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Niedrigste Abgasnormen und kein ABS? Kamaz und andere russische Fahrzeughersteller gehen zurück in die 90er

Die gegen Russland verhängten Sanktionen trafen die Lieferketten der dortigen Fahrzeughersteller so hart, dass der Kreml beschlossen hat, die derzeit geltende Euro-5-Norm auf Euro 0 zu senken. Überdies erlaubten die russischen Behörden die Produktion der sogenannten „vereinfachten“ Autos ohne Airbags, ABS und elektronische Stabilisierungssysteme (ESP).

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Die neuen Vorschriften bezüglich der Normen für Nutzfahrzeuge, die seit dem 1. April bis Ende des Jahres gelten, wurden in mehreren Berichten auf dem russischen Automobilportal „motor.ru“ ausführlich beschrieben. Es wird gesagt, dass die Standards gesenkt wurden, um die Entwicklung der russischen Wirtschaft in der Ära der verhängten Sanktionen sicherzustellen.

Laut dem russischen Portal dürfen jetzt Großunternehmen, die über 5.000 Mitarbeiter beschäftigen, sowie Hersteller von Aufliegern und Elektrobussen Fahrzeuge in allen Schadstoffklassen produzieren. An dieser Stelle sollte daran erinnert werden, dass Russland im Jahr 2016 die Euro-5-Norm eingeführt hat.

Probleme der russischen Fahrzeughersteller

Kamaz, der bekannteste russische Lkw-Hersteller, betonte, dass er den Verkauf von Lastwagen, die die Euro-5-Norm erfüllen, nicht eingestellt hat. Eine ähnliche Aussage machte auch GAZ, ein anderer Lkw-Produzent aus Russland.

Wegen der Probleme mit der Lieferung von Elektronik und Systemen der Kraftstoffeinspritzung erweiterte Kamaz sein Angebot jedoch auf Fahrzeuge, die die Euro-2-Norm aus den 1990er Jahren erfüllten. Einige dieser Komponenten stammen von Bosch, daher sucht Kamaz derzeit nach einem alternativen Lieferanten aus Russland. Bei solchen Modellen könnten Motoren der KAMAZ-740-Familie verwendet werden, deren Bauweise aus den 1970er Jahren stammt.

Vladimir Bespalov, Analyst bei der russischen Investmentbank VTB Capital, sagte gegenüber der russischen Zeitung Vedomosti, dass eine solche Lösung in der aktuellen Situation sinnvoll sei. So eine Maßnahme soll kurzfristig eine Verknappung von Fahrzeugen auf dem Markt verhindern.

Das russische Ministerium für natürliche Ressourcen warnte jedoch vor den Folgen einer vorübergehenden Absenkung der Standards. Laut dem Ministerium wird dies die Probleme der Umweltverschmutzung in den größten Städten des Landes verschärfen.

Hersteller “vereinfachen” ihre Fahrzeuge

Überdies werden im russischen Automobilsektor nicht nur die Abgasnormen gesenkt. Nach Angaben der Zeitung „Iswestija“ erlaubt Russland den Bau „vereinfachter“ Autos bis Februar 2023.

Sobald Fahrzeuge dieser Art die Produktionshallen verlassen, werden sie vorbehaltlich einer bilateralen Vereinbarung auch in Kirgisistan, Armenien, Weißrussland und Kasachstan erhältlich sein. Die Tatsache, dass sie „vereinfacht“ gebaut wurden, soll in den Zulassungsdokumenten vermerkt werden. Überdies werden die Zoll- und Grenzbehörden die exportierten Fahrzeuge in einem Register erfassen.

Es ist noch nicht klar, was die abgesenkten Standards wirklich bedeuten. Laut motor.ru „wird es höchstwahrscheinlich möglich sein, die Abgasnormen zu senken sowie Autos ohne ABS, ESP und Airbags zu produzieren.”

Lada hat bereits damit begonnen, Fahrzeuge für den russischen Markt nach niedrigeren „vereinfachten“ Normen herzustellen.

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