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Umfrage: Fatale Müdigkeit – Jeder dritte Lkw-Fahrer schläft am Steuer ein

Lesezeit 4 Min.

Eine Umfrage der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) hat ergeben, dass fast jeder dritte Lkw-Fahrer schon einmal am Steuer eingeschlafen ist. Während 6 von 10 Lkw-Fahrern angeben, dass sie regelmäßig übermüdet fahren mussten

Lkw-Fahrer sind häufig gezwungen weiterzufahren, auch der Müdigkeit zum Trotz. Eine Umfrage unter Berufskraftfahrern zeigt ein erschütterndes Bild vom Alltag auf den Straßen.

An der Umfrage nahmen 2.861 Lkw- und Busfahrer teil. 52 % der Lkw-Fahrer gaben an, bei Müdigkeit anhalten und eine Pause einlegen zu wollen, dies aber nicht zu können. Darüber hinaus gaben 772 der befragten Fahrer an, dass sie aufgrund von Übermüdung beinahe einen Unfall verursacht hätten.

So oft schlafen Lkw-Fahrer während der Fahrt ein

Wie oft sind Sie in den letzten 12 Monaten während der Fahrt eingeschlafen?

Umfrage unter 2159 Lkw-Fahrern

Antwort in Prozent: Unsicher / Ich weiß nicht 8  – Dreimal 2 – Mehr als dreimal 11 – Ein- oder zweimal 17 – NIE 62

 

Umfrage unter 2159 Lkw-Fahrern / Quelle: ETF

 

Schon diese Zahlen allein sind alarmierend. Doch die ETF geht zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus, da die Fahrer Angst haben, über solche Vorfälle zu berichten.

Fehlende Möglichkeit zur Erholung

Wie oft wären Sie in den letzten 12 Monaten gerne wegen der eigenen Müdigkeit gestoppt und konnten es nicht?

Umfrage unter 2148 Lkw-Fahrern

Antwort in Prozent: Unsicher / Ich weiß nicht 6 – Dreimal 2 – Mehr als dreimal 26 – Ein- oder zweimal 23 – NIE 43

In einer Erklärung der Umfrageergebnisse, sagte die ETF:

Lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne, keine wirklichen Pausen und keine angemessenen Ruhemöglichkeiten. Auch die Schlafqualität werde oft durch Unterbrechungen gemindert. Und das alles, während man Busse voller Passagiere und Lastwagen, die bis zum Rand mit Gütern gefüllt sind, durch den dichten Verkehr bringt. All dies führt zu Übermüdung der Fahrer, gefährdet ihre Sicherheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer und erhöht das Unfallrisiko auf den Straßen der EU.

Die ETF argumentiert, dass die von Arbeitgebern und europäischen Politikern ergriffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Müdigkeit von Berufskraftfahrern unzureichend sind.

Daher fordert die ETF von den Politikern und der Transportindustrie, folgendes:

  • Gewährleistung fairer Löhne, die derzeit extrem niedrigen Löhne zwingen die Fahrer dazu, länger zu arbeiten, um einen angemessenen Lebensunterhalt zu verdienen,
  • sicherstellen, dass die Fahrer für alle arbeitsbezogenen Aufgaben entlohnt werden, was nicht immer der Fall ist,
  • die Pläne zur Flexibilisierung der Lenk- und Ruhezeitregelungen im Güter- und Personenverkehr zu stoppen,
  • die Beseitigung von Übermüdung der Fahrer in den Mittelpunkt der EU-Strategien zur Straßenverkehrssicherheit zu stellen,
  • sicherstellen, dass die Lohn-, Arbeitszeit- und Ruhebedingungen für Berufskraftfahrer ordnungsgemäß durchgesetzt werden,
  • sicherstellen, dass Ausnahmen von den Vorschriften nach Vorschrift erfolgen und nicht dazu dienen, die Arbeitszeiten der Fahrer dauerhaft zu verlängern, sie von zu Hause fernzuhalten und die Ruhebedingungen zu verschlechtern.

Begüm Boynukalin, ETF-Kommunikationsbeauftragter, sagt, dass eine Verzögerung oder Verweigerung der Einführung der oben genannten Maßnahmen „fatale Folgen für die Verkehrssicherheit haben wird”.

In Zusammenarbeit mit Gregor Gowans.
Foto: Trans.INFO / ETF

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