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Gewerkschaftsmitglieder von der ETF schlagen absurde Lösungen in Bezug auf die Arbeitszeit der Fahrer vor. Wird Brüssel nachgeben?

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Seit der Veröffentlichung des Mobilitätspakets, d.h. ab 31. Mai 2017, folgt und kommentiert die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) alle Vorschläge für neue Vorschriften. Dieses Mal erhebt sie die Stimme über die Arbeits- und Ruhezeiten von Fahrern.

Im Mai 2017, kurz nach der Veröffentlichung des Mobilitätspakets, forderte die ETF in einer offiziellen Erklärung, dass die Europäische Kommission die vorgeschlagenen Änderungen der Vorschriften über die Arbeits- und Ruhezeiten der Fahrer aufgibt und die geltenden Vorschriften in dieser Hinsicht beibehält.

Vorschlag der Europäischen Kommission

Wir erinnern daran, dass die Europäische Kommission beschlossen hat, den Systemtyp 3/1 zu unterstützen, nach dem drei Wochen auf der Fahrt und eine weitere Woche zu Hause verbracht werden. Darüber hinaus werden die Fahrer nach dem Vorschlag des Pakets die Möglichkeit haben, zwei wöchentliche Ruhezeiten in einer Reihe bis zu 24 Stunden zu verkürzen. In der Praxis wird es möglich sein, drei Wochen in der Kabine eines Lastwagens zu verbringen (das Verbot der Übernachtung in der Kabine gilt nur für die regelmäßige wöchentliche Ruhezeit), wenn folgende Lösung angewendet wird:

1. Woche: Arbeit von Montag bis Samstag, 24 Stunden Ruhezeit;
2. Woche: Arbeit von Montag bis Samstag, 24 Stunden Ruhezeit;
3. Woche: Arbeit von Montag bis Freitag;
4. Woche: Rückkehr nach Hause und eine Woche Ruhezeit.

ETF verschärft ihren Standpunkt

Am 18. Februar erschien auf der Website der Föderation ein Mitteilung, in der die ETF über die Veränderung ihres Standpunktes und die spezifischen Forderungen gegenüber den EU-Institutionen informiert. „”Ab heute wird sich die ETF für eine vollständige Änderung der Regeln für Fahr- und Ruhezeiten einsetzen””, lesen wir.

Im Folgenden die Forderungen der Mitglieder der Organisation:

– maximal tägliche Fahrhöchstdauer von 8 Stunden (nur zweimal pro Woche 9 Stunden),
– eine Stunde Pause alle 4 Stunden Fahrt (60 Minuten können in zwei 30-minütige Abschnitte aufgeteilt werden),
– nicht mehr als 48 Stunden pro Woche und nicht mehr als 80 Stunden in einem zweiwöchigen System,
– die Einführung eines vollständigen Verbots der 45-stündigen Ruhezeit in einem Fahrzeug (einschließlich ermäßigter 24-Stunden-Ruhezeit).

Die ETF betont, dass sich diese Forderungen aus der Sorge ergeben, dass die für die Überprüfung der EU-Vorschriften über Fahr- und Ruhezeiten zuständigen EU-Organe die Sicherheit von Fahrern, Fahrgästen und anderen Verkehrsteilnehmern vernachlässigen.

Werden sich die Gewerkschaftsmitglieder ins eigene Fleisch schneiden?

Wir haben die andere Seite – die Arbeitgeber um ihre Stellungnahme zum Apel der Transportarbeiter gebeten:

Wenn man die Vorschläge der ETF liest, gewinnt man den Eindruck, dass sie von Theoretikern geschrieben wurden, die keine Ahnung vom internationalen Straßentransport haben. Stellen Sie sich die Situation eines Fahrers vor, der Waren von Estland nach Portugal liefern und dann mit einer Rücklieferung zurückkommen soll. Um die Vorschläge der europäischen Gewerkschafter umzusetzen, müsste sich seine gesamte Reisezeit und seine Abwesenheit von zu Hause mindestens verdoppeln. Ich frage mich, welche Worte er an die ETF-Aktivisten richten würde, die angeblich seine Interessen vertreten? – sagt Maciej Wroński, Präsident des Arbeitgeberverbandes Transport and Logistics Poland.

Der Leiter von TLP erwartet, dass dies nicht das letzte Wort der Gewerkschaften ist:

Wenn ich die Eskalation der Forderungen der europäischen Gewerkschaften beobachte, warte ich nur auf den Moment, in dem sie schreiben, dass der Fahrer jeden Tag bei sich zu Hause übernachten soll. Meinen Sie, es ist unmöglich? Na und? Hauptsache, es klingt und sieht gut aus.Und was die Postulate selbst angeht, so mag es gut sein, dass sie es gibt. Ihre Absurdität, aber auch die Angst, dass die sozialisierenden europäischen Eliten sie entgegen dem gesunden Menschenverstand verwirklichen können, ist ein starker Motivationsfaktor, die Arbeit an autonomen Fahrzeugen und Car-Platooning zu intensivieren. So werden sich die Aktivitäten der Gewerkschaften auf die Auflösung des Berufes des Fahrers in seiner jetzigen Form auswirken – fügt Maciej Wroński hinzu.

„Unsinnige Postulate”

Die Forderungen der ETF-Gewerkschaftsmitglieder werden nicht nur von Arbeitgebern, sondern auch von den Fahrern selbst kritisiert:

Diese Forderungen sind, um ehrlich zu sein, lächerlich.”” Wenn solche Vorschriften in Kraft treten würden, würden die Routen von Polen zu den peripheren Ländern, wie z.B. Großbritannien, Spanien oder Portugal, viel länger dauern und der Transport schnell verderblicher Güter wäre praktisch unmöglich. Wer kauft weiche, überreife Früchte? – kommentiert Artur Gieniec, ein LKW-Fahrer mit 13-jähriger Erfahrung.

– Bei solchen Arbeitszeiten würden die Fahrzeuge mehr stehen als fahren, und die Firmen haben immer mehr Gebühren, Leasingraten und andere Kosten zu tragen – fasst der LKW-Fahrer zusammen.

Anstatt solchen Unsinn zu erfinden, könnten die Gewerkschaften wichtigere Themen bearbeiten, z.B. den Mindestlohn für Fahrer. Im Krankheitsfall erhalten wir nur wenige hundert Zloty von der ZUS, ganz zu schweigen von der Pensionierung. Wenn sie die Arbeitsbedingungen der Fahrer verbessern wollen, sollten sie für die Pflicht der Standklimtaisierung in Fahrzeugen kämpfen. Das wäre doch eine Lösung! In Südeuropa fallen die Temperaturen auch nachts nicht unter 30 Grad. Tagsüber, bei 40-Grad-Hitze erreicht die Temperatur in der Kabine sogar 50 Grad. Wie soll sich der Fahrer erholen? Soll er unter der Woche auch ein Hotel aufsuchen? – fügt Herr Artur hinzu.

Und wie beurteilen Sie die Postulate der Gewerkschaften?

Fot: pixabay.com

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