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Foto:Wallek & Geser

Schwerguttransporteure haben mit immer mehr Bürokratie zu kämpfen

Auf Schwertransporte haben sich eine Handvoll Speditionen wie das Garchinger Familienunternehmen Wallek & Geser spezialisiert. Eine immer schlechtere Straßeninfrastruktur sowie immer strengere Behördenauflagen erschweren die Geschäfte.

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Mit deutscher Bürokratie hat Markus Geser mehr Erfahrungen als viele andere Transportunternehmer gesammelt. Jahr für Jahr muss der Geschäftsführer von Wallek & Geser Spezialtransporte in Garching (Landkreis München) immer dickere Dokumente durcharbeiten.

Vor fünfzehn Jahren waren die behördlichen Auflagen für Schwertransporte 15 bis 20 Seiten dick, sagt der bayerische Spediteur. In den 70er Jahren kamen die Behörden sogar noch mit drei Seiten aus. Heute hingegen müssen wir bei jedem Vorgang mindestens 50 Seiten durchblättern.

Geser leitet mit Horst Wallek das Familienunternehmen in vierter Generation, das sich mit 35 Beschäftigten auf Schwerguttransporte aller Art spezialisiert hat. Mit rund 18 Zugmaschinen mit und ohne Ladekrane sowie diversen Sattel- und Telesattelaufliegern können diese Großmaschinen, Komponenten für Windkraftanlagen, kleinere Fertighäuser und sonstige Transportgüter laden, die außergewöhnlich lang oder außergewöhnlich schwer sind.

Wir transportieren über 40 Meter lange und über 100 Tonnen schwere Lasten, versichert Wallek.

Der organisatorische Aufwand ist riesig

Jeder sogenannte „Großraum- und Schwertransport“ (GST) ist genehmigungspflichtig. Größen, Achslasten und Gesamtmassen der transportierten Güter überschreiten die gesetzlich zugelassenen Grenzen. Vor allem für überregionale Touren, welche durch mehrere Bundesländer führen, ist der Aufwand groß. Geser und Wallek müssen solche Transporte mit allen unteren Straßenverkehrsbehörden oder Ordnungsämtern entlang der geplanten Route abstimmen, was sich bis zu acht Wochen hinziehen kann. Der organisatorische Aufwand ist riesig: Die Behörden klären, ob der Transport während der geplanten Einsatzzeit wirklich durchgeführt werden kann und die Polizei oder ein geprüften Transportbegleiter eingeschaltet werden muss. Außerdem geben sie Fahrtwegprüfungen in Auftrag und erlauben selten genutzte Routen oder außergewöhnliche Transportgüter nur mit Straßensperrungen und anderen Auflagen. Viele Touren können nur nachts durchgeführt werden.

Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist schwieriger geworden, bestätigt Wallek.

Vor wenigen Jahren noch konnten er und Gezer einfache Rückfragen mit einem Telefonanruf klären, jetzt müssen sie deutlich mehr Schriftverkehr erledigen. Weil viele Amtsvorgänge immer noch nicht digitalisiert sind, ziehen sich die Vorbereitungen ebenfalls hin. Außerdem müssen sie immer wieder Anträge mehrfach einreichen, wenn Behörden auf ihre Anfragen nicht zeitnah reagieren oder den ursprünglich beantragten Fahrweg nicht genehmigen.

Für die Fahrer fallen bei solchem Szenario lange Umwege an. Ohnehin macht allen Schwer- und Spezialtransportunternehmen die vielerorts bröckelnde Straßeninfrastruktur zu schaffen. Vor allem Brücken erweisen sich immer wieder als Engpässe.

Viele Bauwerke in Deutschland wurden nicht saniert und können deshalb nur deutlich niedrigere Gesamtgewichte freigegeben werden oder werden vollständig gesperrt, kritisiert Geser.

Als Folge müssen die Fahrer deutlich längere Wege einplanen.

Heute können sie im Nachtsprung nur noch 250 Kilometer fahren, schildert der Geschäftsführer die Folgen.

Vor wenigen Jahren waren noch 400 bis 500 Kilometer möglich.

Jeder genehmigungspflichtiger Transport eine Herausforderung

Grundsätzlich stellt jeder genehmigungspflichtige Transport Wallek & Geser vor neue Herausforderungen. Als Fahrer des Unternehmens eine 70 Tonnen schwere Maschine eines großen Industrieunternehmens transportierten, mussten sie mit einer Fahrzeuglänge von 34 Metern und -breite von 3,75 Metern planen. Vor allem der einspurigen Vor- und Nachlauf war schwierig, weil die Fahrer hier auch rückwärtsfahren mussten.

Noch kniffliger war der Transport eines 86 Tonnen schweren Drehbohrgeräts für eine Großbaustelle in der Münchner Innenstadt. Wallek & Geser transportierte dieses Gerät auf einem neunachsigen Auflieger über fast 400 Kilometer hinweg, was mehr als zwei Tage dauerte.

Als besondere Herausforderung entpuppten sich die engen Straßen in der Münchner Innenstadt sowie der Ladungsüberhang hinten, blickt Wallek zurück.

Viele Projekte realisiert Wallek & Geser mit der Kooperation Big Move. Diesem Zusammenschluss gehören außer Wallek & Geser über ein Dutzend Branchenschwergewichte aus dem In- und Ausland an. Wenn ein Mitglied ein besonders kniffliges Vorhaben nicht im Alleingang nicht stemmen kann, helfen andere Mitglieder mit Equipment und Personal aus. Ansonsten kann sich Wallek auf seine Fahrer jederzeit verlassen. Viele arbeiten seit Jahren für das Familienunternehmen.

Wir sind auf Mitarbeiter mit besonderem Knowhow angewiesen und zahlen gut.Den Fachkräftemangel spüren wir bislang nicht, sagt der Unternehmer.

Das liegt sicher auch daran, dass die Fahrer von Wallek & Geser geregelte Arbeitszeiten haben und nie wie manche Kollegen wochenlang im Ausland unterwegs sind.

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