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Foto: Mobil in Deutschland e.V.

HVO100: Das Tankstellennetz wächst, doch wie teuer ist die neue Alternative zum Dieselkraftstoff?

HVO100 gilt als fast CO2-neutral und darf seit Ende Mai 2024 an Tankstellen in Deutschland verkauft werden. Seitdem wächst das Tankstellennetz und das nicht nur deutschlandweit. Wir fassen zusammen was die neue Alternative zum Dieselkraftstoff kostet und wie groß die wirtschaftliche Bedeutung ist.

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Der neue Sprit wird seit Ende Mai schrittweise in Deutschland eingeführt und ist eine ökologische Alternative zum klassischen Dieselkraftstoff, da dieser aus Altspeiseöl und anderen Abfallstoffen hergestellt wird. Damit haben Transportunternehmen die Möglichkeit, rasch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und ihre CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent gegenüber fossilem Diesel zu senken.

Doch ist HVO100 auch wirtschaftlich im Hinblick auf die gewerbliche Nutzung? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Diesel im Überblick.

Wie teuer ist der neue Diesel?

Aktuell kostet HVO100 sechs bis zehn Cent mehr als herkömmlicher Diesel, zeigen erste Stichproben des ADAC und kann in allen Dieselmotoren verwendet werden, ob in LKW, PKW, Bussen oder Schiffen. Vor der Nutzung im Fahrzeug ist die Freigabe seitens des Fahrzeugherstellers zu prüfen, rät der Automobilclub.

Es ist ein gutes Zeichen, dass die Hersteller versuchen, HVO100 möglichst günstig anzubieten. Wir setzen darauf, dass der Preisaufschlag zukünftig nicht größer wird, sondern sich HVO100 im Idealfall preislich dem klassischen Diesel weiter annähert,“ so ADAC Technikpräsident Karsten Schulze.

Und obwohl HVO100 von der CO2-Abgabe befreit ist, fällt er noch teurer als fossiler Diesel aus. Ausschlaggebend beim Preis ist vor allem die Herstellung, die deutlich teurer als bei herkömmlichem Sprit ausfällt. Der Grund dafür ist, dass Rohstoffe im begrenztem Umfang verfügbar sind und damit fallen die Produktionsmengen beim Biodiesel noch gering aus.

Das Bundesverkehrsministerium (BMDV) mahnte bereits, dass ein reiner, synthetischer Dieselkraftstoff noch nicht in Masse produziert wird und das die Produktionsmenge nicht wesentlich gesteigert werden könne, was laut einer Studie des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zu hohen Kosten führt. Möglich ist aber ein Zukauf von international großen Raffinerien, also der Import beispielsweise aus anderen europäischen Ländern.

Herstellungskosten und Wirtschaftlichkeit werden in einer Studie vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags im Sachstand vom 25. März 2024 erläutert.

Fazit: Der neue Treibstoff reicht aktuell noch nicht für alle und ist damit keine ausreichende Lösung für Transportunternehmen, um ganz auf HVO umzusteigen.

Was sagen Transportunternehmen?

Die Raben Group hat seit Mitte Oktober 2023 in Norddeutschland bereits mehrere Nutzfahrzeuge mit HVO100 im Stückgutverkehr von Hamburg, in Norddeutschland und bis nach Skandinavien im Einsatz. Im Vergleich zu fossilem Diesel reduziert Raben die Transportemissionen damit um bis zu 86 Prozent und wertet den unkomplizierten Einsatz von HVO100 als großen Vorteil.

Um mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff fahren zu können, sind keine Anpassungen an den Fahrzeugen oder Motoren erforderlich. Die Nutzung wird allerdings mit den Herstellern der Fahrzeuge abgestimmt” so der Logistikdienstleister.

Zudem kann HVO in Reinform oder in einem beliebigen Verhältnis mit fossilem Diesel gemischt werden.

Auch Duvenbeck hat den pflanzlichen Kraftstoff über einen längeren Zeitraum im Praxisalltag getestet und hat durchweg positive Erfahrungen gesammelt.

Mit HVO betankte LKW sind spürbar leiser und zeigen die gleiche Leistung wie Diesel-Fahrzeuge. Zudem entfällt beim Tanken der typische Dieselgeruch“, heißt es vonseiten Bernd Reining, dem Fuhrparkleiter bei Duvenbeck.

Entsprechende Infrastruktur: Tankstellennetzt wächst rasch!

Für HVO100-Diesel kann die vorhandene Infrastruktur der Tankstellen genutzt werden. In Europa ist der Biokraftstoff bereits an über 3.000 Tankstellen erhältlich in Deutschland aktuell an 205 Tankstellen, gibt der Verein eFuelsNow an.

Markierte Stationen (cirka) Weltweit Europa Deutschland
HVO100 3700 205
HVO Blends 7900 90 (20-33% HVO)
insgesamt 13.400 11.600 295

Quelle: eFuelsNow e.V. (Stand: Juli 2024)

Im 1. Halbjahr 2024 wurden monatlich ca. 200 neue HVO100-Tankstellen in Europa eingezeichnet. Zwischen Juli 2023 und Juni 2024 verdoppelte sich die Anzahl der Stationen”, schreibt der Verband.

Auch einer der führenden Mobilitätsdienstleister in Europa – UTA Edenred baut sein HVO100-Stationsnetz kontinuierlich aus. Europaweit kann der Biodiesel an über 1.000 Stationen in 14 Ländern mit der UTA Karte bezogen werden, davon im deutschen UTA Netz an rund 120 Stationen mit HVO-Kraftstoffen und 63 Stationen mit HVO100.

Eigenangaben zufolge gehören zum UTA Akzeptanznetz neben Deutschland auch Österreich, Belgien, Dänemark, Tschechien, Estland, Finnland, Italien, Spanien, Litauen, Lettland, die Niederlande, Norwegen und Schweden.

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