Obwohl die Gesamtzahl der Verkehrstoten auf Deutschlands Straßen sinkt, kommt es an Stauenden immer wieder zu undenkbaren Unfällen und lebensgefährlichen Verkehrssituationen. Die Statistiken sind erschreckend. Nach Angaben der Initiative “Hellwach mit 80 km/h” sind seit Anfang des laufenden Jahres bis Mitte April infolge mehrerer Unfälle am Stauende 25 Fahrer ums Leben gekommen.
Sowohl die vermehrte Bautätigkeit als auch die wachsende Verkehrsbelastung führen zu mehr Verkehrsstörungen durch Staus auf den Autobahnen. Zu zahlreichen Unfällen kommt es auch aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit, einer Ablenkung und eines unzureichenden Sicherheitsabstands. Auch unangemessene Geschwindigkeit ist ursächlich, zählt die Polizei Münster auf. Nicht ohne Bedeutung sind auch schwierige Arbeitsbedingungen vieler Lkw-Fahrer. In der Transportbranche herrschen doch extremer Preis- und Zeitdruck. Oft werden Trucker gezwungen, ihre Arbeitszeiten zu überschreiten. Die Folgen sind verheerend.
Erschreckende Statistiken
Den Informationen des Portals Autofahrerseite.eu sowie einem Bericht der Polizei Münster zufolge passiert etwa vier Mal pro Tag auf deutschen Autobahnen ein LKW-Unfall. Jeder Dritte davon ereignet sich an einem Stauende. Dabei gilt es zu betonen, dass Unfälle dieser Art für 80% der Verkehrstoten bei LKW-Unfällen verantwortlich sind. Und das obwohl bei 70 Prozent aller Lkw auf den deutschen Autobahnen ein Notbremsassistent verbaut ist. Wie die Initiative “Hellwach mit 80 km/h” angibt, haben seit Anfang des Jahres bis Mitte April bereits 25 Fahrer am Stauende ihr Leben verloren.
Immer wieder kommt es zu solchen undenkbaren Unfällen wie folgende drei allein in der letzten Woche.
Am vergangenen Freitag auf der A14 auf der Strecke zwischen Nossen Nord und Nossen Ost sind drei Lkw an einem Stauende ineinander gekracht. Ein Lastwagenfahrer verstarb noch an der Unfallstelle.
Auch am Donnerstagnachmittag kam bei einem Unfall auf der Autobahn 30 bei Laggenbeck ein weiterer Fahrer ums Leben. Der in seinem Sprinter eingeklemmte Mann erlag noch am Unfallort seinen Verletzungen.Den bisherigen Ermittlungen zufolge überholte er auf dem linken Fahrstreifen einen Lkw. Beim wiedereinscheren nach rechts, bemerkte er das Stauende zu spät und fuhr auf einen Lkw auf.
+++ Unfall am Stauende – Sprinter-Fahrer auf A30 tödlich verletzt +++ https://t.co/nHV3qyxM6M https://t.co/bRvFaZzx9N
— Polizei NRW MS (@Polizei_nrw_ms) April 15, 2021
Ein weiterer tragischer Unfall ereignete sich am Dienstag, dem 14. April auf der A2 in Sachsen-Anhalt. Ein weißrussischer Lkw-Fahrer übersah einen am Stauende stehenden Sattelzug aus Polen, wodurch insgesamt vier Sattelzüge ineinandergeschoben wurden. Der 61-Jährige aus Weißrussland starb noch am Unfallort. Der vorausfahrende Pole wurde leicht verletzt in eine Klinik gebracht.
Schon wieder Stauende übersehen! Nächster tödlicher Unfall auf der #A2. #Bornstedt https://t.co/WoDklAbuLN pic.twitter.com/Z7I2zY76IV
— TAG24 NEWS Leipzig (@TAG24LE) April 13, 2021
Bereits 50 km/h können tödlich sein
Die Statistiken bestätigen, dass Unfälle vor der Baustelle eine besondere Gefahr darstellen, wenn ein oder mehrere Lastwagen beteiligt sind.
Ob dann der Lastwagen in den Personenwagen fährt oder umgekehrt, ist weniger wichtig, betont der Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gegenüber der FAZ. Auch wenn ein Pkw auf einen stehenden Lkw fährt, kann man solch einen Unfall ab einer Geschwindigkeit von 50 Kilometer in der Stunde eigentlich kaum überleben. Der Pkw unterfährt dann den Lkw und wird auf Höhe der A-Säule abgesägt“, erklärt er weiter.
Auch Notbremsassistenten sorgen in vielen Fällen für keinen entsprechenden Schutz
Obwohl die Ausrüstung mit einem Notbremsassistenzsystem seit dem Jahr 2015 für neu zugelassene Lkw mit mehr als acht Tonnen Gesamtmasse sowie seit 2018 für l Nutzfahrzeuge über 3,5 Tonnen bereits zur Pflicht geworden ist, bietet auch diese Lösung in vielen Fällen keinen entsprechenden Schutz für die Verkehrsteilnehmer an. Wie die Initiative Hellwach mit 80 km/h betont, rüsten seit Mitte 2020 alle europäischen Hersteller serienmäßig und sogar ohne Aufpreis ihre LKW mit optimierten Notbremsassistenten aus, die das Fahrzeug bei trockener Straße auf Null herunterbremsen können. Der Fahrer kann aber den Eingriff des Notbremsassistenten beeinflussen. Wenn die Notbremsung unterbrochen wird, rast der Lkw dann praktisch ungebremst in das Hindernis. Überdies fehlt vielen Fahrern eine Einweisung und die Kenntnis ihrer Fahrzeugtechnik. Daher wird den Autofahrern empfohlen, am Stauende eher den linken Spur zu nutzen. Unabdingbar ist auch ein entsprechender Sicherheitsabstand zum Vordermann.
Foto: Pixabay