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Foto: LOXXESS AG

Kurzinterview: Stärken ausbauen und handlungsfähig bleiben

Logistik wird immer gebraucht werden, betont Christina Thurner von LOXXESS. In unserem Interview erklärt sie auch, worauf Unternehmen in diesen turbulenten Zeiten achten sollten, um erfolgreich durch das Geschäftsjahr 2023 zu kommen.

Lesezeit 5 Min.
Natalia Jakubowska, Trans.iNFO: Wie blicken Sie auf das Jahr 2022 zurück?

Christina Thurner, Vorstand LOXXESS AG: Betrübt zum einen – die Nachricht vom Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine macht uns sehr betroffen. Angesichts des Leids und Unrechts, was dort geschieht, wird uns einmal wieder vor Augen geführt, wie wertvoll die europäische Gemeinschaft für die Menschen und Unternehmen ist. Wir müssen zusammenhalten, um unsere Wertegemeinschaft zu schützen und zu stärken, und um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch Kostensteigerungen und Inflation aufzufangen.
Ich empfinde auch Stolz und tiefe Wertschätzung für unser LOXXESS-Team, weil wir trotz der schwierigen Zeiten vieles gemeinsam erreichen und die Entwicklung des Unternehmens vorantreiben konnten. Als Unternehmen sind wir stabil durch das Jahr gekommen und können unsere Servicequalität aufrechterhalten und Projekte vorantreiben.

Was ist Ihr persönliches Branchenwort des Jahres?

Supply Chains matter – das war auch das Motto des Deutschen Logistik-Kongress‘ 2022. Resiliente Lieferketten zu bilden und flexibel zu gestalten, die Versorgung von Industrie und Gesellschaft zu gewährleisten – das sind die Aufgaben, denen sich die Logistik aktuell stellt. Wir tragen eine wichtige Verantwortung bei der Versorgung von Wirtschaft und Gesellschaft, das kann man mit diesem Claim nach außen vertreten.

Was erwarten Sie mit Blick auf die Transport-und Logistikbranche für 2023?

Für die Logistik gilt zu einem gewissen Grad, was die Wirtschaftsweisen für die gesamte Wirtschaft prognostiziert haben: Rezession und anhaltend hohe Inflation. Ein positives Signal: sie gehen von einer Zunahme der Exporte und Investitionen aus, weil auch die Lieferengpässe allmählich nachlassen dürften. Logistik wird immer gebraucht werden, so viel ist sicher. Es liegt an uns, unsere Dienstleistungen und Wettbewerbsfähigkeit auch in den aktuellen Zeiten der Volatilität und hohen Kosten aufrecht zu erhalten. Hier stehen Mittelständler vor besonders großen Herausforderungen und es zahlt sich für diejenigen aus, die schon auf erneuerbare Energien gesetzt haben und starke Partnerschaften aufgebaut haben.

Welche Aktivitäten und Projekte stehen bei Ihnen für das Jahr 2023 auf der Agenda?

Wir wollen unser Unternehmen behutsam, aber konsequent wachsen lassen, sowohl intern als auch extern. An den Standorten Aurach, Haiming, Regensburg, Bor und Warschau realisieren wir erfolgreich den Ausbau der Lagerkapazitäten. Das geht einher mit einem Zuwachs im Team. Angesichts des gravierenden Fach- und Arbeitskräftemangels ist das keine leichte Aufgabe für uns. Deshalb bemühen wir uns beispielsweise an unserem Standort Bor, das Onboarding für neue Kolleginnen und Kollegen durch Nutzung einer App so unkompliziert und selbstbestimmt wie möglich zu gestalten.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie und werden an Relevanz eher noch zunehmen. Deshalb prüfen wir in enger Absprache mit unseren Kunden, wie Prozesse noch effizienter gestaltet werden können, um Emissionen zu sparen. Dadurch leisten wir proaktiv einen Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie unserer Kunden. Ein Ansatz ist die Verpackung von Sendungen sowie das Füllmaterial, dabei kann recyceltes Papier zum Einsatz kommen. Bei einem unserer Kunden setzen wir für die internen Transporte und Lagerung auf Mehrwegboxen aus recyceltem Plastik, die eine deutlich längere Lebensdauer als Pappkartons aufweisen und nach der Nutzung eingeschmolzen und neu verwendet werden können.

Welche Tipps würden Sie Unternehmen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 geben?

Es sind unübersichtliche Zeiten mit multiplen Herausforderungen für Unternehmen. Umso wichtiger ist es, sich auf das Wesentliche und die eigenen Stärken zu konzentrieren. Es bedarf Ausdauer und eines langen Atems, um diese Phase zu meistern. Wir haben für uns die Haupthandlungsfelder identifiziert: den Ausbau unserer bestehenden Standorte, um das Wachstum unserer Kunden begleiten zu können und im Falle von Störungen in Lieferketten ausreichend Pufferflächen und -bestände vorhalten zu können.
Dafür braucht es geeignete Flächen, die in Deutschland rar sind. Deshalb werden beispielsweise Brownfields immer interessanter für Projektentwickler und Logistikdienstleister, weil so Flächen in attraktiven Lagen revitalisiert werden können.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Augen nach neuen Lösungen und Tools offen zu halten, die einen Mehrwert für das eigene Serviceportfolio erzeugen können. In der Logistik lauten die Stichworte hier Künstliche Intelligenz, Big Data und Plattformlösungen. Gleichzeitig muss der Mensch im Fokus unserer Tätigkeiten stehen, denn er ist das Herzstück unserer Services. Die Lage scheint unsicherer und unübersichtlicher als jemals zuvor – dennoch, oder gerade deshalb rate ich zur Flucht nach vorne, zu mutigen Entscheidungen.

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