An der Französischen Raststätte Sommesous (A26) haben letzte Woche der zur CMA-CGM-Gruppe gehörende Dienstleister CEVA Logistics, der Energieversorger ENGIE und der Autobahnbetreiber Sanef die erste Relaisstation für einen emissionsarmen Fernverkehr eingeweiht und eine Zwischenbilanz ihres Pilottests für ein relaisstationsbasiertes Straßengüterverkehrsnetz gezogen.
Der sogenannte ECTN-Korridor (European Clean Transport Network) ist in vier Autobahnabschnitte unterteilt und umfasst fünf Relaisstationen in Avignon (Vaucluse), Lyon (Rhône), Dijon (Côte-d’Or), Sommesous (Marne) und Lille (Nord). Elektro-LKW pendeln dabei auf klar definierten Abschnitten von rund 300 Kilometern zwischen den fünf Terminals. LKW-Fahrer tauschen dort Trailer, während ihre Fahrzeuge geladen werden.
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Erkenntnisse aus dem Modellversuch
Der 16-monatige Pilotversuch auf der 900 Kilometer langen Strecke zwischen Avignon und Lille zeigt, dass sich mit dem Relaissystem die Transitzeiten für den Güterverkehr optimieren und die CO₂-Emissionen um bis zu 75 Prozent senken lassen. Bemerkenswert ist dabei, dass auf der Teststrecke die Standardtransitzeit von 23 Stunden auf 17 Stunden reduziert werden konnte, was einer Fahrtzeitverkürzung von 25 Prozent entspricht. Zudem verbessern sich die Arbeitsbedingungen, da Fahrer täglich zu ihren Ausgangspunkten zurückkehren.
Die Partner setzen auf ein Netzwerk fester Umschlagpunkte entlang von Autobahnen, wo Trailer getauscht und LKW geladen werden – ähnlich dem historischen Pony-Express-Prinzip. Bereits 190 solcher Stationen könnten laut den Allianz-Partnern ein europäisches Netz bilden. Ziel sei es, den Straßengüterverkehr klimafreundlicher zu gestalten, ohne auf disruptive Technologien warten zu müssen.
Parallele Projekte in Spanien und Deutschland
Ein vergleichbarer Ansatz wird auch in Spanien verfolgt. Das Start-up Trucksters organisiert mit Hilfe von Big Data und KI einen staffelartigen Sattelauflieger-Tausch an definierten Punkten, um Transportzeiten zu optimieren und E-LKW alltagstauglich zu machen. Das Unternehmen ist bereits in mehreren europäischen Ländern aktiv.
In Deutschland arbeitet das Start-up Mansio mit dem Versicherer Kravag zusammen, um Trailerwechsel einfacher zu machen. Über die App „Kravag Truck Parking“ können Fahrer künftig Stellplätze buchen, um an rund 90 Standorten Begegnungsverkehre zu organisieren – inklusive festem Zeitfenster und Pausenmöglichkeit. Das Pilotprojekt läuft seit November 2024.
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Alle Modelle eint das Ziel, den Fernverkehr nachhaltiger, effizienter und für LKW-Fahrer attraktiver zu machen – durch fest strukturierte, digital unterstützte Transportlösungen.