Die „Golden Week“ ist jedes Jahr ein feststehender Termin im chinesischen Kalender – und in der Logistikbranche weltweit. Vom 1. bis 8. Oktober 2025 feiert China den Nationalfeiertag und legt große Teile seiner Wirtschaft lahm. Fabriken stehen still, Behörden schließen, und auch in Häfen und Flughäfen läuft der Betrieb nur eingeschränkt. Für die globalen Lieferketten bedeutet das: Verzögerungen, Engpässe und steigende Kosten.
Produktionsstopp und reduzierte Logistik
Wie der Logistiker Dachser mitteilt, bleiben während der Feiertage die meisten Unternehmen in China geschlossen. Auch Zollstellen arbeiten in dieser Zeit nicht, was die Abfertigung zusätzlich verzögert. Zwar bleiben See- und Flughäfen in Betrieb, allerdings nur mit reduzierter Belegschaft und geringeren Frachtmengen.
Nach Angaben von Aftrans International beginnen viele Lieferanten die Feiertage schon vor dem 1. Oktober und nehmen die Arbeit nur schrittweise wieder auf. Dadurch kann die Unterbrechung für europäische Importeure zwei Wochen oder länger dauern.
Folgen für die Lieferketten
Die Auswirkungen sind jedes Jahr deutlich spürbar:
- Engpässe bei Transportkapazitäten: Bereits Wochen vor der Golden Week steigen die Buchungszahlen, um Waren noch rechtzeitig auszuführen.
- Höhere Kosten: Frachtpreise für See- und Luftfracht ziehen spürbar an, zusätzliche Peak Season Surcharges (PSS) und General Rate Increases (GRI) sind üblich.
- Blank Sailings: Reedereien streichen Abfahrten, um das geringere Volumen auszugleichen. Laut Maersk betrifft dies 2025 unter anderem Abfahrten ab Ningbo, Qingdao und Shanghai zwischen Ende September und Anfang Oktober.
- Verzögerungen bei der Zollabfertigung: Behörden sind während der Feiertage geschlossen, die Bearbeitung staut sich auf.
- Überlastung im Vor- und Nachlauf: Die Nachfrage nach LKW-Transporten steigt stark, was die Inlandskosten in China erhöht.
Für europäische Unternehmen, die auf Just-in-Time-Lieferungen setzen oder mit niedrigen Lagerbeständen arbeiten, sind diese Störungen besonders kritisch.
Strategien für Unternehmen
Um die Risiken zu minimieren, raten Logistikexperten zu frühzeitiger Planung:
- Früh buchen: Laut Branchenangaben sollten Seefrachtbuchungen spätestens drei bis vier Wochen vor dem 1. Oktober erfolgen, Luftfracht mindestens eine Woche vorher.
- Bestände sichern: Unternehmen sollten Lagerbestände aufstocken und mit Geschäftspartnern die Erwartungen an Lieferzeiten abstimmen.
- Kritische Sendungen priorisieren: Dringende Aufträge sollten rechtzeitig identifiziert und gegebenenfalls per Luftfracht verschickt werden.
- Flexibel bleiben: Alternative Häfen, längere Transitzeiten oder multimodale Routen – etwa per Bahn über Zentralasien – können helfen, Lieferungen zu sichern.
- Versicherung prüfen: Cargo-Versicherungen gegen Verzögerungen bieten zusätzlichen Schutz.
Bedeutung für Europa
Die Golden Week ist nicht nur eine chinesische Angelegenheit, sondern trifft direkt die europäischen Märkte. Branchen wie Einzelhandel, Elektronik, Automobil und Konsumgüter spüren die Effekte besonders stark.
„In einem Umfeld mit engen Lieferplänen können schon wenige Tage Verzögerung Verpflichtungen gegenüber Partnern und Kunden gefährden“, so Aftrans International.
Die Golden Week ist damit ein fester Stresstest im globalen Logistikjahr. Für Unternehmen gilt: Wer früh plant und mit verlässlichen Partnern arbeitet, kann die Auswirkungen begrenzen – wer zu spät reagiert, muss mit erheblichen Störungen rechnen.