Laut der am 15. Dezember veröffentlichten Marktbefragung des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV) und der Deutschen Energie-Agentur (dena) planen 54 Prozent der befragten Logistikunternehmen in den kommenden sieben Jahren Investitionen in Nullemissionsfahrzeuge, insbesondere in batterieelektrische LKW (BEV).
Doch die Investitionsbereitschaft ist klar an wirtschaftliche Kriterien geknüpft: Als wichtigster Anreiz gilt die Mautbefreiung für emissionsfreie LKW, gefolgt von der Möglichkeit zur betriebseigenen Ladeinfrastruktur.
“Investitionen in den Klimaschutz müssen sich rechnen, sonst bleiben sie aus”, erklärt DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster.
Noch 2024 standen strategische Faktoren wie CSR oder das Unternehmensimage im Vordergrund. Heute zählen operative Effizienz und Kostenersparnis.
Hohe Kosten und fehlende Infrastruktur bremsen den Umstieg
Den größten Investitionshemmnissen stehen massive Erwartungen gegenüber: Zu hohe Anschaffungskosten (2,6 von 3 Punkten), unzureichende Ladeinfrastruktur (2,5 Punkte) und unzureichende Fördermittel (2,4 Punkte) gelten laut Umfrage als Hauptgründe gegen einen Einstieg in die Elektromobilität.
Zwar haben bereits 38 Prozent der Unternehmen eigene Ladeinfrastruktur aufgebaut, doch der Ausbau wird durch hohe Kosten, lange Genehmigungsverfahren und mangelnde Netzkapazität gebremst. Im Schnitt wollen die Betriebe 70 Prozent ihres Ladebedarfs über das Depotdecken. Beim Strompreis liegt die wirtschaftliche Schmerzgrenze bei 27 Cent/kWh im Depot und 35 Cent an öffentlichen Ladesäulen.
Staatliche Förderung? Bekannt, aber wenig genutzt
Ein Drittel der Unternehmen hat bereits Fördermittel für emissionsfreie LKW beantragt, mit einer hohen Erfolgsquote von 85 Prozent. Dennoch verzichteten 32 Prozent auf eine Antragstellung, da die Förderung als unzureichend wahrgenommen wird. Ein weiteres Drittel hat sich bislang nicht ausreichend informiert.
Bio-Kraftstoffe als Brückentechnologie?
Parallel zum möglichen Hochlauf der E-LKW planen 56 Prozent der Unternehmen den Einsatz von HVO100. Der klimafreundlichere Dieselersatz soll helfen, die Bestandsflotten kurzfristig zu dekarbonisieren.
Gasbetriebene Fahrzeuge mit Bio-CNG oder Bio-LNG spielen dagegen kaum noch eine Rolle. Nur sechs Prozent sehen hier Investitionspotenzial, zu gering sind nach dem Wegfall der Mautbefreiung die wirtschaftlichen Vorteile.
Fazit: Der Wille ist da, die Wirtschaftlichkeit entscheidet
Die Umfrage verdeutlicht einen klaren Trend: Die Logistikbranche ist bereit zum Wandel, doch sie fordert Planungssicherheit, realistische Förderbedingungen und stabile Energiepreise.
Entscheidend für die Verkehrswende auf der Straße wird sein, ob politische Maßnahmen die notwendige Ökonomie hinter der Ökologie liefern können. Erst dann wird aus Strategie konkrete Bewegung.
Erhebung und Methodik
Die Marktbefragung wurde im Auftrag der Plattform Nachhaltiger Schwerlastverkehr von der Deutschen Energie-Agentur (dena) gemeinsam mit dem DSLV Bundesverband Spedition und Logistik durchgeführt. Insgesamt beteiligten sich 82 Unternehmen aus verschiedenen Bereichen der Transport- und Logistikbranche. Die Mehrheit der Teilnehmenden waren Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, Flotten- und Logistikverantwortliche. Befragt wurden insbesondere Betreiber mittlerer und schwerer Nutzfahrzeuge mit einem Fokus auf nationale Fernverkehre, Misch- und Nahverkehre. Die Ergebnisse gelten als explorativ, da es sich nicht um eine repräsentative Stichprobe handelt, liefern jedoch ein aussagekräftiges Stimmungsbild aus der Branche.
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