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Foto: Volvo Trucks

Überraschende Studienergebnisse: LKW-Betrieb mit Batterie oft billiger als mit Diesel

Obwohl schwere Elektro-LKW im Fernverkehr bisher als unwirtschaftlich galten, hat ein Doktorand der Chalmers University of Technology in Göteborg, Schweden, gezeigt, dass ihr Betrieb kostengünstiger sein kann als der von Dieselfahrzeugen. Die Wahl geeigneter Batterien unter Berücksichtigung bestimmter Faktoren erweist sich als entscheidend.

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Die Ergebnisse haben selbst mich überrascht, und ich hoffe, dass jetzt, da wir gezeigt haben, dass es rentabel sein kann, mehr Transportunternehmen und LKW-Hersteller es wagen werden, auf die Elektrifizierung zu setzen”, sagt Johannes Karlsson, Doktorand für Kontrollsysteme und Elektronik an der Chalmers University of Technology.

Der Umstieg von Flotten mit fossilen Brennstoffen auf Elektrofahrzeuge war bisher vor allem im städtischen Verteilerverkehr und im Kurzstreckenverkehr zu beobachten. Nun sind Forscher einer schwedischen Universität zu der Erkenntnis gekommen, dass Strom auch im Schwerlastverkehr und auf längeren Strecken eine kostengünstigere Alternative zu Diesel sein kann.

Wir haben ein Szenario untersucht, bei dem schwere LKW zwischen Helsingborg und Stockholm fahren. Wir haben zwei verschiedene Batteriegrößen und zwei mögliche Preise für die Schnellladung verglichen. Unsere Schlussfolgerung ist, dass Fahrzeuge für den Güterverkehr auf kosteneffiziente Weise elektrifiziert werden können”, sagt Johannes Karlsson.

Die Berechnung erfolgt unter realen Bedingungen

In der Studie erstellten die Forscher ein Modell, das auf den Daten eines realen Speditionsunternehmens in Helsingborg basiert, das Langstrecken-Transporte durchführt. Die große Batterie musste nicht unterwegs, sondern nur in den unternehmenseigenen Lagern aufgeladen werden, was sich jedoch in einer geringeren Nutzlast des Fahrzeugs niederschlug. Die kleinere Batterie musste während der Fahrt schnell aufgeladen werden, wog aber weniger. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es lohnenswert war, Strom zu nutzen.

Mit der richtigen Batteriegröße sollte es in vielen Fällen möglich sein, schwere LKWs so zu elektrifizieren, dass die Kosten im Vergleich zu Diesel-LKW gleich oder niedriger sind. Die optimale Batteriegröße hängt davon ab, ob man leichte Lasten wie Pakete oder Gemüse oder schwere Lasten – wie Getränke oder Holz – transportiert. Weitere wichtige Faktoren, die bei der Wahl der Batteriegröße zu berücksichtigen sind, sind das Fahrverhalten und der Preis für die Schnellladung”, sagt Johannes Karlsson.

Die Forscher gingen von einem Dieselpreis von 1,20 Euro pro Liter aus, Schnellladungen kosteten 0,17 beziehungsweise 0,40 Euro pro kWh, jeweils ohne Mehrwertsteuer. Die Wartungskosten wurden als bei beiden Antrieben gleich angenommen.

Wissenschaftler erhoffen sich eine Beschleunigung der Elektrifizierung

Wenn es um die Elektrifizierung schwerer LKW geht, wurden in der Vergangenheit hauptsächlich Fälle untersucht, in denen die LKW in einem bestimmten Gebiet, z. B. in einem Hafen, gefahren und beladen werden. Die Forscher der Chalmers University hoffen nun, dass die Ergebnisse ihrer Studie den Übergang von Diesel zu Strom im Schwerlastverkehr beschleunigen werden.

Wir haben bewiesen, dass eine Flotte schwerer Fahrzeuge auf kosteneffiziente Weise elektrifiziert werden kann. Dies sollte Unternehmen dazu veranlassen, wirklich mutige Investitionen in die Umstellung auf E-LKWs zu wagen. Wirtschaftliche Anreize bedeuten in der Regel, dass Veränderungen schnell vollzogen werden können, und unsere Studie ist für viele Transporte durchaus realistisch”, sagt Anders Grauers, außerordentlicher Professor am Fachbereich Elektrotechnik bei Chalmers, der die Studie gemeinsam mit Johannes Karlsson leitete.

Die Forschung wurde in Zusammenarbeit mit der schwedischen Verkehrsbehörde und Volvo Trucks durchgeführt und von der schwedischen Verkehrsbehörde finanziert.


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