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Grüne Wende im Güterverkehr? Verband über realitätsferne Politik, die Milliardenstrafen für LKW-Hersteller nach sich zieht

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Trotz ambitionierter Klimavorgaben der EU bleibt der Anteil emissionsfreier LKW gering. Der europäische Branchenverband ACEA schlägt Alarm: Ohne gezielte politische Maßnahmen drohen den Herstellern massive Strafzahlungen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die Fahrzeugtechnik – sondern vor allem die fehlende Infrastruktur.

Die Umsetzung der EU-Klimaziele für schwere Nutzfahrzeuge gerät zunehmend unter Druck. Während der Wandel zu emissionsfreien Antrieben politisch gewollt ist, bleibt die Nachfrage nach entsprechenden Fahrzeugen gering. Laut dem Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) könnten LKW-Hersteller ab 2030 mit Strafzahlungen in Milliardenhöhe konfrontiert werden, sollten die CO2-Flottenziele verfehlt werden.

Derzeit sind über 90 Prozent der neu zugelassenen LKW in der EU mit Dieselmotoren ausgestattet. Im ersten Quartal 2025 entfielen lediglich 3,5 Prozent auf batterieelektrische oder Plug-in-Hybrid-Modelle. Damit sei ein struktureller Zielkonflikt absehbar, so ACEA.

ACEA fordert gezielte politische Maßnahmen

Im Rahmen eines Pressegesprächs in Brüssel betonte Christian Levin, CEO von Scania und Vorsitzender des ACEA-Ausschusses für Nutzfahrzeuge, dass die Branche die Klimaziele nicht infrage stelle. Gegenüber “The Munich Eye” erklärte Levin, es gehe vielmehr darum, wie diese Ziele unter realistischen Rahmenbedingungen erreicht werden könnten.

Er verwies auf die logistische Schlüsselrolle Deutschlands im europäischen Güterverkehr:

Der Großteil der Transporte in der EU führt durch Deutschland. Daher ist es für das Land von entscheidender Bedeutung, den Übergang zu schadstoffarmen oder schadstofffreien Fahrzeugen aktiv zu unterstützen“, so Levin.

Höhere Kosten für fossile Kraftstoffe und Ausbau der Ladeinfrastruktur gefordert

Um den Wandel zu beschleunigen, sprach sich Levin für eine deutliche Verteuerung fossiler Kraftstoffe wie Diesel aus. Gleichzeitig forderte er den raschen Ausbau einer verlässlichen Ladeinfrastruktur für Elektro-LKW. Nur so könne der Markthochlauf emissionsfreier Antriebe wirtschaftlich sinnvoll gestaltet werden.

Neben Anreizen wie steuerlichen Erleichterungen, einer CO2-basierten LKW-Maut und gezielten Förderprogrammen sei auch eine Reform der Stromnetzinfrastruktur erforderlich. Laut ACEA müsse die Netzausbauplanung an den erwarteten Mehrbedarf durch Elektromobilität angepasst werden. Genehmigungsverfahren von bis zu zehn Jahren – wie sie in Schweden zu beobachten seien – stünden einem zügigen Wandel entgegen.

Stillstand bei wichtiger EU-Richtlinie

Zudem kritisierte der Verband die Verzögerung bei der Überarbeitung der EU-Richtlinie zu Gewicht und Abmessungen von Nutzfahrzeugen. Eine Anpassung sei notwendig, um E-LKW mit herkömmlichen Diesel-LKW auf einheitlicher regulatorischer Basis vergleichen zu können. Trotz Einigkeit unter Kommission, Parlament und Industrie steht ein Durchbruch im Rat der Mitgliedstaaten aus.

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