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Foto: Dachser

Kurzinterview: Wir erleben eine Zeitenwende, die das Selbstverständnis der Logistik nachhaltig beeinflusst

In unserem Interview erklärt Burkhard Eling von Dachser, welche Faktoren 2023 Einfluss auf die Entwicklung der Logistik- und Transportbranche haben werden und wie Unternehmen trotz turbulenter Zeiten gut durch das Jahr 2023 kommen.

Lesezeit 4 Min.

Natalia Jakubowska, Trans.iNFO: Wie blicken Sie auf das Jahr 2022 zurück?

Burkhard Eling, CEO von Dachser: Für die Logistik und für Dachser war 2022 ein überaus erfolgreiches Jahr, das erneut von hohen Frachtraten in der Luft- und Seefracht und hohen Transportvolumina im europäischen Landverkehrsnetz geprägt war. Aufgrund der fragilen Lieferketten ging es vor allem darum, die globalen Warenströme verlässlich und reibungslos am Laufen zu halten. Das ist uns sehr gut gelungen, und das honorieren unsere Kunden.

Wir haben darüber hinaus auf verschiedenen Gebieten Meilensteine erreicht. So ist es uns gelungen, Innovationen bei den Themen Klimaschutz und Digitalisierung von der Forschung in die Praxis zu bringen. Aktuelle Beispiele sind unser neues, vollautomatisiertes Hochregallager in Memmingen sowie unsere @ILO-Pilotterminals in Unterschleißheim und Öhringen. Dort werden alle Packstücke im Eingang automatisch von optischen Scaneinheiten erfasst und in einem digitalen Zwilling des Umschlaglagers abgebildet. Dadurch beschleunigen und vereinfachen sich viele Prozesse. In einem weiteren Projekt haben wir in diesem Jahr 8.500 Wechselbrücken im Fernverkehr mit intelligenten Trackern ausgestattet, sodass wir nun auch im Stückgut exakte Ankunftszeiten berechnen und Kapazitäten besser planen können.

Auf der anderen Seite war 2022 mit Sicherheit ein äußerst anspruchsvolles Jahr. Es war geprägt von gestörten Lieferketten, Kostensteigerungen, und auch der Fahrermangel macht sich immer deutlicher bemerkbar. Wir erleben hier eine Zeitenwende, die das Selbstverständnis der Logistik nachhaltig beeinflusst.

Was ist Ihr persönliches Branchenwort des Jahres ?

Ganz klar, Resilienz. Das Streben nach mehr Resilienz führt gerade zu einem substanziellen Umbau der Lieferketten und erhöht den Stellenwert der Logistik als strategischen Erfolgsfaktor für Unternehmen enorm.

Was erwarten Sie mit Blick auf die Transport-und Logistikbranche für 2023?

Auch 2023 werden wirtschaftliche und geopolitische Entwicklungen großen Einfluss auf die Entwicklung der Logistik- und Transportbranche haben. Das Weltwirtschaftsklima wird sich den Prognosen zufolge weiter abkühlen. Angesichts der stark steigenden Preise, insbesondere für Kraftstoff und Energie, wird eine Abschwächung der Unternehmensnachfrage und des privaten Konsums in Europa spürbar werden, sodass wir von sinkenden Transportmengen ausgehen. Dazu kommt der akute Mangel an Fachkräften.
Das alles macht 2023 zu einem anspruchsvollen Jahr für die Transport- und Logistikbranche, das Dachser aber im Zusammenspiel von operativer Exzellenz und Innovationskraft erneut gut meistern wird.

Welche Aktivitäten und Projekte stehen bei Ihnen für das Jahr 2023 auf der Agenda?

Wir haben drei hauptsächliche Themen auf der Agenda: Digitalisierung, Klimaschutz, und das Finden und Binden von Fachkräften. Dazu kommt der weitere Ausbau unseres Netzes, um auch in Zukunft unser Qualitätsniveau hoch zu halten.

Welche Tipps würden Sie Unternehmen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 geben?

Unternehmen sind sicher gut beraten, wenn sie sich in ihrer globalen Lieferantenstruktur breiter aufstellen und u.a. Pufferlager in Europa aufbauen, um sich gegen Risiken abzusichern und ihre Lieferketten flexibler und resilienter aufzustellen. Dadurch werden die Lieferketten zwar komplexer, aber hier können Logistikdienstleister mit intelligenter Netzwerksteuerung sowie hoher Transparenz und Flexibilität entlang der gesamten Supply Chain unterstützend tätig werden.

 

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