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Tarifchaos in der Logistik: Sachsen-Anhalt jubelt, Niedersachsen streikt

Lesezeit 3 Min.

Während in Sachsen-Anhalt ein Tarifabschluss für die Logistikbranche erzielt wurde, spitzt sich in Niedersachsen der Konflikt zwischen Verdi und dem Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) weiter zu. Die Gewerkschaft hat zu Warnstreiks aufgerufen – und die Branche bereitet sich auf mögliche Ausstände vor.

Nach langen Verhandlungen haben sich Verdi und die Arbeitgeberverbände in Sachsen-Anhalt auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Die Beschäftigten der dortigen Logistikbranche erhalten ab Dezember 2025 eine Lohnerhöhung von 3,7 Prozent, gefolgt von 3,4 Prozent im September 2026 und 2,9 Prozent im Juni 2027. Zusätzlich steigen die Jahressonderzahlungen um 100 Euro.

Laut Verdi arbeiten in Sachsen-Anhalt rund 80.000 Menschen in der Logistik, einem der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes.

„Wir müssen langfristig konkurrenzfähig bleiben und Fachkräfte halten“, betonte die Arbeitgeberseite.

Ganz anders die Lage in Niedersachsen: Hier stocken die Tarifverhandlungen zwischen Verdi und dem GVN. Die Gewerkschaft fordert 280 Euro mehr pro Monat für rund 50.000 Beschäftigte der Speditions-, KEP- und Logistikbranche sowie 100 Euro mehr für Auszubildende, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Die Arbeitgeber boten bislang zwei Erhöhungen von jeweils 2,5 Prozent bei 28 Monaten Laufzeit – für Verdi ein „inakzeptables Angebot“.

„Wir erwarten von den Arbeitgebern ein erheblich verbessertes Angebot“, sagte Thomas Warner, Verhandlungsführer von ver.di. „Sollten wir in dieser Woche kein annehmbares Angebot erhalten, werden wir die Warnstreiks bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 30. Oktober ausweiten.“

Betroffen sind Standorte in Langenhagen, Braunschweig, Salzgitter, Wolfenbüttel, Bad Fallingbostel, Soltau, Diepholz, Melle, Achim und Oyten.

LKW-Fahrer fordern mehr

Während die Tarifverhandlungen in Niedersachsen festgefahren sind, zeigt eine aktuelle Jobmatch-Analyse der LKW-Fahrer-Gehälter, dass die Erwartungen der Beschäftigten nach wie vor hoch sind – auch wenn sie leicht gesunken sind.

Im September 2025 lag das bundesweite Durchschnittswunschgehalt laut 1.721 Angaben bei 3.372 Euro, rund 19 Euro weniger als im August (3.391 Euro).

Regional zeigen sich deutliche Unterschiede:

  • Hessen führt mit 3.512 Euro die Liste an, gefolgt von Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Saarland (jeweils 3.425 Euro).
  • Am unteren Ende liegen Mecklenburg-Vorpommern (3.137 €) und Bremen (3.150 €).
  • Niedersachsen, derzeit im Tarifstreit, liegt mit 3.225 Euro im Mittelfeld.

Auffällig: Die regionalen Unterschiede haben sich verringert. Fahrer in bisher niedrigeren Einkommensregionen – etwa in Thüringen und Sachsen – fordern nun höhere Gehälter, während die Spitzenländer leicht nachgeben.

Fachkräftemangel bleibt der Druckfaktor

Die aktuelle Tarifrunde zeigt, wie sehr die Lohnentwicklung zur Schlüsselfrage der Branche geworden ist. Unternehmen kämpfen nicht nur mit gestiegenen Kosten, sondern auch mit dem anhaltenden Fahrermangel.

In Sachsen-Anhalt haben die Tarifparteien erkannt, dass eine attraktive Entlohnung entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit ist. In Niedersachsen hingegen droht der Konflikt zu eskalieren – mit möglichen Auswirkungen auf Lieferketten und Verkehre in ganz Norddeutschland.

Ob der Druck die Arbeitgeber zu einem verbesserten Angebot bewegt, wird sich bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 30. Oktober zeigen.

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