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Quelle: Adobestock / Kara

Deutsche Fahrer stehen 40 Stunden im Stau

INRIX, Inc., ein weltweit führender Anbieter von Verkehrsanalysen und Connected-Car-Services, stellt die Global Traffic Scorecard 2022 vor. Die Staustudie identifiziert und bewertet Stau- und Mobilitätstrends in mehr als 1.000 Städten in 50 Ländern. Für das Jahr 2022 zeigt sich: Das Verkehrsaufkommen nähert sich wieder dem Vorkrisenniveau von 2019 an, in Deutschland liegt es sogar darüber.

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17.01.2023

Diese Entwicklung spiegelt sich in den Zeitverlusten für deutsche Autofahrer*innen wider. In fast allen der zehn staureichsten Städte in Deutschland war der Zeitverlust durch verstopfte Straßen um einige Stunden höher als noch 2021. Dabei bleibt München mit 74 Staustunden die staugeplagteste Stadt Deutschlands, gefolgt von Berlin mit 71 Staustunden (65 Stunden in 2021) und Hamburg mit 56 Stunden (47 in 2021). Potsdam, wo der Umbau des Leipziger Dreiecks in der Innenstadt den Verkehr auch 2022 zum Stocken brachte, erreicht wieder Platz vier und steigert seinen Zeitverlust auf 55 Stunden (46 Stunden in 2021). Auf den Plätzen fünf und sechs folgen Darmstadt und Leipzig mit 47 bzw. 46 Stunden Stauzeit.

Es gibt aber auch gute Nachrichten für Münchener Autofahrer*innen: Obwohl die Stadt weiterhin auf dem ersten Platz landet, verbrachten Pendler dort im Jahr 2022 durchschnittlich fünf Stunden weniger im Stau als noch 2021 (74 Stunden im Vergleich zu 79 Stunden 2021). München und Nürnberg sind die einzigen Städte im Top 10 Ranking, die einen Rückgang des Verkehrs gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie vorweisen können. In allen anderen der Top 10 staureichsten Städte in Deutschland stieg der Zeitverlust für Pendler durch Stau und stockenden Verkehr leicht an.

Tabelle 1: Die zehn staureichsten Städte in Deutschland 2022 nach Staustunden

2022 Ranking (2021) Stadt Zeitverlust im Stau 2022 (2021) Vergleich mit 2019 Staukosten pro Fahrer*in Gesamt-kosten für die Stadt Durchschnitts-geschwindigkeit in der Innenstadt (km/h)
1 (1) München 74 (79) -15% 746 € 390 Mio. € 18
2 (2) Berlin 71 (65) 8% 714 € 963 Mio. € 23
3 (3) Hamburg 56 (47) 17% 569 € 372 Mio. € 24
4 (4) Potsdam 55 (46) 57% 556 € 35 Mio. € 26
5 (20) Darmstadt 47 (37) 31% 472 € 27 Mio. € 26
6 (11) Leipzig 46 (40) 38% 460 € 92 Mio. € 26
7 (12) Freiburg 43 (40) 51% 435 € 36 Mio. € 24
8 (15) Lübeck 41 (38) 7% 411 € 32 Mio. € 26
9 (16) Bremen 40 (37) 8% 399 € 79 Mio. € 26
10 (8) Nürnberg 40 (41) -5% 399 € 74 Mio. € 26

Trotz der Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe – der sogenannten „Spritpreisbremse“ – in den Sommermonaten stiegen die Kosten für Autofahrer*innen, die der Zeitverlust im Stau verursacht, um 28 € auf 399 € (2021: 371 €). Dies hält aber anscheinend nur wenige Menschen vom Autofahren ab: Das Verkehrsaufkommen, gemessen in Fahrzeugkilometern an Wochentagen, stieg um 21% im Vergleich zu 2021 und liegt damit sogar um acht Prozent über dem Niveau von 2019. Busse und Bahnen tun sich dahingegen weiterhin schwer – ihr Fahrgastaufkommen lag im ersten Halbjahr 2022 immer noch gut ein Fünftel (21%) unter dem vom ersten Halbjahr 2019[1].

Stauschwerpunkte: Der Mittlere Ring in München wieder vorn

Wie schon im letzten Jahr führt der Mittlere Ring in München die Liste der staureichsten Straßen in Deutschland an, diesmal allerdings mit dem Abschnitt zwischen Stettnerstraße und Plinganserstraße. Wer diese Strecke im Jahr 2022 regelmäßig zu Stoßzeiten fuhr, für den summierten sich die täglichen 13 Minuten Zeitverlust auf 51 Stunden im Jahr. Viel Geduld mitbringen mussten auch Hamburger Autofahrer*innen im Elbtunnel (A7 HH-Volkspark bis HH-Waltershof): An diesem Stauschwerpunkt verloren sie rund 40 Stunden Zeit. Fast genauso hoch war der jährliche Zeitverlust in Köln auf der A3 zwischen Dreieck Köln-Heumar und Kreuz Leverkusen sowie auf der A59 zwischen Dreieck Köln-Heumar und Troisdorf. Insgesamt sind Berlin, Hamburg und Köln gleich mehrfach in den Top 10 der Stauschwerpunkte vertreten, Berliner Straßen sogar dreimal. Allerdings fällt die B96 – im Jahr 2020 noch Spitzenreiter – auf den sechsten Platz zurück.

Tabelle 2: Stauschwerpunkte in Deutschland 2022

Platzierung Stadt Straßenabschnitt Stoßzeit Durchschnittl. Zeitverlust in Minuten Jährl. Zeitverlust in Stunden
1 München B2R in nördl. Richtung zw. Stettnerstraße und Plinganserstraße 17:00 13 51
2 Hamburg A7 in südl. Richtung zw. HH-Volkspark und HH-Waltershof 16:00 10 40
3 Köln A3 in nördl. Richtung zw. Dreieck Köln-Heumar und Kreuz Leverkusen 16:00 9 38
4 Köln A59 in südl. Richtung zw. Dreieck Köln-Heumar und Ausfahrt Troisdorf 16:00 9 37
5 Berlin A1/B5 in westl. Richtung zw. Myslowitzer Straße und Samariterstraße 7:00 8 33
6 Berlin B96 Oranienburger Straße in nördl. Richtung zw. Roedernallee und Bieselheider Weg 16:00 8 32
7 Berlin A100 in östl. Richtung zw. Hohenzollerndamm und A103 16:00 8 32
8 Hamburg Ring 2 in südl. Richtung zw. Schwalbenplatz und Sievekingsallee 16:00 8 31
9 Bonn A565 in nördl. Richtung zw. Rulandsweg und A555 16:00 8 30
10 Wiesbaden A3 in nördl. Richtung zw. Dreieck Mönchhof und Ausfahrt WI-Niedernhausen 16:00 8 30

Pendlerkosten im internationalen Vergleich

Deutschland hat mit der „Spritpreisbremse“ eine zeitweilige Senkung der Energiesteuer eingeführt, um die Kosten, die Verbraucher an der Zapfsäule zahlen, zu senken und die Folgen der Ukraine-Krise und der Pandemie zu mildern. Mit Erfolg: Der weltweite Anstieg der Kosten für Pendler machte sich in Deutschland weniger bemerkbar als in den meisten europäischen Nachbarländern, im Vereinigten Königreich und den USA. Laut der INRIX-Analyse stiegen die jährlichen Kraftstoffkosten pro Pendler in Los Angeles im Vergleich zu 2021 um etwa 315 $ (286 €). Auch Pendler in London zahlten 2022 etwa 212 £ (253 €) mehr für ihre Fahrt zur Arbeit als im Vorjahr, während sie in Berlin nur 51 € mehr aufbringen mussten.

Auch außerhalb der Ballungsräume stiegen die Kosten für das Pendeln. Durchschnittlich zahlten Autofahrer*innen in den USA im Jahr 2022 etwa 134 $ (122 €) und im Vereinigten Königreich etwa 122 £ (146 €) mehr als 2021. Deutsche Fahrer hingegen kostete ihr Arbeitsweg mit dem Auto etwa 60 € mehr als im Jahr 2021.

 


[1] Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/09/PD22_401_461.html#:~:text=Besonders%20stark%20stiegen%20im%201,im%20Vorjahreszeitraum%20(%2B119%20%25)

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