: Während Potsdam sogar einen leichten Zugewinn verzeichnet, drohen Industriestandorten wie Salzgitter, Dingolfing-Landau, Wolfsburg und Ingolstadt empfindliche Einbußen”, erklärt Marcel Thum, Leiter der ifo-Niederlassung Dresden.

Den stärksten Wertschöpfungsverlust verzeichnet demnach Salzgitter mit minus 1,16 Prozent. Dahinter folgen Dingolfing-Landau (minus 1,08 %), Wolfsburg (minus 1,06 %), Böblingen (minus 1,05 %) und Ingolstadt (minus 0,98 %). Ursache ist die starke industrielle Ausrichtung dieser Regionen, etwa auf die Automobil- und Metallerzeugung.

Im Gegensatz dazu verzeichnen Dienstleistungsregionen leichte Zugewinne: Potsdam (plus 0,23 %), Main-Taunus-Kreis (plus 0,22 %), Cottbus (plus 0,18 %) und Bonn (plus 0,17 %).

 

“Insgesamt könnten die Zölle mittelfristig zu einer Verschiebung der Wirtschaftsaktivität von Industrie zu Dienstleistungen führen”, ergänzt Robert Lehmann vom ifo Institut.

Exporte in die USA: Prognose zeigt weiteren Rückgang für 2026

Germany Trade & Invest (GTAI) prognostiziert für das kommende Jahr weitere Belastungen für deutsche Exporteure. Bereits 2025 gingen die Lieferungen in die USA laut Destatis um 7,8 Prozent zurück. Für das Gesamtjahr rechnet GTAI mit einem Minus von 8 bis 9 Prozent.

Auch für 2026 erwartet GTAI einen weiteren, wenn auch abgeschwächten Rückgang. Ursachen sind ein schwächelnder US-Arbeitsmarkt, steigende Inflation und eine Kaufzurückhaltung im privaten Konsum. Hinzu kommen verschärfte Zollvorschriften, etwa 50 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte. Besonders betroffen: der mittelständische Maschinenbau. Laut VDMA sind bis zu 40 Prozent aller Maschinenexporte in die USA von den Zöllen betroffen. Ab Januar 2026 soll die Zollliste erneut ausgeweitet werden.

Ein weiteres Problem ist der zunehmende administrative Aufwand. “Große Maschinen bestehen aus Tausenden Einzelteilen. Für jede Schraube müssen Metallgehalt und Herkunft nachgewiesen werden”, so ein Branchenvertreter. Bei Unregelmäßigkeiten drohen Strafzölle von bis zu 200 Prozent.

Dennoch bleiben die USA wichtigster Exportmarkt für Deutschland. “Trotz des Rückgangs schwächelt das Geschäft auf sehr hohem Niveau”, heißt es von GTAI. Im Jahr 2024 lag der Exportwert bei 161,4 Milliarden Euro, für 2025 wird ein Wert knapp unter 150 Milliarden erwartet.

Branchen reagieren unterschiedlich auf Zolldruck

Ob und wie Unternehmen zollbedingte Mehrkosten weitergeben können, hängt stark von der Branche ab. Je höher das Alleinstellungsmerkmal eines Produkts, desto eher gelingt eine Preisweitergabe. In konjunkturschwachen Bereichen wie Bau- oder Landmaschinen ist dies schwieriger. Dort sei die Nachfrage eingebrochen, heißt es weiter. Gleichzeitig dürften viele Unternehmen 2026 beginnen, die gestiegenen Kosten an Endkunden weiterzureichen.

GTAI und ifo gehen davon aus, dass es mittelfristig zu Verschiebungen in der deutschen Wirtschaftsstruktur kommen könnte: Weg von klassischen Industriegütern, hin zu Dienstleistungsangeboten mit geringerer Zollsensitivität. Ein Trend, der auch Auswirkungen auf Logistiknetzwerke und Supply Chains haben dürfte.

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