Quelle: https://www.hafen-hamburg.de/

Hamburger Hafen steigert Marktanteil beim Containerumschlag

  • Aufwärtstrend beim Containerumschlag
  • Zunahme beim Transhipment
  • Rückgang beim Massengutumschlag
  • Konventionelles Stückgut wächst zweistellig

Lesezeit 9 Min.
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19.08.2022

Der Containerumschlag im Hamburger Hafen entwickelte sich im ersten Halbjahr 2022 positiver als erwartet. Mit einem Umschlagergebnis von 4,4 Millionen TEU (20 Fuß-Standardcontainer) wurde in den ersten sechs Monaten des Jahres ein leichtes Plus von 0,9 Prozent erreicht. Gegenüber den großen nordeuropäischen Wettbewerbshäfen Antwerpen-Brügge, Rotterdam und Bremen/Bremerhaven, die alle Rückgänge im Containerumschlag meldeten, verzeichnete Hamburg als einziger Haupthafen der Range ein Plus. Im Durchschnitt betrug der Gesamtrückgang im Segment Containerumschlag bei den großen vier Nordrangehäfen in den ersten sechs Monaten 4,6 Prozent. Gegen diesen Trend gewann Hamburg Marktanteile von 1,1 Prozentpunkten hinzu und erreichte als einziger der Haupthäfen ein Wachstum beim Containerumschlag.

Der Gesamtumschlag in Deutschlands größtem Universalhafen fiel mit insgesamt 61,8 Millionen Tonnen (-2,7 Prozent) etwas geringer aus als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Rückgang beim Gesamtumschlag ist mit einem schwächeren Ergebnis beim Massengutumschlag zu erklären. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten in Hamburg 17,6 Millionen Tonnen (-8,9 Prozent) Massengüter umgeschlagen. In allen drei Segmenten Sauggut (3,0 Millionen Tonnen / -7,2 Prozent), Greifergut (10,2 Millionen Tonnen / -3,2 Prozent) und Flüssigladung (4,5 Millionen Tonnen / -20,5 Prozent) führten zum Teil verschärfte EU-Sanktionen gegenüber Russland sowie marktbedingte Veränderungen beim Handel und Transport der Rohstoffe zu diesem Umschlagergebnis.

Besondere Herausforderungen für den Hafen

Das erste Halbjahr 2022 stellte die Hamburger Hafenunternehmen, deren Beschäftigte und alle Logistikpartner und Hafenkunden vor ganz besondere Herausforderungen. So führte der Krieg in der Ukraine zu weitreichenden Sanktionen im Außenhandel, die sich auch in beträchtlichem Umfang auf den Seegüterumschlag im Hamburger Hafen auswirkten und weiter auswirken. Im Zusammenhang mit dem nahezu komplett eingestellten Containerverkehr mit russischen Häfen gab es als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine neben Rückgängen im Stückgutumschlag auch deutliche Rückgänge beim Massengutumschlag“, sagt Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing und ergänzt: „Der in Hamburg dominierende Stückgutumschlag entwickelte sich unter erschwerten Rahmenbedingungen stabil. In diesem Umschlagsegment wurde beim konventionellen Stückgut mit insgesamt 798.000 Tonnen sogar ein zweistelliges Plus von 34,3 Prozent erreicht.“

Mattern weist darauf hin, dass nicht nur der Krieg in der Ukraine sondern auch die Auswirkungen der globalen Coronapandemie weiterhin Transport- und Versorgungsengpässe für Handel und Industrie verursachen. Auf zahlreichen Transportrouten führe das zu längeren Transportzeiten und stark angestiegenen Frachtraten. Die Hauptursachen für die aus dem Takt gekommenen Lieferketten, Verzögerungen und Störungen weltweiter Transportabläufe sind nach Ansicht von Mattern nicht allein den Häfen zuzuordnen. Vielmehr sei es so, dass an der Schnittstelle Land-Seetransport Störungen, wie z.B. Schiffsstau und Verzögerungen im LKW- und Bahnverkehr, für die Hafenkunden und die Öffentlichkeit am deutlichsten sichtbar und bemerkbar werden.

Der wochenlange Lockdown im Hafen Shanghai und die aus dem Fahrplantakt gekommenen Schiffsanläufe sorgen in der Folge für außergewöhnliche Spitzenbelastungen an den Umschlagterminals im Hafen. Container, die nicht zeitig abgeholt werden und dadurch dringend benötigte Umschlagflächen blockieren, verursachen zusätzlichen Aufwand und Probleme bei der effizienten Organisation des Umschlags und der Vor- und Nachlauftransporte zwischen Seehafen und den Destinationen im Binnenland“, ergänzt Mattern.

Bessere Bedingungen für alle Verkehrsträger

Damit es im Hamburger Hafen nicht noch zu weiteren Störungen kommt, sorgt die Hamburg Port Authority für die Instandhaltung und Weiterentwicklung der Infrastruktur.

Als Port Authority ist es unsere zentrale Aufgabe eine funktionsfähige und leistungsfähige Infrastruktur für die Logistikketten, um damit auch die Versorgung Deutschlands und anderer Teile Europas über den Hamburger Hafen zu schaffen. Wenn die Lieferketten aus dem Takt geraten, so wie wir es seit Monaten erleben, rückt diese Aufgabe nicht nur stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung sondern nimmt an Bedeutung stark zu. Mit der abgeschlossenen Fahrrinnenanpassung im Januar können unsere Kunden nun mehr Container je Anlauf realisieren. Dies stärkt erstens die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Hamburg und zweitens die Versorgung von Wirtschaft und Verbrauchern für ganz Deutschland. Konkret: im 1. Halbjahr 2022 haben 117 Großcontainerschiffe die Möglichkeiten der Fahrinnenanpassung sofort in Anspruch genommen. Der durchschnittliche Tiefgang dieser Großcontainerschiffe ist gegenüber 2021 um ca. 0,5 Meter gewachsen. Dabei wurden je Anlauf acht Prozent mehr Container umgeschlagen. Dies unterstreicht die unverzügliche Annahme der Fahrrinnenanpassung durch unsere Kunden. Mit der Landstromversorgung für Container- und Kreuzfahrtschiffe haben wir das nächste Großprojekt in Angriff genommen. Im 1. Halbjahr 2022 ist an den drei Containerterminals Burchardkai, Tollerort und Eurogate, sowie am Kreuzfahrterminal Steinwerder der Baustart erfolgt. Die Aufnahme des Testbetriebs ist für 2023 geplant. Der Hamburger Hafen ist damit in Europa der Vorreiter im Bereich Landstromversorgung und Nachhaltigkeit“, sagt Friedrich Stuhrmann, Mitglied der Geschäftsleitung bei der HPA.

Die Top 10 Partnerländer im Seecontainerumschlag Hamburgs

Die gegen Russland von der EU verhängten Sanktionen führten im ersten Halbjahr beim Containerumschlag zwischen Hamburg und russischen Häfen zu einem Rückgang auf 79.000 TEU (-50,9 Prozent). Damit fiel Russland aus der Top 10 Rankingliste von Platz vier auf Platz 15.

Bei den für den Hamburger Hafen vom Umschlagvolumen her drei wichtigsten Handelspartnern blieb die Reihenfolge mit China inklusive Hongkong (1,3 Millionen TEU /+5,8 Prozent), USA (291.000 TEU / -3,9 Prozent) und Singapur (218.000 TEU / +6,7 Prozent) unverändert. Es folgen auf den weiteren Plätzen Polen (166.000 TEU /+53,2 Prozent), Schweden (157.000 TEU /+8,3 Prozent), Finnland (108.000 TEU /+31,5 Prozent), Dänemark (103.000 TEU /+2,8 Prozent), Brasilien (102.000 TEU /-2,8 Prozent), Vereinigtes Königreich (100.000 TEU /-19,8 Prozent) und Südkorea (95.000 TEU /-18,6 Prozent). Die in den ersten sechs Monaten für den Hamburger Hafen erfreulichen Umschlagsteigerungen im seeseitigen Containerumschlag mit Polen, Finnland, Schweden und Dänemark sind u.a. auf Umstrukturierungen und die Konzentration von Feederdiensten zurückzuführen. Hamburg wird zur Bedienung der Ostseeregion wieder stärker als Drehscheibe im Transhipmentverkehr genutzt. Insgesamt erreichte der Containerumschlag im Transhipmentverkehr im ersten Halbjahr in Hamburg 1,6 Millionen TEU (+2,7 Prozent).

Seehafenhinterlandverkehr auf der Schiene auf Vorjahresniveau

In den ersten sechs Monaten wurden auf den Gleisen der Hamburger Hafenbahn 1,4 Millionen TEU transportiert. Das ist mit Minus 0,2 Prozent nur knapp unter dem Ergebnis aus dem Vorjahr. Insgesamt wurden per Eisenbahn im ersten Halbjahr 23,6 Millionen Tonnen (-0,3 Prozent) in und aus dem Hamburger Hafen transportiert.

Umfangreiche Baumaßnahmen im Hafenbereich und Streckennetz sind wesentliche Ursachen für das im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwas schwächer ausgefallene Ergebnis. Im Zu- und Ablaufverkehr des Hamburger Hafens bleibt der Gütertransport auf der Schiene weiter mit einem Anteil von 52,8 Prozent am Modal Split der führende Verkehrsträger“, sagt Mattern.

Auf dem leistungsfähigen Gleisnetz von rund 300 Kilometer Länge steuert die Hamburger Hafenbahn täglich rund 210 Güterzüge mit mehr als 5.500 Waggons.

In den vergangenen Wochen wirkten sich sehr unterschiedliche Einflüsse, zu denen auch die in großer Zahl auftretenden Schiffsverspätungen zählen, störend auf die Eisenbahn-Abfertigung im Hamburger Hafen aus. Die Terminalbetriebe und Bahnoperateure bemühen sich mit großem Einsatz, Engpässe in der Abfertigung möglichst zu mindern und zu vermeiden“, ergänzt Mattern.

Dieser Ansicht ist auch Ulfert Cornelius, Geschäftsführer bei EVOS Hamburg:

Die hervorragende Anbindung des Hamburger Hafens an das Schienennetz ist von zentraler volkswirtschaftlicher Bedeutung für Deutschland und Zentraleuropa. Dies gilt nicht nur für den Containerumschlag sondern auch für flüssige Massengüter. Besonders deutlich wird dies im Moment, indem der Hamburger Hafen große Lücken in der Versorgungskette eben solcher flüssiger Massengüter schließen kann. Diese Lücken sind aufgrund des aktuellen Niedrigwassers des Rheins entstanden und können nun zu einem bedeutenden Teil aus Hamburg über die Schiene kompensiert werden und somit maßgeblich dazu beitragen, dass die negativen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft stark verringert werden.“

Ausblick 2022

Für die kommenden Wochen wünscht sich die Marketingorganisation des Hamburger Hafens eine Einigung im noch nicht gelösten Tarifkonflikt zwischen den Verhandlungspartnern ver.di und den deutschen Seehafenbetrieben. Vor dem Hintergrund einer Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Lage, die durch einen zu erwartenden Anstieg der Energiepreise und eine Abschwächung beim Konsum geprägt sein dürfte, ist für die weitere Entwicklung beim Seegüterumschlag bis zum Jahresende eher eine Abschwächung zu erwarten. Für ein zeitlich begrenztes Wachstum könnte die Verlagerung von vor allem Massenguttransporten sorgen, die wegen der anhaltenden Niedrigwasserphase auf dem Rhein zu einem Ausweichen auf andere Transportrouten führen könnte. Der Hamburger Hafen könnte als vielseitig aufgestellter Universalhafen und führender Eisenbahnhafen davon profitieren.

Ein Umschlagergebnis von rund 130 Millionen Tonnen und 8,7 Millionen TEU ist bei einer Stabilisierung der Transportketten und weltwirtschaftlichen Lage optimistisch, aber nicht ausgeschlossen.

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