Ich disponiere seit über 10 Jahren zu 70-80 Prozent kleine Solo-LKW (Sprinter), die restlichen 20-30 Prozent sind ganz normale Tautliner / Hängerzüge etc. Als Disponent muss man auf den Fahrer eingehen, damit die Zusammenarbeit so unkompliziert ablaufen kann wie nur möglich. Viele vergessen dabei, dass wir alle nur Menschen sind. Egal ob Fahrer oder Dispo, jeder hat das Recht mal Fehler zu machen und jeder macht Fehler.
In meinem Beiträgen werde ich euch anhand von Beispielen schildern, womit wir uns tagtäglich als Disponenten herumschlagen müssen. Viele werden sich bestimmt in der einen oder anderen Situation wiederfinden.
Wie bereits erwähnt, muss man als Disponent auf den Fahrer eingehen. Wichtig ist, dass ihr, wenn ihr einen neuen Fahrer habt, immer zuerst festlegt, ob ihr euch duzen oder siezen sollt. Das ist sehr wichtig.
Kommunikation ist das A und O zwischen der Dispo und dem Fahrer.
Hier kommt Fall Nummer eins. ( Alle Personen und Namen sind frei erfunden.)
Wir sollen zur Firma – nennen wir sie einfach Fa. Meier – ca. 10 Paletten transportieren. (Mein Fahrer hat von mir per SMS und Telefon die Anweisung bekommen, sich mit einer Referenznummer und Kontaktperson + Telefon im Warenannahmebüro anzumelden. Er soll bitte nicht ans Haupttor fahren, denn dann wird er nicht reingelassen. Ich sage auch immer zu meinen Fahrern:Bitte lest euch zusätzlich die Lieferscheine genau durch und schaut auf die Ware, ob Sie beschädigt ist oder ob wie vereinbart alle Paletten oder Ware an Bord sind. Hier ist es ganz wichtig, dem Fahrer alles vor seiner Einstellung genau zu erklären).
Ich telefoniere kurz nach der Beladung mit dem Fahrer. Mein Fahrer -nennen wir ihn hier Peter Müller – meint zu mir: „Wolle, kein Problem, ich kriege das hin, mach dir keine Sorgen, wird schon schief gehen“!
Was passiert? Mein Fahrer kommt zur Firma Meier und will mit den 10 Paletten reinfahren.
Kurz darauf bekomme ich von ihm einen Anruf.
– „Wolle, ich habe ein Problem! (Ich liebe dieses Wort!!!) Ich stehe vor dem Haupttor und der Pförtner lässt mich nicht rein“
Was mach ich natürlich,ich frage als erstes:
– „Peter, warst du im Wareneingangbüro? Hast du dich angemeldet, stehst du auch richtig bei der Firma“?
Zu 90 Prozent bekomme ich immer dieselbe Antwort:
– „Klar ,habe ich das, stehe ja vor dem Haupttor, an der richtigen Adresse.
Und hier fängt der ganze alltägliche Zirkus mit Kommunikationsproblemen an.
Was mache ich? Greife sofort zum Telefon und rufe meinen Kunden (nennen wir Ihn hier Herr Gross) an und sage:
– „Servus,Herr Gross, ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, dass mein LKW vor der Firma Meier steht und leider kommen wir nicht rein“!
Herr Gross ist ein ganz Netter:
– „Kein Problem, Wolle. Das kriegen wir hin, frag ihn mal, ob er sich mit der Referenznummer angemeldet hat oder beim Wareneingang steht. Ansonsten soll er die Kontaktperson im Werk anrufen“.
– Ich: „Vielen Dank Herr Gross, das werde ich machen“ Dann bitte ich meinen Fahrer: „Peter, gibt mir mal bitte den Pförtner ans Telefon“
In den meisten Fällen, (kennt ihr selber), wollen die Herrschaften nicht mit uns reden.
Ich weiß nicht warum. Vielleicht haben die Angst vor uns Disponenten. Wir sitzen im Büro, der Fahrer am Tor, der Kunde auch im Büro. Und so vergehen so manchmal mindesten 15-20 min, um überhaupt zu klären, was ist der Sachstand ist. Wer hat hier Recht und wer nicht? Im schlimmsten Fall steht immer Aussage gegen Aussage. Um so mehr müssen wir uns Disponenten auf unsere Fahrer verlassen können. Natürlich, auch auf unseren Kunden, da dieser uns den Auftrag erteilt..
Übrigens bin ich als Disponent natürlich verpflichtet dem Fahrer in so einer Situation einen reibungslosen Ablauf zu sichern. Damit unsere Firma hier keine Zeit und Geld verliert. Alles muss zum Wohle der Firma geschehen. Denn wie eins Benjamin Franklin sagte: „ Zeit ist Geld “ .
Ich vertraue immer darauf, dass mein Fahrer sich immer an meine Anweisungen hält.
Zurück zum Fahrer:
– „Peter, habe gerade nochmal mit Herrn Gross gesprochen und er meinte, dass du dich nicht angemeldet hast, melde dich bitte im Büro, wie ich es dir gesagt habe. Danke“.
Mein Fahrer würde es nie zugeben, dass er sich nicht angemeldet hat . Er hat versucht direkt über das Tor reinzukommen. Und wie immer versuchen sie uns Disponenten zu zeigen, dass es auch ohne uns geht. (Oder dass sie auch ohne uns zurechtkommen). Es gibt auch solche Fahrer, denen sendest du eine SMS und hast die ganze Woche Ruhe. Denn er macht auch ohne deine Hilfe einen Superjob. Aber ich mache das schon zu lange. Wenn jemand denkt er könnte die Dispo oder die Fahrer gegen Autonome Maschinen kurz (K.I. =Künstliche Intelligenz) austauschen, den muss ich leider eines Besseren belehren. Versucht es bitte, es klappt leider ohne uns beide nicht.
Was macht mein Fahrer:
– „Wolle, hier gibt es kein Büro“!
Ich denke mir nur meinen Teil, manchmal muss man auch mal den Ton ein wenig verschärfen gegenüber dem Fahrer:
– „Peter… Peter, hör genau zu, was ich dir sage!”
Peter versucht mir natürlich was einzureden. Es ist manchmal mit unserem Fahrer, wie in einer guten alten Ehe. Jeder kennt die Situation (Stress, Zeitdruck), also muss man das Ganze mit einem Schmunzeln betrachten. In unseren Beruf darf kein Platz sein, um beleidigt zu sein auf den anderen. Man muss die Backen zusammenkneifen und sich an die Arbeit machen. Man darf nichts persönlich nehmen, denn nach Feierabend sitzt man eh zusammen beim Kaffee oder einem Bier und lacht dann über den vergangenen Tag.
– „Peter, bitte fahre an einen Parkplatz, ich besorge dir Fotos oder eine genaue Karte mit dem Standort, vielleicht sende ich dir die genauen Koordinaten und du steigst bitte aus und fragst jemanden oder den Pförtner, danke.“
Mein Fahrer langsam genervt:
– „Jaaa, mache ich, Wolle, aber…“
In dem Fall gibt es jedoch kein aber. Ich suche in unserem System und in den E-Mails. nach dem Auftrag. Vielleicht gibt es einen Anhang. Dann gehe ich ins Internet und suche mir die Firma heraus, gehe auf Google Maps, wo man Bilder oder Details von der Firma sehen kann oder frage meinen Kunden Herrn Gross, ob er Fotos mit der genauen Lage des Werks und des Büros hat. Anschließend sende ich alles meinem Fahrer.
– „Peter, alle Details habe ich dir gerade auf dein Smartphone gesendet, schau bitte zu, dass du dich so schnell wie möglich anmeldest“.
Wie sich herausstellte, war das Büro etwa 10 Meter vom Haupttor entfernt und mein Fahrer hatte es entweder übersehen oder hatte unser Gespräch von früh vergessen. Insgesamt haben wir etwa 40-45 Minuten verloren. Im schlimmsten Fall kann man auch eventuell den Anschluss zur nächsten Tour verlieren. Das kommt vor. Ich war selber früher LKW-Fahrer und habe mich auch verfahren. Damals gab es noch kein Navi und man musste Leute nach dem Weg fragen. Darum bin ich Disponent geworden. Meine vorherige Berufserfahrung hilft mir dabei sehr. Denn wir sind dafür da, Probleme zu lösen und unsere Fahrer zu unterstützen. Kommunikation und Ehrlichkeit sind das A und O.
Wie eins Johann Karl Christoph Nachtigal unter dem Pseudonym Otmar sagte: „Ehrlich währt am längsten“ !
Teil 2 folgt
Foto: Trans.INFO