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Kaputte Straßen – kaputte Lieferketten: Deutschlands Logistik kämpft ums Durchkommen

Lesezeit 4 Min.

Von abgefahrenen Spiegeln bis zu tödlichen Unfällen: Im ländlichen Jagsttal zeigt sich exemplarisch, wie Deutschlands marode Verkehrsinfrastruktur nicht nur Menschenleben gefährdet, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft ausbremst. Während die Politik Vertröstungen liefert, wächst der Frust bei Spediteuren.

Roland Rüdinger, Spediteur aus dem Hohenlohekreis, bringt es im Gespräch mit dem Südwestrundfunk (SWR) auf den Punkt: “Der Straßenzustand ist teilweise eine Katastrophe.” Die maroden Zubringer zur A81 in seiner Region seien für den Schwerlastverkehr schlichtweg ungeeignet – zu eng, zu kurvig, zu gefährlich. Regelmäßig entstehen durch das Ausweichen auf bröckelnde Bankette Schäden an LKW – Kosten, die Rüdinger selbst trägt.

Doch der Unternehmer spricht nicht nur für sich: Seine Erfahrungen stehen symbolisch für ein weitreichendes Problem in Deutschland.

IW-Studie belegt: 84 % der Unternehmen leiden unter schlechter Infrastruktur

Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), sehen sich 84 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland regelmäßig durch Infrastrukturmängel in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt – ein Allzeithoch. Besonders gravierend: 92 Prozent der betroffenen Unternehmen benennen explizit den Zustand der Straßen als Ursache.

Auch die Schiene enttäuscht

Immer mehr Firmen sehen sich durch Verspätungen und Engpässe auf der Schiene in ihrer Leistungsfähigkeit behindert. Die Zahl der Unternehmen, die von erheblichen Einschränkungen durch die Schieneninfrastruktur berichten, hat sich seit 2013 verachtfacht.

“Die Verkehrsinfrastruktur ist ein Bremsklotz”

Die Verkehrsinfrastruktur ist ein Bremsklotz für die deutsche Wirtschaft geworden. Das Geld muss auch dort ankommen, wo es gebraucht wird. Sonst verpassen wir den Anschluss“, mahnt IW-Infrastruktur-Experte Thomas Puls in der Studie.

Zwar sei das Sondervermögen der Bundesregierung grundsätzlich ein geeignetes Mittel, um die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern – jedoch dürften die Milliarden nicht dazu verwendet werden, Löcher in den Sozialkassen zu stopfen.

Tatsächlich sollen 2026 rund 19 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen in den Schienenverkehr fließen – gleichzeitig aber fast 14 Milliarden Euro aus dem regulären Haushalt entfallen. Die Folge: In der Summe fehlt das Geld dort, wo es dringend gebraucht wird – etwa für die Sanierung maroder Autobahntrassen.

Realität vor Ort: Zubringer zur A81 als Risikofaktor

Im Fall von Spediteur Rüdinger zeigt sich, wie gefährlich der Status quo ist. Besonders kritisch ist die Kreisstraße K2319 zwischen Schöntal-Marlach und der Grenze zum Neckar-Odenwald-Kreis. Bereits 2013 war deren Sanierung geplant – doch der Baustart wurde mehrfach verschoben. Nach aktuellem Stand soll frühestens 2027 gebaut werden. Für Rüdinger ein unhaltbarer Zustand: „Die schlechten Bankette sind hochgefährlich.“

Tragische Folge: Im Mai kam auf eben dieser Straße ein zehnjähriger Junge im Rollstuhl bei einem Unfall ums Leben. Für Rüdinger ein weiterer Beweis, wie dringend Handlungsbedarf besteht – eine Einschätzung, die die Behörden bislang nicht teilen.

Deutschlands Straßen sind ein wirtschaftliches Risiko

Die Lage im Hohenlohekreis ist kein Einzelfall. Laut IW sehen viele Unternehmen den Zustand der Infrastruktur längst als Standortnachteil. Dazu passt auch der Blick auf bundesweite Großbaustellen: So sorgt der Neubau der Rahmede-Talbrücke an der A45 weiter für massive Umwege im Sauerland, ganze Regionen sind vom Transitverkehr abgeschnitten. Auch auf der A1, A3 und vielen Landesstraßen kommt es regelmäßig zu Sperrungen und Dauerbaustellen.

Für Speditionen und Logistikunternehmen bedeutet das: steigende Kosten, längere Fahrzeiten, wachsendes Unfallrisiko. Und für die deutsche Wirtschaft insgesamt wird der Verkehrsweg Straße mehr und mehr zum Flaschenhals.

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