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Engpässe in der deutschen Logistik. Eine weitere Branche beschwert sich über die Vorschriften, die an der Realität vorbeigehen

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Über die kritische Situation in der deutschen FMCG-Branche, in der die Lieferungen mit großen Verzögerungen erfolgen, ist schon seit langem laut. Im März präsentierte ein Verband aus der Baustoffindustrie seine Stellungnahme, in der er Verkehrsengpässe kritisiert und sie als Bremse für die deutsche Wirtschaft sieht.

BBS, der deutsche Verband der Baustoffindustrie, hat vor kurzem ein Dokument mit dem Titel „Engpässe in der Logistikbranche. Herausforderungen und Lösungen” veröffentlicht. Probleme mit dem Transport, wie wir in der BBS-Stellungnahme lesen, haben nicht nur deutsche Bauarbeiter. Wegen ihnen leiden auch andere Wirtschaftszweige. Unternehmer, die in dem Verband organisiert sind, beschweren sich über die Transportengpässe seit Anfang 2017. Einer der Hauptgründe dafür ist laut BBS der Personalmangel in der Transportbranche.

Nach Angaben des Verbandes fehlen in Deutschland rund 40.000 Lkw-Fahrer, und der demografische Wandel wird diesen Mangel noch verschärfen. Die Gründe für das mangelnde Interesse der Jugendlichen an dem Beruf sieht BBS vor allem in den hohen Kosten der Befugnisgewinnung, in vielen damit verbundenen Formalitäten und in dem schlechten Image eines Truckers.
Die Abschaffung der Wehrpflicht hat auch zur aktuellen Situation im Verkehrssektor beigetragen. Die Bundeswehr hat zuvor jährlich 15.000 LKW-Fahrer trainiert.

„LKW-Fahrer entscheidend für die gesamte Wirtschaft”

Wie BBS in seiner Stellungnahme betont, sollte die Berufsberatung den Beruf eines Lkw-Fahrers fördern, „der für die gesamte Wirtschaft entscheidend ist”. Dazu wird Unterstützung, zum Beispiel durch Öffentlichkeitskampagne benötigt.

Darüber hinaus sieht der Verband die Notwendigkeit, das Mindestalter für den Erwerb von Fahrrechten für LKW zu reduzieren – von 21 auf 18 Jahre. Die Ausbildung in dieser Richtung würde dadurch attraktiver werden.

BBS schlägt vor, Prüfungen in anderen Sprachen oder zumindest in „einfachem Deutsch” zu organisieren und die Rekrutierung von Fahrern aus Ländern außerhalb der Europäischen Union zu erleichtern. Eine andere vom Verband vorgeschlagene Lösung ist die „beschleunigte Präqualifizierung” für Arbeitslose.

Idee für mehr Parkplätze in Deutschland

Ein weiteres Problem der deutschen Transportwirtschaft ist das Fehlen einer adäquaten Parkinfrastruktur und die unangemessene Verwaltung über Straβenreparaturen. Sie wirken sich sehr negativ auf die Arbeit der Fahrer aus und erschweren die Einhaltung der Vorschriften über Lenk- und Ruhezeiten sowie rechtzeitige Lieferungen.

BBS schätzt, dass in Deutschland knapp 14.000 Parkplätze fehlen, und bis 2030 wird sich diese Zahl verdoppeln (die Organisation der privaten Manager der VEDA-Autohöfe spricht wiederum bereits von 31.000 fehlenden Einrichtungen). Daher schlägt der Verband die Erweiterung von Parkmöglichkeiten entlang der Autobahnen vor, finanzielle Anreize für Unternehmen aus dem kommerziellen und industriellen Bereich, die Parkplätze für Lastkraftwagen schaffen würden.

Verbot, in der Kabine zu übernachten

In seiner Stellungnahme kritisiert BBS auch das im Mai 2017 eingeführte Verbot, die regelmäßige wöchentliche Ruhezeit in der Lkw-Kabine zu verbringen.

„Diese Regelung, die auf dem EU-Recht basiert, ist trotz ihrer guten Absichten nicht real, hauptsächlich aufgrund des Mangels an angemessener Infrastruktur für die Unterbringung”, heißt es in dem Dokument.

Daher schlägt die Organisation vor, dass die Fahrer ihre 45-stündige Pause in der Kabine einlegen können, sofern sie ordnungsgemäß ausgestattet ist. Darüber hinaus sollte auch berücksichtigt werden, dass viele Fahrer wegen Verpflegungspauschalen und der Sicherheit von Ladung und Fahrzeug es vorziehen, die Pause in der Kabine zu verbringen.

Deutsche Kabotagevorschriften

BBS fordert auch eine Lockerung der Kabotagevorschriften. Nach Ansicht des Verbandes könnte dies das Problem der Ineffizienz im Transport lösen.

 

Anmerkung der Redaktion:

Deutsche Frachtführer stehen vor dem Problem des Fahrermangels, der jedes Jahr zunimmt. In anderen EU-Ländern ist es nicht besser. Unterdessen bombardieren Politiker aus Brüssel und den Regierungen der EU-Länder die Transportindustrie mit weiteren Vorschriften, die den Betrieb von Transportunternehmen weiter behindern werden. Es scheint, dass alle vergessen, dass ohne Transport die meisten Wirtschaftszweige nicht funktionieren und noch mehr, sich nicht entwickeln können. Die Marktwirklichkeit beginnt jedoch, die Ideen der Gesetzgeber zu überprüfen, und die Stellungnahme der BBS ist eine weitere Stimme der Vernunft für die Situation des deutschen und europäischen Transports.

Schon jetzt hat Deutschland ein Problem damit, den Bedarf an Transportdienstleistungen zu decken, und die von Brüssel geplanten Änderungen in der Entsendungsrichtlinie und dem sogenannten Mobilitätspaket werden die Situation erheblich verschlechtern. Unsere Nachbarn aus dem Westen werden sich, ähnlich wie der Rest Europas, nicht nur auf höhere Transportpreise, sondern auch auf ernsthafte Versorgungsprobleme und ein gedämpftes Wirtschaftswachstum einstellen müssen.

Fot: Pixabay.com

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