Obwohl die EU-Verordnungen, aber auch die nationalen und lokalen Gesetze den Druck auf das Transportgewerbe erhöhen, damit die Unternehmen ihre Flotten so schnell wie möglich durch emissionsfreie Fahrzeuge ersetzen, scheint ein wichtiger Punkt der Verkehrssicherheit in den Rechtsvorschriften nicht berücksichtigt zu werden. Es geht um die Gefahr von Bränden von Elektrofahrzeugen in Tunneln, wie Beat Walther, Sicherheitsexperte und stellvertretender Kommandant des Rettungsteams am Gothardtunnel, einem der wichtigsten Tunnel unter den Alpen, gegenüber dem Schweizer „Tages Anzeiger“ erklärte.
Walther erklärte, dass bei einer Beschädigung einer Lithium-Ionen-Batterie die Gefahr eines internen Kurzschlusses besteht, der sich von einer Batteriezelle auf eine andere übertragen kann.
Wenn die Lithiumbatterie thermisch instabil ist, macht dies die Löscharbeiten komplexer und erfordert große Mengen an Wasser“ – betont Michael Derungs, Experte für Prävention und Rettung aus Zürich, in der Zeitung.
„Das bedeutet, dass der Gotthardtunnel im Falle eines Großbrandes eines Elektro-Lastwagens voraussichtlich mehrere Tage gesperrt bleiben müsste. Wenn das Fahrzeug brennbare Ladung transportiert, würde die Blockade des Tunnels sogar Wochen andauern“ – sagt Walther. Nach Ansicht des Experten ist eine eingehendere Analyse der mit Lithiumbatterien verbundenen Risiken dringend erforderlich.
Laut Walther, der seit mehr als 15 Jahren in der Rettungsmannschaft des Schweizer Tunnels tätig ist, kommt es vier bis fünf Mal pro Jahr zu Bränden im Tunnel.
In einer solchen Situation wird der Tunnel nach Auslösung des Feueralarms sofort für die zur Wiederherstellung der Sicherheit und des Verkehrs erforderliche Zeit gesperrt.
Vielleicht muss es erst einen Brand eines Elektro-Lkw geben, damit das Problem mit den Lithium-Ionen-Batterien weiter untersucht werden kann“ – spekuliert der Experte in der Schweizer Tageszeitung.
Selbst in den Vorgaben des Bundesamtes für Straßen für die Lüftungs- und Detektionssysteme in Straßentunneln sind die Auswirkungen des zunehmenden Anteils von Elektrofahrzeugen nicht berücksichtigt und deshalb keine risikomindernden Maßnahmen vorgesehen“ – alarmiert der “Tages Anzeiger”.