TransInfo

Foto: trans.iNFO

Transportgewerbe in den Niederlanden zeigt sich widerstandsfähig trotz zahlreicher Herausforderungen

Laut einem aktuellen Marktreport der ING hat sich das Transport- und Logistikgewerbe in den Niederlanden als robust gegen die Corona-Pandemie und die anschließenden wirtschaftlichen Folgen erwiesen.

Lesezeit 6 Min.

Der Marktreport geht davon aus, dass nach dem wirtschaftlichen Tiefpunkt während der Pandemie und dem anschließenden Nachfragerückgang, der durch den wirtschaftlichen Abschwung ausgelöst wurde, das Jahr 2024 für die Transport- und Logistikunternehmen voraussichtlich „ein stabileres Jahr” sein wird.

Der Bericht betont jedoch parallel, dass mehrere Faktoren weiterhin das Gewerbe erschweren, dazu gehören Lieferbeschränkungen, Gegenwind im Handel und eine sich nur langsam erholende Wirtschaft.

Die Aussichten für das kommende Jahr

Die Autoren des Berichts betonen, dass Herausforderungen wie Preisdruck, Nachfrageschwäche und geopolitische Unsicherheiten weiterhin eine Herausforderung darstellen, infolgedessen blicken Unternehmen vorsichtig in die Zukunft.

Allerdings könnten die Kapazitätsengpässe dem niederländischen Straßentransgewerbe paradoxerweise dabei helfen, bessere Preise auszuhandeln.

Der Bericht geht von einem leichten Wachstum des Straßentransports um 0,5 Prozent, während für den Paketmarkt und die Logistikdienste ein Anstieg von 1 Prozent erwartet wird.

Der Hafentätigkeit und dem grenzüberschreitenden Verkehr wird dagegen die wirtschaftliche Lage in Deutschland zur Last. Der Bericht betont jedoch, dass der Abwärtstrend im Jahr 2024 anhalten könnte.

Darüber hinaus kommen die Autoren des Berichts zu dem Schluss, dass die Binnenschifffahrt durch die Energiewende (aufgrund des Rückgangs der Kohletransporte) und die geringere Zuverlässigkeit (durch die Verlagerung auf die Schiene aufgrund niedriger Flusspegel) negativ beeinflusst wurde.

Kostendruck wird steigen

Dem Bericht zufolge hat sich die finanzielle Lage vieler Unternehmen verschlechtert, obwohl die Situation der Branche unterm Strich stabil bleibt.

Der Bericht stellt auch einen Anstieg der Insolvenzen im Jahr 2023 fest, insbesondere im Straßengüterverkehr. Allerdings ist der Anteil der Insolvenzen niedriger ist als noch vor zehn Jahren:

Die Zahl der Insolvenzen von Unternehmen im Bereich Transport und Logistik (ohne Einzelunternehmen) ist von 110 auf 189 im Jahr 2023 stark angestiegen. In Prozent ausgedrückt bleibt sie jedoch mit 1,5 Prozent niedriger als 2019 (1,9 Prozent) und deutlich niedriger als vor zehn Jahren (2013). Diese Entwicklung ist auch auf den starken Anstieg der Gründungen von Unternehmen in den letzten Jahren zurückzuführen, was auf eine positive Dynamik hindeutet.

Auf der anderen Seite wird in dem Bericht betont, dass der Kostendruck weiter steigen dürfte, insbesondere im Straßengüterverkehr und in der Logistik, wo der Lohnanteil relativ hoch ist, und die Nachfrage je nach Markt schwanken kann.

Flughafen Schiphol spielt weiterhin eine zentrale Rolle

In Bezug auf die Luftfracht stellt ING fest, dass die Sicherung der Flughafen Schiphol aufgrund der hohen Einnahmen von zentraler Bedeutung ist.

Obwohl der Flughafen nur knapp 4 Prozent der Flüge abwickelt, leistet er laut ING einen „wesentlich größeren” Beitrag zur Wirtschaft.

Der Bericht fügt hinzu, dass der im letzten Herbst beobachtete Aufschwung im Luftfrachtsektor ein positiver Trend ist, der darauf hindeutet, dass in diesem Jahr ein Wachstum bevorstehen könnte.

Geopolitische Auswirkungen

Was den Güterverkehr insgesamt betrifft, so zeigt der Bericht, dass der Straßentransport und die Logistikdienste zwar ein leichtes Wachstum aufweisen, in anderen Segmenten, einschließlich der Schifffahrt, jedoch weiterhin Herausforderungen bestehen.

Dies ist zum Teil auf geopolitische Spannungen und Unterbrechungen in der Überseelogistik zurückzuführen, die zu einer unbeständigen Landschaft für den internationalen Handel beitragen.

Geopolitische Spannungen machen sich in der internationalen Logistik, der Schifffahrt und den Häfen bemerkbar. In der Überseefrachtlogistik kam es zu Beginn des Jahres aufgrund der erzwungenen Umgehung des Roten Meeres zu Störungen, die zu erheblichen Verspätungen bei der Ankunft in europäischen Häfen und zur Annullierung von Anschlussfahrten führten. Dies führte zu einem schleppenden Start im Hafen von Rotterdam und einer Neukalibrierung der Lieferketten. Auch die niederländischen Reedereien meiden die Region, was zu längeren Routen in verschiedenen Segmenten führt, nachdem sich der Handel aufgrund der Sanktionen gegen Russland verschoben hat. Dies hat Auswirkungen auf den Massen- und Stückgutverkehr mit kleineren Schiffen, während nur wenige neue Schiffe in Dienst gestellt werden. Nach einem Rückgang im Jahr 2023 könnte dies zu einer günstigeren ersten Jahreshälfte für die niederländischen Seeverkehrsunternehmen führen.

Darüber hinaus heißt es in dem Bericht, dass sich die Landschaft und die Dynamik des niederländischen Transport- und Logistiksektors infolge des zunehmenden Protektionismus im Welthandel verändern würde. Laut ING bewerten die Unternehmen beispielsweise ihre Lieferketten neu, um Abhängigkeitsrisiken zu mindern und die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.

Davon könnte auch die Lagerhaltung in den Niederlanden profitieren, heißt es in dem Bericht. Er stellt fest, dass die zunehmende Ungewissheit und der Bedarf an Widerstandsfähigkeit in der Lieferkette die Bedeutung von erhöhter Logistikkompetenz und potenziellen Lagermöglichkeiten unterstreichen, die niederländische Unternehmen dann nutzen können.

Fachkräfte fehlen weiterhin

Schließlich wird in dem Bericht auch auf die anhaltenden Herausforderungen bei der Einstellung von Personal hingewiesen, die unter anderem durch demographische Probleme verschärft werden.

Auf 1.000 Arbeitsplätze kommen immer noch 46 offene Stellen. Insgesamt stellt die Verfügbarkeit von Personal für die meisten Unternehmen weiterhin ein Problem dar, was die aktuelle Krise von früheren unterscheidet. Der Personalmangel betrifft nicht nur Logistikpersonal wie Fahrer, sondern auch technisches Personal, das für die Wartung der Ausrüstung zuständig ist. Dies ist größtenteils auf die alternde Bevölkerung und den geringeren Zustrom junger Leute in die Branche zurückzuführen, kombiniert mit neuen Anforderungen der Arbeitnehmer.

Auch Fehlzeiten wurden als Problem hervorgehoben:

Die krankheitsbedingten Fehlzeiten in der Transport- und Logistikbranche waren im dritten Quartal 2023 um 1,4 Prozentpunkte höher als 2019 und fast 1 Prozentpunkt höher als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. In der Praxis bedeutet dies, dass mehrere Tausend Arbeitnehmer vorübergehend abwesend waren, so der Bericht.

Tags