Natalia Jakubowska, Trans.INFO: Was hat sich im vergangenen Jahr in der Transport- und Logistikbranche geändert?
Hendrik Venter, CEO DHL Supply Chain EMEA: Durch die Corona-Pandemie hat sich besonders die Art zu arbeiten geändert. Kundentermine, Reisen, persönliche Gespräche mit den Mitarbeitern – all das ist nur noch virtuell möglich, worauf wir uns aber mit der Zeit sehr gut eingestellt haben. Allgemein war das letzte Jahr durch viele Herausforderungen geprägt. Der enorme Anstieg des E-Commerce durch die Pandemie führte zu Lieferengpässen auf Produktionsseite. Aber auch auf den Handelsrouten gab es Probleme durch knappe Container sowie geringe und teure Transportkapazitäten. Damit ist das Steuern von Supply Chains für Unternehmen um ein Vielfaches komplizierter geworden. Aber genau da können wir helfen und unseren Kunden krisenfeste Lösungen bieten.
Ohne was geht es gar nicht mehr?
Ganz klar E-Commerce. Bereits im letzten Jahr haben wir unsere Technologien großflächig ausgebaut, um besser auf Schwankungen in den Supply Chains reagieren zu können. Gerade durch die Pandemie wird immer deutlicher, dass Digitalisierung für unsere Branche von immenser Bedeutung ist und so schwankende Nachfragen problemlos abgefedert werden können. Dennoch sind unsere qualifizierten und hochmotivierten Mitarbeiter unverzichtbar. Besonders die letzten Jahre voller Unsicherheiten haben gezeigt, wie wichtig es ist ein Team an Bord zu haben, das sich aktiv an der Umsetzung von Veränderungen beteiligt. Nur gemeinsam können solche Herausforderungen erfolgreich gemeistert werden. Das schafft keine Technologie.
Welche Trends und Entwicklungen werden das Jahr 2022 prägen?
Wir gehen davon aus, dass sich die Trends für dieses Jahr nicht grundlegend ändern werden. Themen wie E-Commerce, Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden grundlegend bleiben und vor allem letzteres wird noch an Bedeutung gewinnen. Wir hoffen natürlich, dass Corona ab der zweiten Jahreshälfte die Geschäftswelt weniger prägen wird, aber ich wage hier keine Prognose. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren oft gesehen, wie schnell sich die Situation ändern kann. Dennoch haben wir für uns klare Ziele, wie wir unsere Digitalisierung weiter ausbauen wollen. Gerade unseren Anteil im E-Commerce-Geschäft wollen wir verstärkt erhöhen und dazu auch unser „European Fulfillment Network“ weiter ausbauen, mit dem Ziel, dieses für mehr Kunden zugänglich zu machen.
Welcher Trend ist für Sie am wichtigsten und warum?
Meine persönlich größte Ambition liegt im Ausbau von nachhaltigen Lösungen. Hier haben wir für DHL Supply Chain schon einiges erreicht. Beispielsweise sind mittlerweile gut 30 Prozent unserer Warenlager C02 neutral. Doch auch da ist noch Luft nach oben: Bis 2025 soll dies für all unsere Warenlager zutreffen. Wenn wir dazu noch die Transportlösungen grüner gestalten können, wäre ein großer Schritt geschafft. Nicht zu vergessen sind dabei unsere Mitarbeiter – unsere wichtigste Ressource gerade in Ausnahmesituationen wie der Pandemie. Ohne unser top ausgebildetes und motiviertes Team hätten wir die letzten Monate nicht so erfolgreich bewältigt. Dass wir seit 2020 immer wieder als Top Employer ausgezeichnet werden, ist eine motivierende Anerkennung, auf der wir uns jedoch nicht ausruhen.
Welche Herausforderungen stellen diese Trends und Entwicklungen für Unternehmen dar? Wie können Unternehmen diese gut meistern?
Die größten Herausforderungen für Unternehmen sind sicherlich ihre Lieferketten. Diese möglichst nachhaltig zu gestalten, wird zu einem immer bedeutenderen Thema bei Institutionen und Verbrauchern. An der Stelle können wir mit unseren Lösungen helfen, dass Unternehmen ihren Klimazielen ein großes Stück näherkommen. Daneben stellt gerade der E-Commerce eine enorme Herausforderung für KMUs dar. Ein Trend, der nicht mehr wegzudenken ist. Zum einen ist es eine wahnsinnige Chance für KMUs, zum anderen eine echte Aufgabe, für die wir ein extrem gutes Serviceangebot mit unserem European Fulfillment Network bieten, das optimal an die Bedürfnisse unserer Kunden angepasst werden kann.