Die Gewerkschaft ver.di hat heute erneut die Beschäftigten der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) zu einem Streik aufgerufen. Der Warnstreik hat mit der Frühschicht begonnen und dauert 24 Stunden.
Auch heute haben wir in den Tarifverhandlungen leider in entscheidenden Fragen keine ausreichende Bewegung beim Arbeitgeber gesehen, begründet André Kretschmar, ver.di-Verhandlungsführer, den zweiten Streik innerhalb weniger Tage.
Hintergrund des heutigen Streiks der Hafenarbeiter und Angestellten der HHLA ist nach wie vor der mögliche Konzernumbau der HHLA im Zuge des immer wahrscheinlicher werdenden Einstiegs der Reederei MSC. Die Entscheidung, die vor der Sommerpause vertagt wurde, soll heute von der Bürgerschaft des Stadtstaates final getroffen werden. Politische Beobachter gehen davon aus, dass diese aufgrund der Zwei-Drittel-Mehrheit der Koalition positiv ausfallen wird. Danach wird noch die EU-Kommission über den Deal entscheiden.
Der Deal würde MSC 49,9 Prozent an der HHLA verschaffen. Die Beteiligung der Stadt würde damit von rund 70 Prozent auf 50,1 Prozent sinken. Allerdings verspricht sich die Stadt von dem Hafen-Deal im Gegenzug mehr Investitionen und Ladungen in Hamburg. Tatsächlich hat MSC angekündigt, nach Abschluss des Hafen-Deals ihr Ladungsaufkommen an den HHLA-Terminals bis 2031 auf eine Million Standardcontainer pro Jahr fast zu verdoppeln. Darüber hinaus soll in Hamburg eine neue Deutschlandzentrale entstehen.
Hafenarbeiter fürchten trotzdem um ihre Arbeitsplätze und streben in ihrem Streik einen Sozialtarifvertrag an, der sie vor eventuellen sozialen und gesundheitlichen Folgen des geplanten Konzernumbaus schützen soll.
Für die Kolleginnen und Kollegen geht es um Sicherheit in sehr unruhigen Zeiten. Davon würde am Ende auch der Arbeitgeber profitieren.Wir wollen diesen Tarifvertrag zügig zu einem guten Abschluss bringen, erläutert Kretschmar.
Der geplante Deal sorgte von Anfang an für Kontroversen und wurde unter anderem vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre kritisiert. Diese appellierten im Juni an die Hamburger Bürgerschaft, den Einstieg von MSC zu stoppen, unter anderem wegen möglicher Rückschritte bei Klima- und Naturschutz, Mitspracherechten der Beschäftigten und mangelnder Transparenz.
Das zukünftig große Mitspracherecht von MSC im Hamburger Hafen birgt eine Vielzahl von Risiken sowohl wirtschaftlicher als auch sozialer Art. Und natürlich geht es auch um den Zugriff auf kritische Infrastruktur. Mit seinem intransparenten Deal brüskiert der Senat unter Bürgermeister Tschentscher die Hamburger Stadtgesellschaft, warnte Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands.